Titeltransfer in Richtung Open Access

Knowledge Unlatched startet nächste Bieterrunde

22. August 2016
von Börsenblatt
Die Open Access-Initiative Knowledge Unlatched (KU) schließt ihre Tests ab und startet in den Regelbetrieb: Im September beginnt die nächste Bieterrunde für Bibliotheken – diesmal  stehen 343 Titel aus den Geistes- und Sozialwissenschaften auf der Liste. Update: Schweitzer Fachinformationen hilft beim Vertrieb.

KU arbeitet nach eigenen Angaben mit 54 Verlagen in aller Welt zusammen. Das Konzept der Initiative sieht vor, dass ausgewählte Titel aus deren Programm per Open Access veröffentlicht werden, sobald sich weltweit mindestens 300 Bibliotheken an der Finanzierung beteiligen.

Weltweite Bieterrunde: 343 Titel aus 14 Fachgebieten

Für 100 wissenschaftliche Werke sei das im Rahmen der Tests bereits gelungen, heißt es in einer Pressemitteilung – für die nächste Bieterrunde, die vom 1. September 2016 bis zum 31. Januar 2017 läuft, wird nun aufgestockt: Unter den angebotenen Monographien sind 147 Neuerscheinungen und 196 Titel, die zwischen 2005 und 2015 erschienen sind; sie verteilen sich auf 14 Fachgebietspakete und wurden aus 681 E-Books von 40 Bibliothekaren aus zwölf Ländern ausgewählt.

Die zurückliegenden Tests hat KU genutzt, um das Feedback der Bibliotheken einzuholen – und das Geschäftsmodell noch stärker an ihren Wünschen auszurichten. Laut KU wurde gleich an mehreren Stellschrauben gedreht: So soll künftig der Handel in die Prozesse mit einbezogen und zudem die Möglichkeit geschaffen werden, einzelne Titel vom Erwerb auszuschließen (siehe Update, unten), außerdem hat KU jetzt auch Backlist-Titel in die Open Access-Liste mit aufgenommen.

Gesteuert wird die Initiative, wie berichtet, von Sven Fund als Managing Director. "Wir sind froh, dass so viele Verlage international Knowledge Unlatched mit ihren Titeln unterstützen", betont er zum Start der nächsten Bieterrunde.  "Unser großes Ziel ist der Aufbau einer Kollektion möglichst vieler Monographien im Open Access."

UPDATE: Wie sich das Open Access-Modell finanziert und welche Rolle der Buchhandel spielt 

Sven Fund beschreibt das Modell als eine Art von Kauf-Konsortium. Bibliotheken erwerben über KU ein Gesamtpaket an digitalen Werken und zahlen dafür insgesamt 10.000 Euro. Streichen sie einzelne Titel von der Erwerbungsliste, etwa, weil sie diese schon anderweitig gekauft haben, reduzieren sich die Kosten anteilig; die Zahl der Streich-Titel ist laut Fund auf zehn Prozent begrenzt.

Verlage erhalten für jede Novität, die sie für die gut 300 Bibliotheken innerhalb des KU-Netzes zugänglich machen, 12.000 Euro – handelt es sich um Backlist-Titel, fließen je 2.300 Euro auf ihr  Konto.  

Der Buchhandel ist neuerdings in das Modell eingebunden, wenn auch nicht generell: In jedem Land, in dem das Kauf-Konsortium aktiv ist, hat KU Fund zufolge Exklusivverträge mit einem Buchhändler oder Konsortium geschlossen – im deutschsprachigen Raum mit Schweitzer Fachinformationen. Im Auftrag von KU informiert der Außendienst des Unternehmens Bibliotheken über das Modell, erklärt die Konditionen. Aktuell haben sich in Deutschland 18 Bibliotheken dem Verbund angeschlossen, vier in der Schweiz und zwei in Österreich.