ALSO Logistics schließt Ende 2016

Massenentlassung bei Weltbild-Schwester

14. März 2016
von Börsenblatt
Wie der gemeinsame Betriebsrat von Weltbild und Also Logistics berichtet, steht Weltbilds Logistikdienstleister, Also Logistics, vor dem Aus. Von der Schließung der Weltbild-Schwester zum 31. Dezember sind 250 Mitarbeiter betroffen. Der Betriebsrat macht der Geschäftsführung schwere Vorwürfe und spricht von "Wortbruch".

Im Zuge der Weltbild-Insolvenz war der Logistikbereich unter dem neuen Investor Droege an eine Schwesterfirma, ALSO Logistics, ausgelagert worden. Nach monatelangem Ringen mit dem Betriebsrat folgte die Insolvenz der Logistikfirma, vor allem auch deshalb, weil kein Drittkundengeschäft akquiriert wurde.

Die Schuldfrage: Betriebsrat spricht von "Wortbruch"

Nun folgt die Schließung zum 31. Dezember. Das teilten die Geschäftsführung von AlsoLogistics und der Insolvenzverwalter dem Betreibsrat am vergangenen Donnerstag mit. Der Betriebsrat wirft dem Management "Wortbruch" vor.

Wie der Betriebsrat auf seinem Blog informiert, habe man mit dem Also-Insolvenzverwalter und der Weltbild-Geschäftsführung vergangenen Dezember vereinbart, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Logistik mit verringerter Personalstärke und einer neuen Kostenstruktur fortzuführen. "Bis heute hat es keinerlei Aktivitäten der Verantwortlichen in diese Richtung gegeben", donnert der Betriebsrat. Weder habe sich die Insolvenzverwaltung vor Ort blicken lassen, noch Termine wahrgenommen, so Betriebsrat Timm Boßmann. "Geschäftsführung und Insolvenzverwaltung haben es einfach vor sich hindümpeln lassen." Dass die verbliebenen Weltbild-Mitarbeiter derzeit ihren Umzug in den Süden Augsburgs vorbereiten, mache die Sache nicht einfacher, auch nicht für das Schwester-Unternehmen.

250 Kündigungen: Was wird aus den Mitarbeitern?

Bereits Ende letzten Jahres hatte ALSO Logistics 240 der zuvor 450 Mitarbeiter entlassen, die für neun Monate in eine Transfergesellschaft gewechselt sind. Dafür hatte die frühere Weltbild-Logistik 2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Außerdem stehen rund 4,5 Millionen Euro aus Kirchengeldern zur Verfügung - eine letzte Summe der früheren Weltbildinhaber.

In dieser Summe war bereits eine neunmonatige Zahlung in Höhe von 80 Prozent des Lohnes für die 250 verbliebenen Mitarbeiter einkalkuliert (siehe Archiv). Besonders bitter: Aufgrund der hohen Auslastung durch geplante Filialeröffnungen, ein starkes Weihnachts- und ein gut angelaufenes Ostergeschäft hatte Also 40 gekündigte Mitarbeiter ins Unternehmen zurückgeholt - diese sehen sich jetzt erneut mit der Kündigung konfrontiert. "Es ist ein Wechselbad der Gefühle, dass den Mitarbeitern zugemutet wird", kommentiert Betriebsrat Timm Boßmann.

Schwester Weltbild: Wie geht es weiter?

Die Weltbild-Geschäftsführung reagierte mit einer Pressemitteilung auf die ersten Berichte zur Abwicklung des Logistikbetriebs. Die Belieferung der Weltbild-Kunden sei "jederzeit gesichert", betonten Geschäftsführer Patrick Hofmann und Sikko Böhm - ohne dies näher zu erläutern.  "Eine leistungsfähige Logistik mit wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen und Serviceleistungen ist für Weltbild als zweitgrößten Onlinebuchhändler Deutschlands zentral." Die Geschäftsführung bekräftigt: "Es gehört zu unserer unternehmerischen Verantwortung, dass wir vor dem Hintergrund der aktuellen Situation und seit der Insolvenz der Also Logistics Services Vorkehrungen für eine zukunftssichernde, kundenorientierte Lösung treffen." Gemeint sind damit Verhandlungen mit anderen Logistikdienstleistern. Wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war, sollen die Gespräche mit zwei namhaften Unternehmen "bereits sehr weit gediehen sein" - aber noch nicht abgeschlossen. Stattdessen versuchte die Geschäftsführung mit vagen Angaben über ein gutes Weihnachtsgeschäft und aktuelle Umsätze über dem Vorjahresniveau Optimismus zu verbreiten. Konkrete Zahlen wollte das Unternehmen allerdings nicht nennen.

Fest steht aber auch: Positiv auf das Arbeitsklima dürfte sich die Ankündigung der Schließung wohl kaum auswirken. Sollte ein Teil der Angestellten sich erfolgreich nach einem neuen Job umsehen, drohen Weltbild im schlimmsten Fall Engpässe bei der Auslieferung - und zwar spätestens zum nächsten Weihnachtsgeschäft, kurz vor dem Kehraus.

"Die Belieferung der Weltbild Kunden ist jederzeit gesichert."

Schon vergangenes Jahr war bekannt geworden, dass Weltbild einen alternativen Logistikdienstleister für sein Buch- und Katalogprogramm sucht. Den braucht das Unternehmen ab dem nächstem Jahr auch, denn  Also Mobility, dem das Gebäude samt automatischem Hochregallagern und Logistik gehört, will nach dem Aus von Also Logistics am Standort künftig wohl Handys und Laptops verschicken, teilte der Betriebsrat mit. Die Mietverträge habe Also Mobility bereits gekündigt. Die Räume könnten von der Droege Tochter - man beachte den Namen - Also Mobility Services - genutzt werden. Das angestellte Personal wird dann vermutlich weitaus weniger Lohn als die derzeitigen Weltbild-Logistiker erhalten.

Böse Zungen behaupten, dass auch dieser Schritt, ähnlich dem Schema der LesensArt-Insolvenz, von Investor Walter Droege von langer Hand geplant worden sei. Warum? Um günstig an eine moderne Logistik und geeignete Räume in Süddeutschland zu gelangen, die als Drehkreuz für Elektronikprodukte fungieren können.