51 Titel sollen bereits 2016 erscheinen

"Addio a Mondazzoli": Umberto Eco gründet Autorenverlag

26. November 2015
von Börsenblatt
Erst hatten Umberto Eco und andere Autoren vor der Machtkonzentration durch Mondadoris Übernahme der neun RCS-Verlage gewarnt, nun haben sie zu handeln begonnen: Unter dem Namen "La nave di Teseo" (Das Schiff des Theseus) haben sie einen eigenen Verlag gegründet, der schon 2016 rund 50 Titel veröffentlichen soll. Und als Chefin niemand Geringeres als Elisabetta Sgarbi gewonnen, die Ex-Verlegerin von Bompiani.

Zwischen fünf bis sechs Millionen Euro beträgt das Startkapital, zu dem allein Umberto Eco rund zwei Millionen Euro dazugegeben hat, berichtet die italienische Tageszeitung "La Repubblica". 51 Titel beabsichtigt Sgarbi im kommenden Jahr schon zu veröffentlichen, und sie kann in die Vollen greifen, weil neben Eco weitere bekannte Schriftsteller wie Sandro Veronesi, Tahar Ben Jelloun, Edoardo Nesi, Susanna Tamaro, Hanif Kureishi und Michael Cunningham mit im Boot sind.

Sie wollen nicht das Monopol von Mondadori hinnehmen, vor dem sie bereits in einem offenen Brief gewarnt hatten: "Ein Koloss dieser Größe würde eine enorme Macht über die Autoren und die Buchhandlungen haben, Kleinverlage langsam in den Tod treiben und die Vergabe der Literaturpreise lächerlich vorhersehbar machen", hatte Eco geschrieben und viele Autoren hatten unterzeichnet.

Der italienische Kulturminister Dario Franceschini hatte errechnet, dass Mondadori künftig 50 Prozent des Buchmarkts beherrscht, im Bereich des Taschenbuchs vermutlich 70 Prozent. Die zum Berlusconi-Imperium gehörende Verlagsgruppe Mondadori hatte im Oktober von der verschuldeten Verlagsgruppe Rizzoli deren Buchsparte RCS Libri mit renommierten Verlagen wie Adelphi, Bompiani und Rizzoli für 130 Millionen Euro übernommen. "Siamo pazzi, diciamo addio a Mondazzoli", meinte Eco launig und formte damit schon mal den Kunstnamen aus Mondadori und Rizzoli − "Seien wir verrückt, sagen wir 'Auf Wiedersehen' zu Mondazzoli".

Der neue Verlagsname ist mit Bedacht gewählt: Das Schiff des Theseus fragt als philosophisches Paradoxon, ob ein Gegenstand seine Identität verliert, wenn viele seiner Einzelteile nacheinander ausgetauscht werden.