IPA führt Gespräche mit chinesischem Verlegerverband

Verschleppter Buchhändler aus Hongkong geht an die Öffentlichkeit

20. Juni 2016
von Börsenblatt
In den Fall der fünf verschleppten Hongkonger Buchhändler und Verleger kommt Licht: Lam Wing Kee, der vor acht Monaten verschwand, wurde jetzt von der politischen Polizei der Volksrepublik China freigelassen und trat vor die Presse, um über sein Schicksal zu berichten.

Wie es in verschiedenen Presseberichten heißt, sei Lam Wing Kee vor acht Monaten beim Grenzübertritt ins nahe Dongguan (VR China) festgehalten und in ein Haftzentrum verbracht worden. Vier weitere seiner Kollegen, von denen sich noch der 51-jährige Gui Minhai in Polizeihand befindet, seien ebenso verschleppt worden. Lam erzählte, dass er fünf Monate in der Hafenstadt Ningbo und anschließend zwei Monate im südchinesischen Shaoguan interniert und immer wieder vernommen worden sei. Ihm sei vorgeworfen worden, tausende chinakritische Publikationen an Kunden in der VR China verkauft zu haben, darunter auch Bücher über das Privatleben chinesischer Spitzenfunktionäre. Man habe ihn gezwungen, in einem regierungsnahen TV-Sender ein vermeintliches Geständnis abzulegen.

Die Internationale Verleger-Vereinigung IPA verfolgt den Fall der Hongkonger Verleger genau, zumal er direkt in ihr Mandat fällt, sich für die publizistische Freiheit ("Freedom to Publish") einzusetzen, und der chinesische Verlegerverband Mitglied der internationalen Organisation ist. IPA-Präsident Richard Charkin sagte, die Vereinigung und ihr Freedom-to-Publish-Komitee hätten die Behandlung der Hongkonger Buchhändler und Verleger aufs schärfste missbilligt. "Die IPA arbeitet daran, in Ländern, in denen die verlegerische Freiheit nicht garantiert wird, einen Wandel herbeizuführen. Sie ist davon überzeugt, dass ein substanzieller Fortschritt am besten durch die direkte Zusammenarbeit mit einem nationalen Verlegerverband erzielt werden kann. Umso tiefergehende Fortschritte sind möglich, wenn ein Verband Mitglied der IPA ist."

Lam Wing Kees äußerst beunruhigende Geschichte führe der chinesischen Regierung einmal mehr die Notwendigkeit vor Augen, ihre Menschenrechtspolitik im allgemeinen, und ihren Umgang mit der publizistischen Freiheit im besonderen zu verbessern, so Charkin. "Wir werden weiterhin mit unserem Mitglied, der Verleger-Vereinigung von China, zusammenarbeiten, um für die fünf Menschen, die im Mittelpunkt dieses Falles stehen, ein faires und transparentes Verfahren zu erreichen und den Druck, den wir schon in dieser Angelegenheit aufgebaut haben, aufrechtzuerhalten."