Jahresbetriebsvergleich 2015

Das Plus wird größer

8. September 2016
von Christina Schulte
2015 sah die Welt der Kennzahlen im Sortimentsbuchhandel freundlicher aus als 2014 – besonders bei Handelsspanne und Betriebsergebnis. Eine Analyse des Jahresbetriebsvergleichs.

Es geht zwar langsam bergauf – aber dafür stetig: Das Betriebsergebnis im Buchhandel, das in der Vergangenheit häufig an oder unter der Nulllinie lag, kratzte im vergangenen Jahr mit 0,9 Prozent an der Ein-Prozent-Marke (nach 0,8 Prozent im Jahr 2014). Das geht aus dem Betriebsvergleich des Instituts für Handelsforschung hervor, an dem sich 166 Buchhandlungen beteiligt haben – sechs mehr als bei der vorangegangenen Untersuchung. Welche Faktoren waren für die positive Entwicklung verantwortlich? Ein Blick in die Tabellen.

Analyse der Kennzahlen nach Umsatzgröße

Betrachtet man die Kennzahlen nach Umsatzgrößenklassen, gab es zunächst einmal eine Steigerung bei den Ein­nahmen um einen halben Prozentpunkt (siehe Tabelle). Am besten lief es bei den Sortimenten mit Erlösen bis zu 250.000 Euro – sie kamen auf ein Plus von 2,4 Prozent. Die nächsthöhere  Umsatzklasse (bis 500.000 Euro) hatte weniger Fortune und musste mit einem Minus von 0,7 Prozent vorliebnehmen. Gut schnitten die Großbuchhandlungen mit über fünf Millionen Euro Umsatz ab, die einen Zuwachs von 1,6 Prozent für sich verbuchen konnten.

Diese Größenklasse ist zugleich auch der Primus beim Pro-Kopf-Umsatz. Mit 191.699 Euro generierten die Mitarbeiter dort die höchsten Einnahmen. Zum Vergleich: Bei den Sortimenten der kleinsten Kategorie (bis 250.000 Euro) waren es fast 65.000 Euro weniger. Sie bilden das Schlusslicht. Hier steht eine Person für Einnahmen in Höhe von 125.887 Euro. Im Durchschnitt ist es den Buchhändlern jedoch gelungen, den Umsatz pro Mitarbeiter im Vorjahresvergleich um knapp 2.800 Euro zu steigern – auf 161 299 Euro.

Bei der Flächenproduktivität (Bar­umsatz je Quadratmeter Verkaufsraum) zeigen sich ähnliche Differenzen zwischen den Größenklassen wie beim Pro-Kopf-Umsatz. Die höchste Flächenproduktivität weisen die umsatzstärksten Buchhandlungen auf. Dort wurden auf einem Quadratmeter 3.712 Euro erwirtschaftet. In den kleinsten Buchhandlungen waren es 1.888 Euro. Sehr gut schneiden auch die Sortimente mit Umsätzen zwischen 500.001 und einer Million Euro ab, die eine Flächenproduk­tivität von 3.638 Euro erreichten.

Den höchsten Barumsatz je Bar­verkauf gab es hingegen bei den Buchhandlungen mit 250.001 bis 500.000 Euro; die Kunden kauften im Laden durchschnittlich Waren für 18,06 Euro. In den größten Geschäften waren es nur 14,91 Euro beziehungsweise 15,03 Euro.

Internet im Aufwind 

Beim Verkauf über die Webshops ergab sich 2015 ein völlig anderes Bild als im Vorjahr. Spitzenreiter beim Umsatz im Netz waren erstmals die kleinsten Sortimente, die 8,8 Prozent ihrer Einnahmen via Internet generierten, gefolgt von den Buchhandlungen mit über fünf Millionen Euro Umsatz. Sie setzten acht Prozent über ihren virtuellen Laden um. Damit lassen diese beiden Größenklassen alle anderen weit abgeschlagen hinter sich. Die geringsten Onlineumsätze machten die Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen zwei und fünf Millionen Euro – nur 1,4 Prozent ihrer Erlöse wurden per Mausklick erzielt. Durch die beiden Acht-Prozent-Ausreißer wurde auch der Durchschnittswert kräftig angehoben: von 2,2 auf 2,8 Prozent des Gesamt­umsatzes.

