Antiquariat

Jahresrückblick 2015

6. Januar 2016
von Börsenblatt
Der deutsche Antiquariatsbuchhandel blickt auf ein gemischtes Jahr 2015 zurück. Subjektive Notizen am Dreikönigstag und ein Ausblick auf 2016.

Das Jahr 2015, vor wenigen Tagen zu Ende gegangen ist, war ein durchwachsenes für den Antiquariatsbuchhandel: holprige ZVAB/Abebooks-Umstellung und die vor allem von vielen Sortimentsbuchhändlern bedauerte Einstellung des Antiquaria-Programms (Booklooker bietet allerdings seit letztem Herbst eine Alternative, siehe hier), Ladenschließungen unter anderem in Bielefeld (Granier) und Wiesbaden (Rinnelt), Abschied von Auktionshäusern in Berlin (Hauff & Auvermann) und Hamburg (Hauswedell & Nolte), Absage des 7. "Gemeinschaftskatalogs der Antiquare" der Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ), der 2. RHEIN.Antiquaria und der Antiquariatsmesse in Amsterdam (letztere natürlich für das deutschsprachige Antiquariat nur von indirekter Bedeutung), Einstellung der Höfs-Runde nach diversen Misshelligkeiten. Im Dezember, kurz vor Weihnachten, dann noch die bestürzende Nachricht, dass das Buchhaus Stern-Verlag in Düsseldorf, das auch eine große Antiquariatsabteilung hat, Ende März 2016 schließt (wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wonach es derzeit nicht aussieht).

Freilich stehen neben den eher negativen Eindrücken unter anderem erfolgreich verlaufene Antiquariatsmessen in Ludwigsburg, Stuttgart, Leipzig und Frankfurt am Main. In Zürich und Wien hat sich das antiquarische Messegeschehen im Jahr 2015 deutlich belebt. Besonders hervorzuheben sind die vielen außerordentlich inhaltsreichen Buchauktionen zwischen München und Hamburg, Königstein, Köln und Berlin. Erschienen sind außerdem einige schöne und innovative Verkaufskataloge – stellvertretend seien nur die Kataloge des Heidelberger Kollegen Thomas Hatry und der Gemeinschaftskatalog von Joy Antoni (Wien) und Dieter Tausch (Innsbruck) genannt.

Ein erster Ausblick auf 2016: die Kataloge zu den Parallelantiquariatsmessen in Ludwigsburg und Stuttgart sind kürzlich veröffentlicht worden und verheißen zwei spannende Veranstaltungen. Die Stuttgarter Antiquariatsmesse wird begleitet von einer sehr interessanten Ausstellung "Der Antiquar lässt sich fotografieren. Porträtfotografien von Joachim Siener", zu der auch ein von Eberhard Köstler und Frieder Weitbrecht herausgegebener Katalog erscheint (siehe hier).

Anfang März folgt dann, unmittelbar vor Eröffnung der Leipziger Antiquariatsmesse in der Leipziger Buchmesse, ein grundlegend neu gestaltetes Heft der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat" mit durchgehend farbigen Abbildungen und zeitgemäßer Typographie.

Auf der Agenda ganz oben steht 2016 natürlich einmal mehr die grundsätzliche Frage, ob die Antiquare sich aus den wenigstens teilweise selbstverschuldeten Abhängigkeiten im Online-Handel befreien können und welche Schritte dafür konkret notwendig sind. Gern würde man zum Beispiel von der GIAQ erfahren, welche Pläne in dieser Hinsicht verfolgt werden und wie es mit der genossenschaftlichen Plattform antiquariat.de nach den weitgehend bewältigten personellen und technischen Umstellungen steht.

Und auch die Redaktion Antiquariat möchte ihren Teil dazu beitragen, die vielerorts vorhandenen guten Initiativen im Antiquariatsbuchhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannter zu machen. Also einfach eine E-Mail schreiben oder zum Telefonhörer greifen, wenn es etwas gibt, worüber sich womöglich eine Berichterstattung lohnt!

Björn Biester

In memoriam 2015

Gerhard Scheppler – 2. Februar
Louis Ribeaux – 23. Februar
Roger Klittich – 1. Mai
Peter Neser – 11. Mai
Walter Klügel – 30. Mai
Jürgen Kaufmann – 1./2. Juni
Peter Schwarz – 8. Juli
Peter Mulzer – 22. Juli
Rolf Salchow – 7. September
Mitsuo Nitta – 27. Oktober