Geisteswissenschaften International

Sonderpreise für Ulrich Herbert und Robert Kindler

21. Oktober 2015
von Börsenblatt
Im Rahmen des Programms Geisteswissenschaften International sind in diesem Herbst zwei Werke mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden: Ulrich Herberts "Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert" (C.H. Beck) und "Stalins Nomaden. Herrschaft und Hunger in Kasachstan" (Hamburger Edition). Insgesamt bekommen 15 Werke eine Übersetzungsförderung.

Die beiden Bücher erhalten den Preis zur Förderung herausragender geistes- und sozialwissenschaftlicher Publikationen. Neben der Übersetzung beinhaltet das zusätzlich die Unterstützung bei Marketingmaßnahmen zur Vermittlung der Titel an englischsprachige Verlage.

"Der Preis wird diesmal bewusst zwei Monographien gemeinsam zugesprochen, die auf sehr unterschiedliche Weise aber beide exemplarisch die Leistungskraft deutscher historischer Forschung unter Beweis stellen", begründet die Jury ihre Entscheidung. "Ulrich Herberts souveräner Überblick sucht unter anderem die Antwort auf zwei Fragen: Wie konnte es geschehen, dass ein Land, das um 1900 als Paradebeispiel einer durchschlagenden Modernisierung gelten konnte, eine Generation später in die Barbarei des Nationalsozialismus abstürzte? Und wie konnte sich aus dieser Katastrophe heraus dasselbe Land zu einer Demokratie entwickeln, die manche in Europa als mustergültig empfinden?"

Die Jury fährt fort: "Robert Kindler untersucht in seiner Dissertation, wie unter Stalin die kasachischen Nomaden durch Hunger entweder ausgerottet oder zur Sesshaftigkeit und damit zur Eingliederung in das sowjetische System gezwungen wurden. Er zeigt die Prozesse auf, aus denen heraus die gegenwärtige, multiethnische Gesellschaft Kasachstans entstanden ist und untersucht eine Geschichte, deren Brisanz sowohl in Russland wie auch in Kasachstan selbst bisher ausgeblendet worden ist."

Insgesamt 15 geisteswissenschaftliche Werke profitieren im Herbst von einer Übersetzungsförderung ins Englische, teilt der Börsenverein mit. Neben Ulrich Herbert und Robert Kindler sind dies:

  • Cornelius Borck: "Hirnströme: Eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie" (Wallstein)
  • Christian Bumke u. Andreas Voßkuhle: "Casebook Verfassungsrecht" (Mohr Siebeck)
  • Christof Dejung: "Fäden des globalen Marktes. Eine Sozial- und Kulturgeschichte des Welthandels am Beispiel der Handelsfirma Gebrüder Volkart 1851−1999" (Böhlau)
  • Jan Eckel: "Die Ambivalenz des Guten. Menschenrechte in der internationalen Politik seit den 1940ern" (Vandenhoeck & Ruprecht)
  • Elisabeth Gallas: "Das Leichenhaus der Bücher. Kulturrestitution und jüdisches Geschichtsdenken nach 1945" (Vandenhoeck & Ruprecht)
  • Michael Hampe: "Die Lehren der Philosophie. Eine Kritik" (Suhrkamp)
  • Ralf Hoffrogge: "Werner Scholem – eine politische Biographie (1895−1940)" (UVK)
  • Philip Hogh: "Kommunikation und Ausdruck" (Velbrück Wissenschaft)
  • Daniel Loick: "Kritik der Souveränität" (Campus)
  • Jürgen Martschukat: "Die Ordnung des Sozialen. Väter und Familien in der amerikanischen Geschichte seit 1770" (Campus)
  • Michael Maul: "'Dero berühmbter Chor'. Die Leipziger Thomasschule und ihre Kantoren 1212−1804" (Lehmstedt)
  • Thomas Vesting: "Die Medien des Rechts: Sprache, Schrift, Buchdruck, Computernetzwerke" (Velbrück Wissenschaft)
  • Benjamin Ziemann: "Gewalt im Ersten Weltkrieg. Töten-Überleben-Verweigern" (Klartext / Jakob Funke Medien)

Die Übersetzung der ausgezeichneten Werke ins Englische wird mit der Summe von insgesamt 300.000 Euro finanziert. Verteilt wird die Summe nach Umfang der Bücher. Ziel der Auszeichnung ist die stärkere internationale Verbreitung deutscher Forschungsergebnisse in den Sozial- und Geisteswissenschaften und die globale Vernetzung deutscher Wissenschaft. Die Zahl der in den englischen Sprachraum vergebenen Lizenzen soll so dauerhaft erhöht werden.

Getragen wird Geisteswissenschaften International vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Fritz Thyssen Stiftung, der VG WORT und dem Auswärtigen Amt.

Zweimal im Jahr werden hervorragende geistes- und sozialwissenschaftliche Werke ausgezeichnet und deren Übersetzung ins Englische finanziert. Die nächste Ausschreibung läuft bis 31. Januar 2016. Dann stehen wieder Fördermittel in Höhe von 300.000 Euro zur Verfügung.