Wichtigste Warengruppe ist und bleibt die Belletristik. Seit Jahren schon steuert sie 22 Prozent zu den Umsätzen bei, gleichmäßig aufgeteilt auf Hardcover und Taschenbuch. Am besten lief die schöngeistige Literatur in den kleinsten Buchhandlungen, wo sie für einen Umsatzanteil von 26 Prozent steht. Nur 16 Prozent Belletristik gingen bei den größten Buchhandlungen über die Ladentheke.

An zweiter Stelle rangiert die Warengruppe Schule und Lernen mit 14 Prozent (Vorjahr: zwölf Prozent). Überdurchschnittliche Werte meldeten hier die kleinsten Buchhandlungen sowie die Ein-bis-Zwei-Millionen-Sortimente (jeweils 16 Prozent; unterdurchschnittliche elf Prozent verzeichneten die Großbuchhandlungen.

Mit elf Prozent nimmt das Kinder- und Jugendbuch den dritten Platz ein (2014: zwölf Prozent). Besonders gut verkauften sich die Bücher für den Nachwuchs in der untersten Größenklasse mit einem Umsatzanteil von 13 Prozent, die Großbuchhandlungen kamen nur auf neun Prozent.

Unverändert präsentiert sich das Verhältnis zwischen Büchern und Non-Books: 85 zu 15 lautet die Verteilung. Die Ergebnisse sind bei dieser Kennzahl breit gestreut; während die kleinen Sortimente nur zwölf Prozent mit Non-Books umsetzten, waren es bei den Zwei-bis-Fünf-Millionen-Betrieben 20 Prozent.

Woher beziehen die Buchhändler ihre Waren? Bei dieser Frage gibt es einen weiteren Schritt hin in Richtung Bar­sortiment. 36 Prozent der Produkte wurden auf diesem Weg eingekauft (2014: 34 Prozent). Die Schwankungen zwischen den Größenklassen sind wie immer ausgeprägt und bewegen sich zwischen 41 Prozent bei der niedrigsten und 29 Prozent bei der höchsten Größenklasse. Ins Auge fällt jedoch, dass die Unternehmen in den mittleren Kategorien deutlich mehr Ware beim Zwischenbuchhandel bezogen als noch im Jahr zuvor. So kommen etwa Buchhandlungen mit einem Umsatz von zwischen zwei und fünf Millionen Euro auf eine Barsortimentsquote von 34 Prozent.

Unverändert zeigt sich der Direkt­bezug bei den Verlagen (60 Prozent), mit den gewohnten Ausschlägen bei den verschiedenen Größenklassen. So orderten beispielsweile die größten Buchhandlungen 71 Prozent ihrer Ware bei den Verlagen, die Buchhandlungen mit einem Umsatz von zwischen 250.001 und 500.000 Euro nur 52 Prozent.

Des einen Freud, des anderen Leid: Was die Bar­sortimente hinzugewonnen haben, ist den Genossenschaften abhandengekom­men, die nunmehr einen Anteil von vier Prozent haben (2014: sechs Prozent). Treuester Kunde ist mit weitem Abstand die Größenklasse, die 250.001 bis 500.000 Euro pro Jahr umsetzt – die entsprechen­den Buchhandlungen orderten 13 Prozent ihrer Ware genossenschaftlich. Die übrigen Unternehmen kamen hier lediglich auf ein bis drei Prozent.


Leichte Kostensteigerung 

War es den Sortimentern 2014 noch gelungen, ihre Kosten zu senken, ist dies im vergangenen Jahr nicht geglückt. Die Kos­tenquote kletterte minimal nach oben, von 31,7 Prozent auf 31,9 Prozent des Umsatzes. Mit den höchsten Kosten schlagen sich naturgemäß die größten Buchhandlungen herum, bei ihnen summierte sich der Kostenblock auf 36,5 Prozent. Auch die Kleinen sind bei dieser Kennzahl vorn dabei: 34,7 Prozent machten die Kosten in ihrer Kategorie aus.

Die Personalkosten inklusive Unternehmerlohn stehen für fast ein Fünftel der Gesamtkosten (19,4 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr (19,6 Prozent) ist dies sogar ein leichter Rückgang. Das meiste Geld für ihre Mitarbeiter gaben die größten Buchhandlungen aus (21,2 Pro­zent), gut zwei Prozentpunkte weniger investierten die Sortimente mit einem Jahresumsatz von zwischen ein und zwei Mil­lionen Euro fürs Personal.

Gespart wurde noch immer beim Unternehmerlohn: Die Inhaber gönnen sich zumeist nur ein bescheidenes Salär, was an folgenden Zahlen abzulesen ist: Die Personalkosten ohne Unternehmerlohn lagen bei 15,8 Prozent, davon entfielen auf die Bezüge für den GmbH-Geschäftsführer 2,4 Prozentpunkte, Personal­kosten inklusive Inhaber: besagte 19,4 Prozent.

