Interview mit Karl-Ludwig von Wendt

„Wie findet die Branche das, was wir machen?“

23. März 2016
von Börsenblatt
Happy im Startup-Village: Der Autor und Unternehmer Karl-Ludwig von Wendt (Briends, Hamburg) gewann mit seiner App Papego das Publikums-Voting bei Neuland 2.0.

Sie wollten zur Leipziger Buchmesse starten – Punktlandung geglückt?Ja, dank eines sehr engagierten Entwicklers sogar noch vor Messebeginn. Anfang März war die App fertig und die ersten Papego-fähigen Piper-Bücher gingen in den Handel.

In der Startup-Szene gelten Sie nicht als heuriger Hase. Warum haben Sie sich für Neuland 2.0 beworben? Und wie läuft es?Es war gar nicht so leicht mitzukriegen, dass es dieses Projekt gibt; die Bewerbungsfrist war relativ kurz. Ich kann nur sagen: ich bin sehr happy, dass wir ausgewählt wurden! Der Stand ist hervorragend gemacht, sehr offen, sehr leicht und unkompliziert. Eine tolle Atmosphäre. Wir haben sehr gute Gespräche geführt – das hätten wir mit einem eigenen Stand nie hinbekommen. Der Umstand, dass wir hier eines von 14 Startups sind, ist eher von Vorteil. Die Auswahl passt, es gibt kaum thematische Überschneidungen. Jeder hat sein eigenes, wirklich interessantes Produkt mitgebracht. Die Buchbranche braucht dringend Innovationen – das ist genau der richtige Ansatz.

Sie haben Papego mit Piper gestartet, würden sich aber sicher auch über die Zusammenarbeit mit anderen schönen Häusern freuen. Sind denn Emissäre aus der klassischen Verlagswelt bei Ihnen aufgetaucht?Verlagsmenschen habe ich noch nicht so viele gesehen. Aber das habe ich, ehrlich gesagt, auch nicht wirklich erwartet. Erstens sind die selber mit ihrem Publikum beschäftigt. Und es ist auf einer Publikumsmesse immer schwierig, sinnvolle Gespräche zu führen. Das passiert im Vorfeld – oder nach der Messe. Wir sind mit den meisten führenden Verlagen in Kontakt.

Und das Publikum hier am Stand?Es ist sehr gemischt. Ich hatte Leser, die meine Bücher kennen und mit dem Autor ins Gespräch kommen wollten. Es waren kostümierte Cosplayer da, Buchhändler, Journalisten, Bibliothekare, Studenten und ihre Professoren. Und sogar zwei potenzielle Investoren (lacht).

Eine gute Mischung?Unbedingt! Man weiß vorher nie, welche Kontakte welche Wirkung haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die interessantesten Entwicklungen aus Begegnungen resultieren, die nicht geplant oder naheliegend sind. Jeder, der hier weggeht und sich an Papego erinnert, hilft uns, die Idee bekannt zu machen.

Was springt für den Sieger im Publikums-Voting heraus?Nichts Materielles. Es geht darum zu beweisen, dass man Menschen überzeugen kann. Dass man eine Idee hat, die auf Resonanz stößt. Das ist das, was man als Startup am dringendsten braucht. Egal, ob man nun einen Investor sucht, oder – wie wir momentan – schaut: Wie findet die Branche das, was wir machen? 

Unter seinem Pseudonym „Karl Olsberg" ist Karl-Ludwig von Wendt nicht nur ein typischer Hybrid-Autor, dessen Thriller bei Berlin oder Aufbau und im Selfpublishing erscheinen. Seit vielen Jahren ist der promovierte Betriebswirtschaftler auch erfolgreich in der New Economy unterwegs. Mit seinem Hamburger Startup Briends und der neuen App Papego will von Wendt dazu betragen, dass aus dem „versus" zwischen Print und Digital ein Miteinander wird. Die kostenlose App erlaubt den nahtlosen Switch zwischen beiden Welten; bis zu 25 Prozent eines Buchs lassen sich nach dem Scannen der zuletzt gelesenen Seite mobil weiterlesen. Als erster Verlags-Partner wurde Piper gewonnen; seit 1. März sind die ersten Papego-fähigen Bücher im Handel.

Auf der Leipziger Buchmesse präsentieren sich unter dem Label Neuland 2.0 erstmals junge Unternehmen in einem eigenen Startup-Village. Aus über 30 Bewerbern hatte eine Jury 14 Startups ausgewählt, die nicht länger als fünf Jahre am Markt agieren und auf Wachstum ausgerichtet sind. Das vorgestellte Produkt sollte innovativ und technologiegetrieben sein, Relevanz für die Buch- und Medienbranche haben und auf der Buchmesse mindestens als Prototyp verfügbar sein.