Independence Dinner

Der Lange Marsch

18. März 2016
von Börsenblatt
Charme-Offensive auf Chinesisch: Zum vierten Mal brachte das „Independence Dinner“ Medienleute und unabhängige Verleger aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammen.

 „Wer nicht scharf essen kann, ist kein Revolutionär", so soll es einst der Große Vorsitzende dekretiert haben. Im Chinabrenner des Leipziger Gastronomen Thomas Wrobel hängt der Mao-Spruch prominent platziert über den Köpfen der Gäste.

So vielfältig und stark gewürzt wie Wrobels Gerichte sind die Programme der unabhängigen Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die heuer zum vierten Mal Medien-Leute und Kulturnetzwerker zum „Independence Dinner" einluden. Die Österreichische Druckerei Theiss, unterstützte das kulinarisch-kulturpolitische Gemeinschaftsprojekt von Hotlist, Kurt-Wolff-Stiftung, SWIPS und ARGE Österreichische Privatverlage großzügig.

Der Lange Marsch der Independents, die an diesem Buchmesse-Donnerstag alle Glückskekse beim Preis der Leipziger Buchmesse auswickeln durften, geht weiter. Allerdings konnte SWIPS-Frontfrau Ursi Anna Aeschbacher (Verlag Die Brotsuppe) auch einen kleinen Sieg vermelden: Eidgenössische Verlage bekommen künftig rund 1,9 Millionen Franken Strukturförderung, die Zuschüsse sollen nach Umsatzgröße berechnet werden. Damit kleine Verlage hier nicht ganz durch den Rost fallen, hat SWIPS gekämpft – immerhin 200.000 Franken werden als spezielle Förderung an sie ausgereicht. Bleibt die Hoffnung, dass nicht alles fürs Porto draufgeht: Der Versand eines Buchs innerhalb der Schweiz kostet noch immer irrwitzige sieben Franken.

ARGE-Sprecher Alexander Potyka (Picus Verlag, Wien) blieb es vorbehalten, mit der großen Legende des Abends aufzuräumen – der in schöner Regelmäßigkeit von allen drei Vereinen vorgebrachten Behauptung, man sei unabhängig. Das Gegenteil ist der Fall: „Wir sind extrem abhängig! Von unseren Lesern, Autoren, von Buchhändlerinnen und Buchhändlern." Und natürlich auch von den so zahlreich wie nie erschienenen Kritikerinnen und Kritikern. Im Chinabrenner passte zwischen Feuilletonisten und Indie-Verleger, für diesen einen Abend jedenfalls, kein Stück Esspapier.

nk