Herr Grün kocht

Die Geburt der "Semmelriesen"

7. April 2016
von Börsenblatt
Manfred Zimmer alias "Herr Grün" macht im Netz mit seinen ausgefallenen vegetarischen Rezepten Furore. Selbst missglückte Kochversuche werden bei ihm zu köstlichen Klassikern.     

Herr Grün kocht – so heißt einer der bekanntesten Foodblogs Deutschlands. Dahinter verbirgt sich der Hamburger Manfred Zimmer, der sich gern mit einem Augenzwinkern als Herr Grüns Assistent vorstellt. Seit Juli 2013 präsentiert er im Netz regelmäßig Kochrezepte, die im Monat bis zu 60 000-mal angeklickt werden.

Für seine Leser spinnt er kleine Geschichten rund um Herrn Grün und seine Freunde - so zum Beispiel auch bei den »Semmelriesen«. Der Semmelknödel hat mittlerweile Kultstatus: Alfons Schuhbeck hat ihn bereits probiert, die Porzellanmarke Maxwell & Williams veröffentlichte das Rezept zu ihrem zehnjährigen Firmenjubiläum in einem Booklet und natürlich ist das Gericht auch in Manfred Zimmers erstem Kochbuch zu finden: "Herr Grün kocht - Rezepte und Geschichten aus dem Kochlabor". Der Clou dabei: Die "Semmelriesen" sind einem Unfall am Herd zu verdanken.  

Aus der Not heraus  
Es gibt sie, diese Tage, an denen alles schiefgeht. Vor ihnen ist auch ein erfolgreicher Foodblogger nicht sicher. Zimmer berichtet, wie die "Semmelriesen" entstanden: "Eigentlich habe ich in meinem Kochlabor an einem gefüllten Sellerieschnitzel mit Biersoße getüftelt. Dabei wollte nichts so richtig klappen. Als die Biersoße dann auch noch zu bitter wurde, habe ich ein bisschen mit der Füllung experimentiert, denn von der war ich noch immer überzeugt." Kurzerhand formte Manfred Zimmer aus der Füllung Semmelknödel, kombinierte sie mit gekochten Möhren und einer Estragon-Senf-Soße - und schuf damit ein Kultgericht, das nicht nur Vegetarier gern essen. In Berlin haben die Semmelknödel sogar einen eigenen Fanclub - wie Herr Grüns Assistent stolz erzählt.

Ohne Moralkeule       
Dass auch Fleischesser gern seine vegetarischen und veganen Gerichte probieren, freut den Foodblogger ungemein: "Der Name 'Herr Grün' ist Programm. Ich möchte die Menschen von vegetarischer und veganer Küche überzeugen, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Ich verzichte selbst ganz bewusst auf Fleisch. Es ist eine Art der Enthaltsamkeit, für die ich mich entschieden habe, nachdem ich zahlreiche Berichte über Massentierhaltung in den Medien gesehen habe."

Wenn er nicht gerade bloggt, arbeitet Manfred Zimmer als Markenberater und Texter. Letzteres dürfte beim Verfassen seiner Geschichten helfen. Die schönsten schreibt aber wie immer die Liebe, denn sein erster Blogbeitrag war Frau Grün zum Geburtstag gewidmet - Herr Grün postete ein Rezept für ihre Lieblingskekse: Cantuccini mit gerösteten Haselnüssen.   

"Herr Grün kocht - Rezepte und Geschichten aus dem Kochlabor" (Edel, 192 S., 19,95 Euro)