Mondadori-RCSLibri-Fusion wackelt

Kann Ecos neuer Verlag seinen früheren kaufen?

26. Februar 2016
von Stefan Hauck
Tröpfchenweise ist in dieser Woche durchgesickert, dass die italienische Kartellbehörde die Fusion von Mondadori und RCS Libri nicht wie vorgesehen genehmigen wird. Der Ausweg: Die zu RCS gehörenden Verlage Bompiani und Marsilio sollen an andere Käufer gehen, die sich bereits in Stellung bringen. Möglicherweise kommt Ecos alter Verlag in die Hände seines neuen − die Verlegerin wäre eh dieselbe.

Offenbar hat die Kartellbehörde Autorità garante della concorrenza e del mercato (Agcm) die erdrückende Marktmacht des geplanten neuen Konzerns moniert. Ohne Bompiani und Marsilio käme "Mondazzoli", wie Umberto  vergangenes Jahr die Megafusion von Mondadori und Rizzoli/RCS Libri genannt und gegen sie gewettert hatte, auf einen Marktanteil von 37,5 Prozent − wobei sie im Taschenbuchbereich auf deutlich mehr als 50 Prozent käme und im Schulbuch von Platz 3 auf den ersten Platz aufsteigen würde. Allein Mondadori hatte 2014 fast 1,2 Milliarden Euro umgesetzt.

Am Abend des 23. Februar hatte zudem Ernesto Mauri, Präsident der Mondadori-Buchsparte, in einem Gespräch mit dem Sender RAI 2Nex gesagt, es gebe die Möglichkeit, die Verlagsmarken Bompiani und Marsilio aus dem Verkauf herauszunehmen. Wie aus gut informierten Kreisen weiter bekannt wurde, sollen nach den Vorstellungen der Agcm innnerhalb der nächsten 45 Tage die ausstehenden Fragen geregelt werden; Ende März könnte die Fusion in abgespeckter Form in trockenen Tüchern sein.

Abgespeckt heißt: "Mondazzoli" wird auf drei Prozent Anteil am gesamten italienischen Buchhandelsumsatz verzichten müssen. Der Anteil von Bompiani, derzeit mit einem Wert zwischen zehn und 15 Millionen Euro gehandelt, beträgt etwa zwei Prozent. Marsilio setzt etwa ein Prozent um. Bliebe für "Mondazzoli" allerddings immer noch ein recht stattlicher Marktteil von etwa 35 Prozent.

Wer kauft Bompiani?

Bei Marsilio hat bereits die Familie De Michelis, die noch 44 Prozent an dem venezianischen Verlag besitzt, großes Interesse geäußert, ihn ganz zurückzukaufen. Bei Bompiani haben sich gleich mehrere Interessenten positioniert: Umgehend beeilte sich Stefano Mauri, Präsident der Gruppo Editoriale Mario Spagnol (GEMS), zu betonen, dass es ja familiäre Beziehungen zu Bompiani gebe − Verlagsgründer Valentino Bompiani war ein Bruder von Mauris Großmutter, sein Onkel Fabio Mauri hat Bompiani nach Rom geholt. GEMS hat etwas mehr als 14 Prozent Anteil am Gesamtbuchmarkt.

Aus Protest gegen den Verkauf von Bompiani an Mondadori hatten Umberto Eco und viele andere prominente Bompiani-Autoren im Herbst 2015 den Verlag La Nave di Teseo gegründet. Deren Verlegerin ist Elisabetti Sgarbi − die 25 Jahre lang als Chefin die Geschicke von Bompiani gelenkt hatte und selbst gerne als management-buy-out Bompiani herausgekauft hätte. Nur hatte Mondadori-Präsidentin Marina Berlusconi vor vier Monaten noch dankend abgelehnt.

Unter den nun veränderten Bedingungen könnten die Chancen gut stehen. Denn das eingespielte Team von La nave di Teseo, das aus erfahrenen Bompiani-Mitarbeitern besteht, hat schon längst viele Bompiani-Autoren auf seine Seite gezogen, was den Verkaufswert verringern dürfte − was ist ein Verlag ohne seine Autoren? Der ebenfalls bei La Nave tätige Ex-RCS Libri-Programmmacher Mario Andreose hatte vor wenigen Wochen erst im Börsenblatt bekundet: "Wir möchten gern Bompiani kaufen − vor allem wegen seiner Backlist, die ja das Ergebnis unserer langjährigen Arbeit ist." Aufgrund der bestens vernetzten Mitarbeiter und Autoren traut man La Nave auch zu, den Kaufpreis aufzutreiben.