Lesetipp: „F.A.Z.“-Interview mit Jonathan Landgrebe

Mehr Sachbuch, mehr Profit für Suhrkamp

11. Dezember 2015
von Börsenblatt
Sandra Kegel hat den neuen Suhrkamp-Verleger Jonathan Landgrebe für die heute „F.A.Z.“-Ausgabe interviewt (Feuilleton, S. 13). Landgrebe deutet an, dass der Verlag vor allem wirtschaftlicher werden muss.

„Wir denken nicht in Bestsellern", sagt Landgrebe und betont, der Verlag werde sich nicht auf potenzielle Bestseller fokussieren, sondern seinem Programm treu bleiben. „Wir haben keine Angst vor Misserfolgen", sagt Landgrebe, der auf Ulla-Unseld Berkéwicz folgt, die die Geschicke des Verlags aus dem Aufsichtsrat heraus steuern wird, wo sie den Vorsitz übernimmt. Ihre Familienstiftung hält mit der Familie Ströher die Mehrheit der Aktien des Verlags, bleibt damit die starke Frau im Hintergrund.

Landgrebe räumt im Gespräch mit Sandra Kegel ein, dass es nach den Millionenverlusten durch das Insolvenzverfahren (und die inzwischen beigelegten Rechtsstreitereien) nun das Ziel des Verlags sein müsse, schwarze Zahlen zu schreiben – auch wenn der Verlag u.a. dank Investitionen der Familie Ströher „stabil dastehe".

Im kommenden Jahr will Suhrkamp weiter sein Sachbuchprogramm ausbauen und als Spitzentitel auf den neuen Roman von Friedrich Ani setzen. Außerdem arbeite man an einer Werkausgabe von Ingeborg Bachmann. Nicht zu den Hoffnungsträgern hingegen gehört das E-Book-Geschäft: Gerade einmal fünf Prozent des Verlagsumsatzes, so der neue Suhrkamp-Verleger, würden bei Suhrkamp mit E-Books erzielt. Die Entwicklung des Marktes verlaufe „bei weitem nicht so explosionsartig (…), wie es vielerorts prophezeit wurde."

Außerdem kritisiert Landgrebe die Gesetzesentwürfe zum Urhebervertragsrecht: Verlage seien alles andere als reine „Verwerter", beschwert sich Landgrebe. Die technischen Entwicklungen lasse offenbar viele glauben, „dass eine Mischung aus Geldverdienen und Informationsweiterleitung alles ist, was Verlage machen."

Aus dem Archiv: Ulla Unseld-Berkéwicz zieht sich aus operativem Geschäft zurück.