Auszeichnung des Freistaats Bayern

Gerhard Roth erhält Jean-Paul-Preis 2015

22. September 2015
von Börsenblatt
Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth wird mit dem Jean-Paul-Preis 2015 des Freistaats Bayern ausgezeichnet, wie Kunstminister Ludwig Spaenle bekannt gab. Die Jury würdigte Roths Romanzyklen als "Entdeckungsfahrten in das Unbewusste". Der Literaturpreis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Gerhard Roths Interesse gelte "einer Freilegung von Verdrängungsprozessen, die bis heute den Umgang mit der jüngeren Geschichte prägen", sagte Kunstminister Spaenle. Es sei beeindruckend, "wie er menschliche Abgründe beschreibt und dabei auf anrührende Weise objektiviert."

Die Jury war sich einig, dass sich Roths Werk durch einen präzisen und enzyklopädischen Blick auf Wahn und Tod auszeichnet, so die Mitteilung des bayerischen Kunstministeriums. In der Bewertung der Jury heißt es: "Roths große Romanzyklen sind Entdeckungsfahrten in das Unbewusste. Sie thematisieren die Gewalt der menschlichen Verhältnisse, die verdrängte Geschichte vom letzten Jahrhundert bis in die Gegenwart und geben den Opfern eine Stimme. Seine Arbeiten erzeugen in ihrer klaren Sprache und den kriminalistischen Erzählstrukturen die Lust, die Wirklichkeit und das oft unverständliche Verhalten der Menschen in ihr zu deuten."

Der 1942 in Graz geborene Erzähler, Dramatiker, Essayist und Fotograf Gerhard Roth lebt heute in Wien und der Südsteiermark. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Drehbücher. Seine großen Romanzyklen "Die Archive des Schweigens" (1980−1991) und "Orkus" (1995−2011) umfassen allein insgesamt 15 Einzelwerke.

Zum Preis

Der Jean-Paul-Preis des Freistaats Bayern wird alle zwei Jahre vergeben und würdigt das literarische Gesamtwerk eines deutschsprachigen Schriftstellers. Er ist mit 15.000 Euro dotiert. Unter den bisherigen Preisträgern waren Friedrich Dürrenmatt, Botho Strauß, Horst Bienek, Herrmann Lenz, Günter de Bruyn, Herbert Rosendorfer, Gerhard Polt, Uwe Dick, Brigitte Kronauer und Petra Morsbach.

Der Jury gehören derzeit an: Maria Gazzetti, Sven Hanuschek, Burkhard Müller, Reinhard Wittmann und Cornelia Zetzsche.