Fachbücher für Berufssprachen

Fieber auf Arabisch

24. März 2016
von Christiane Petersen
Medizinische Fachausdrücke, Rechtsenglisch oder Sprachführer für Gastronomie und Pflegebereiche: Der Markt für Berufssprachen spiegelt politische Entwicklungen. 

Ein Blick in die Regale von Fachbuchhandlungen zeigt: Englisch liegt bei Berufssprachen einsam an der Spitze. Unabhängig davon, ob es sich um juristische, medizinische oder technische Berufe handelt – die Nachfrage nach Sprachen wie Französisch, Spanisch oder Russisch ist eher rückläufig. "Früher wurden Fachwörterbücher auch für diese Sprachen verlangt", berichtet Annette Schwartzmanns, Vertriebs­leiterin bei Langenscheidt. In der Wissenschaft habe sich Englisch jedoch als allgemeine Fachsprache durchgesetzt, sodass die Nachfrage sich dahingehend geändert habe. Ein derzeit sehr gefragtes Buch aus dem Hause Langenscheidt sei "Scientific English" für deutschsprachige Mediziner und Naturwissenschaftler im universitären Bereich.
Für Kunden aus der Medizin, die entgegen dem Trend auch nach romanischen Sprachen fragen, hält Sandra Junker von der Münchner Lehmanns-Filiale die Pocket-Bücher aus dem Börm Bruckmeier Verlag in Französisch, Ita­lienisch und Spanisch vor. "Sie bieten eine Sammlung medizinischer Fachausdrücke und allgemeiner Redewendungen und sind auch wegen des praktischen Formats sehr beliebt", weiß Junker.


Mediziner dolmetschen 
Darüber hinaus spiegelt sich die aktuelle Flüchtlingssituation in der Nachfrage nach Berufssprachführern. Das Fachbuch "Ärztlicher Dolmetscher", das rund 35 Jahre nach Auflage 1 und 2 im Frühjahr in dritter Auflage im Springer-Verlag erscheint, bündelt gleich 16 Sprachen, darunter auch Arabisch. Es richtet sich sowohl an Ärzte, die ausländische Patien­ten ohne Deutschkenntnisse betreuen, als auch an Ärzte verschiedener Nationalitäten, die hier arbeiten – und macht eine schnelle erste Untersuchung ohne Dolmetscher möglich.
Der großen Auswahl an Berufssprachführern für Mediziner steht ein vergleichsweise kleines Angebot für Juris­ten gegenüber, bestätigt Buchhändler Henning Schmidt von der Universitätsbuchhandlung Witsch + Behrendt in Köln. "Die Nachfrage der Juristen hält sich einfach in Grenzen. Nur 'Rechtsenglisch' von Köbler, erschienen bei Vahlen, wird regelmäßig gekauft", so Schmidts Erfahrung.


Die Zweitsprache wächst 
Menschen, die nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten, unterstützt unter anderem der Hueber Verlag mit seinen Berufssprachführern. "Diese Reihe ist sehr beliebt und wird stetig erweitert", sagt Sprecherin Stella Zeidler. Bisher sind die Sprachführer in diversen Sprachen für die Berufsfelder Pflege, Gastronomie und Hotellerie erschienen sowie, ganz allgemein, "Deutsch in der Firma".
Bei Ernst Klett Sprachen ist ebenfalls eine gestiegene Nachfrage für Deutsch als Fremd- beziehungsweise Zweitsprache zu beobachten. "Fachsprache und Flüchtlinge stehen im Zentrum einer Reihe, die wir speziell unter dem Aspekt der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt entwickeln", erläutert Saskia Wan Hussin, Marketingleiterin Erwachsenenbildung. Im Juni erscheint auch eine Überarbeitung des polnischen Berufssprachführers "Razem Redewendungen für Polizei und Zoll". "Dieser Wortschatz wurde aufgrund einer gro­ßen Nachfrage aus dem Markt erstellt", so Wan Hussin. Keine Frage: Der Markt der Berufssprachführer ist ein Spiegel aktueller politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen.