Debatte um die Kultfigur

Wie viel Zentimeter Bauch soll der Pumuckl haben?

27. August 2015
von Börsenblatt
Die Diskussion um den Body-Mass-Index von "Pumuckl" hält an - diesmal verursacht von der Tochter der Autorin, die verkündet hatte: "Pumuckl bekommt seinen Bauch zurück". Nur - ganz so einfach ist es nicht, zumal die Erinnerungen der Fans trügen. In der Jubiläumsausgabe bleibt Pumuckl rank. Und für weitere Ausgaben wird jetzt ein Styleguide erarbeitet.

Pumuckl-Fans haben, angefeuert durch einen "Bild-Zeitung"-Artikel, im Netz hitzige Debatten geführt und befürchtet, der Kobold verliere mit dem Gewicht auch sein Gesicht. Denn der Kosmos-Verlag hatte den 95. Geburtstag der "Pumuckl"-Autorin Ellis Kaut und das Jubiläum der ersten Buchausgabe vor 50 Jahren zum Anlass genommen, eine in dieser Woche ausgelieferte Neuausgabe mit durchgängig farbigen Pumuckl-Illustrationen zu veröffentlichen. "Schon im Vorfeld der Produktion hat sich bei einer Zielgruppenabfrage gezeigt, dass Eltern und Kinder unterschiedlich auf die neuen Illustrationen reagieren", berichtet Kosmos-Lektorin Claudia Steinke. "Die Kinder waren unisono vom aktuellen Stil begeistert. Das war für uns ausschlaggebend! Und wir haben uns gefreut, mit Jan Saße einen erfolgreichen Illustrator gewinnen zu können, dessen Zeichnungen bei Kindern sehr beliebt sind." Der 39-Jährige orientierte sich beim Zeichnen an seinen sportlichen Söhnen und gestaltete die Figur dynamischer.

Die Tochter von "Pumuckl"-Autorin Ellis Kaut, Uschi Bagnall, hält die Rechte an der Pumuckl-Darstellung zusammen mit Barbara von Johnson und ihrem Mann Brian Bagnall; von Johnson hatte die erste und Bagnall die zweite Pumuckl-Figur gezeichnet. Sie seien alle um die 70, wollten nicht altmodisch wirken und deshalb wissen, welchen Pumuckl die Kinder lieber mögen, zitiert der "Münchner Merkur" Uschi Bagnall. Die Testkinder wollten Saßes Figur, die erwachsenen Fans "ihre" alte Pumuckl-Figur. Als Bagnall von Protesten gegen den sportlicheren Kobold hörte, habe sie sich sehr gefreut: "Wir haben uns bestätigt gefühlt", wird sie im "Münchner Merkur" zitiert.  Und versprach schon mal: "Pumuckl bekommt seinen Bauch zurück."

Nur, wie das so mit Erinnerungen ist: Die Buchfiguren hatten gar kein Kugelbäuchlein - die meisten erwachsenen Fans erinnern sich schlicht an die Zeichentrickfigur. In den Filmen wurde Barbara von Johnsons Pumuckl-Figur durch eine von der Pannonia-Film in Budapest gestaltete Figur ersetzt. Und die streckte ihr Kugelbäuchlein vergnügt nach vorn.

Bagnalls Äußerungen indes hatten eine zweite Berichterstattungswelle zur Folge, in Online- und Printmedien, Fernseh- und Radiosendungen. "Auch wenn wir die Kinder im Blick haben, nehmen wir die aktuellen kritischen Stimmen der langjährigen Fans natürlich ebenfalls ernst", meint Kosmos-Lektorin Claudia Steinke. Gemeinsam mit den Rechteinhabern will der Verlag nun überlegen, ob und wie Pumuckl sich in nächster Zeit entwickeln wird. "Wir sind mit Frau Bagnall in engem Kontakt. Derzeit wird gemeinsam ein Styleguide erarbeitet, der genau festlegt, wie weit das Schokoladenbäuchlein künftig aus der grünen Hose ragen darf." Was Pumuckl wohl zu dem Medienrummel über seine Jojo-Diät sagen würde?