Karriere neu denken

Abenteuer Beruf

4. März 2016
von Sabine Schmidt
Die neue Arbeitswelt ist anstrengend, aber auch spannend, findet Johanna Zugmann. Sie empfiehlt Arbeitnehmern, sich immer wieder neu zu erfinden.

Die Veränderungen sind gravierend und vielfältig: Fachkräftemangel ist längst ein Thema; mit den Smartphones ist der Beruf in die Freizeit eingedrungen; Wissen veraltet in rasantem Tempo; Unternehmen verändern sich immer schneller – die mehr oder weniger schöne neue Arbeitswelt steht längst nicht mehr nur vor der Tür. Verantwortlich dafür sind neue Technologien, nicht zuletzt die Digitalisierung, demografische Entwicklungen oder Internationalisierung. Vogel-Strauß-Verhalten geht immer, aber nicht lange gut, meint die Wiener Journalistin Johanna Zugmann und empfiehlt, sich den Herausforderungen zu stellen.
Unternehmen müssen sich heute mehr denn je darum bemühen, attraktiv für Mitarbeiter zu sein. Neue Arbeitszeit­modelle sind gefragt, Betriebe sollten Stechuhren hinterfragen und zeitgemäße Anreize für ihr Personal schaffen. Auslands­aufenthalte spielen eine Rolle, Homeoffice, das Führen von Teams, die nicht an einem Ort oder nicht einmal im selben Land arbeiten. Und Mitarbeiter müssen sich darauf einstellen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man es sich jahre- oder sogar jahrzehntelang auf einer Stelle gemütlich machen konnte.

Chance auf Selbstentfaltung 
"Die geschützte Werkstätte gibt es nicht mehr, lebenslanges Lernen wird zum Überlebenstraining", betont Johanna Zugmann und nennt Zahlen, bei denen selbst Veränderungswillige erst einmal schlucken dürften: "Zukunftsforscher prognostizieren, dass künftig jeder Arbeitnehmer fünfmal seinen Beruf und 22-mal seinen Job wechseln wird." Selbst wenn die Zahlen zu hoch gegriffen sind, bleibt sie dabei: Flexibilität ist das Zauberwort, "individuelle Zukunftsfitness" das Gebot der Stunde.
Vom Unsicherheitszeitalter spricht die Expertin, kann dem aber auch viel abgewinnen. Karriere lasse sich heute nicht mehr planen wie früher, sei ein Navigieren im Nebel, aber ebenso ein Abenteuer, bei dem man sich immer neu entfalten und erfinden könne.
"Ende, Wende, Neuanfang: Mit den richtigen Kompetenzen und der richtigen Haltung ist das kein Drama mehr", meint Zugmann. Neben Flexibilität ist Mut gefragt, Nervenstärke, Netzwerkkompetenz. Aber auch Selbstbeschränkung in ­Sachen Konsum – mit den konventionellen Karrierewegen entfallen auch die bisher oft üblichen mehr oder weniger regelmäßigen Gehaltserhöhungen.
Ein Spaziergang ist die neue Arbeitswelt nicht, daraus macht die Journalistin kein Hehl. Ein Vorteil kann aber sein, dass man keine ausgetretenen Wege wählen muss, sondern – das ist zumindest die Hoffnung – seine Pfade den eigenen Lebenslagen und Bedürfnissen anpassen kann. Hinweise dafür, wie man das alles meistern kann, gibt Johanna Zugmann in "Karriere neu denken" (Ueberreuter, 180 S., 16,99 Euro). Hier sind Analysen zu finden, Tipps und Interviews mit erfolgreichen Persönlichkeiten, die Karriere nicht nur neu denken, sondern neu leben. Die renommierte Autorin folgt auch selbst ihren Einsichten: Sie hat noch einmal studiert und ihren Themenschwerpunkt vom Arbeitsmarkt zu Kulinarischem und Genuss verlegt.

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