Nachruf auf Volker Schwarz

"In der Sache konsequent"

25. Januar 2016
von Börsenblatt
Der langjährige Nomos-Verleger und das engagierte Börsenvereins-Mitglied Volker Schwarz ist im Alter von 73 Jahren verstorben. Der Stuttgarter Buchhändler Konrad M. Wittwer hat einen Nachruf auf den langjährigen Weggefährten verfasst - und erinnert sich an einen meinungsstarken, engagierten Macher, dem es stets um "die Sache" ging. 

Obwohl ich Volker Schwarz seit einigen Jahren nicht mehr gesehen habe, berührt mich sein Tod unmittelbar. Erinnerungen an unsere neunjährige gemeinsame Zeit, als er Vorsitzender und ich Stellvertreter im Landesverband Baden-Württemberg waren, kommen mir in den Sinn. Wovon nun aber an dieser Stelle berichten? Von seiner mitreißenden Rhetorik, geschult in Freiburger Studientagen, seiner föderal motivierten Konfliktfreude in Verbandsdingen, seiner Loyalität gegenüber der Aufgabe oder von der fast väterlichen Sorge für seinen jungen Verbandsvize? Vielleicht von allem ein wenig.

Volker Schwarz – ein Freund föderaler Vielfalt

Volker Schwarz konnte reden und überzeugen. Vorbereitet war er genial, unvorbereitet so leicht nicht zu durchschauen. Sein Antrieb in den Jahren der Verbandsreform auf dem Weg zum Gesamtverein war der Erhalt der föderalen Struktur im Börsenverein mit einem Bundesverband und selbstständigen subsidiären Landesverbänden. Das hat ihm in Frankfurt nicht nur Freunde eingebracht. Aber er hat es ausgehalten, weil ihm die Sache wichtig war. Und so war es selbstverständlich, dass er in dieser Zeit oft unterwegs war, immer eng unterstützt von unserem Geschäftsführer Johannes Scherer.

Im Vorstand herrschte eine offene, konstruktive Atmosphäre - durchaus im Bewusstsein, dass der Vorsitzende diese Funktion auch wahrnimmt und, wenn es darauf ankam, offensiv nach außen ging.

Verlässlich in Krisenzeiten

Wie in jenem Jahr, als die Produktion eines Mitgliedsverlags in den Fokus der politischen Öffentlichkeit geriet und der Landesverband dafür politisch und publizistisch hart angegangen wurde. Volker Schwarz blieb bei seiner Überzeugung, dass jedes Mitglied, vorbehaltlich strafrechtlicher Implikationen, das Recht habe, auf den Stuttgarter Buchwochen seine Produktion zu präsentieren und der Vorstand keine Zensur ausüben werde, ganz gleich wie man selbst politisch über die Sache denke.

Auf Druck der Öffentlichkeit begann daraufhin das Wirtschaftsministerium unruhig zu werden, das die Ausstellung förderte und drohte mit Entzug. Volker Schwarz ging nach vorne und stellte sich in einer durch seinen Gesprächspartner Michel Friedman immer wieder emotionalisierten Podiumsdiskussion der Auseinandersetzung. Dafür bewundere ich ihn noch heute. Im Nachgang wurde im Übrigen mit dem Verlegerkollegen vereinbart, dass der Verlag künftig freiwillig nicht mehr bei den Buchwochen ausstellt. Damit war die Angelegenheit geregelt.

Auf ein Bier auf der Hafenmole

Als er nach neun Jahren den Stab weiterreichte, unterwies er mich am Tag vor der Hauptversammlung in Radolfzell bei einem Bier auf der Hafenmole noch einmal in Kurzform in den Grundregeln der Verbandsführung, auch und im Besonderen was die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer betraf: „Lassen Sie ihn machen, der kann das - wenn nötig bremsen Sie ihn aber!" Auf der Hauptversammlung durfte ich ihm den Dank des Vorstandes aussprechen - verbunden mit der Ehrenmitgliedschaft. Ich bin mir sicher, er hat sich auf seine Weise darüber gefreut. Was bleibt? Das Gefühl, von einer Persönlichkeit gelernt zu haben, im Interesse der Sache konsequent zu sein – auch wenn es unangenehm sein kann. Dies will ich nicht missen.

Konrad M. Wittwer