Kaum Veränderungen gab es bei den Mieten, für die 4,2 Prozent des Umsatzes fällig wurden. Die großen Buchhandlungen mit Standorten in Toplagen nahmen mit einem Mietanteil von 5,8 Prozent deutlich mehr Geld in die Hand als viele der kleineren Größenklassen, die um die 4,1 Prozent berappen mussten.

Eine kleine Verbesserung von 0,2 Prozentpunkten ließ sich bei der Betriebshandelsspanne erzielen, die für 2015 durchschnittlich 32,7 Prozent betrug. Die bes­ten Konditionen konnten wie immer die größten Buchhandlungen heraushandeln, sie erreichten eine Handelsspanne von 37,5 Prozent. Buchhandlungen mit Einnahmen von zwischen ­einer und zwei Millionen Euro müssen dagegen mit 31,5 Prozent ­leben. Die kleinste Größenklasse kam immerhin auf 33,4 Prozent. Im Vergleich zu den Auswertungen der vergangenen Jahre ist bemerkenswert, dass es keine Größenklasse mehr gibt, die sich mit einer Handelsspanne von unter 30 Prozent begnügen musste. 2014 hatten die kleinsten Buchhandlungen nur eine Quote von 28,3 Prozent erreicht. Nun liegt die niedrigste Quote mit 31,5 Prozent immerhin 3,2 Prozentpunkte über diesem Tiefstand.

Kostensteigerung versus höhere Betriebshandelsspanne: Unter dem Strich steht dennoch ein positives Betriebs­ergebnis von 0,9 Prozent, denn die Handelsspanne konnte den Anstieg der Kos­ten mehr als wettmachen. Das beste Ergebnis weisen die Buchhandlungen mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz aus: Sie kommen auf ein Betriebsergebnis von 2,3 Prozent, gefolgt von den Unternehmen mit einem Umsatz von 500.001 bis eine Million Euro, die 1,1 Prozent erreicht haben. Rote Zahlen schreiben die beiden kleinsten Größenklassen mit ­minus 0,2 beziehungsweise minus 0,4 Prozent. Ein kleiner Trost: Die kleinsten Buchhandlungen bewegten sich im Vorjahr bei minus 3,8 Prozent, konnten sich also von einem Jahr zum anderen um stolze 3,6 Prozentpunkte verbessern.

Analyse nach Mitarbeiterzahl

Wer keine roten Zahlen beim Betriebsergebnis sehen möchte, sollte sich die Auswertung nach Personengrößenklassen anschauen. Hier ist alles im grünen beziehungsweise schwarzen Bereich (siehe Tabelle). Die kleinste Größenklasse mit bis zu drei Mitarbeitern verbucht 1,3 Prozent des Umsatzes als Betriebsergebnis, 3,1 Prozent – und damit das beste Resultat – gelingt den Sortimenten mit elf bis 20 Mitarbeitern. Über alle Größenklassen hinweg bleibt das Plus von 0,9 Prozent.

Das Fazit aus dem Betriebsvergleich: Vor allem die gestiegene Handelsspanne hat es den Buchhandlungen ermöglicht, ihre Ergebnisse größtenteils zu verbessern. Zwar ist der Abstand zwischen den kleinen und großen Buchhändlern bei der Handelsspanne noch immer erheblich, aber er schmilzt und liegt nicht mehr bei den satten neun Prozentpunkten des Jahres 2014. Ein Missstand hat sich jedoch nicht verändert: Sich selbst großzügiger beim Unternehmerlohn zu bedenken, das ist und bleibt für die Buchhändler offenbar ein schwieriges Unterfangen.

Umfrage im Buchhandel

Über welche Kennzahlen für 2015 haben Sie sich besonders gefreut?

Petra Pohl, Erlesen, Würzburg:

"Bei uns liefen im vergangenen Jahr die Lesungen deutlich besser. Außerdem gehörte zu den positiven Überraschungen, dass sich das Rechnungsgeschäft verbessert hat und dass die Nachfrage nach gebundenen Büchern gestiegen ist."

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Lennart Neuffer, Buchhandlung zur Heide, Osnabrück:

"Im Bereich Personal hat mich im vergangenen Jahr besonders gefreut, dass unsere Buchhandelsfachklasse an der Berufsschule in Osnabrück nicht weiter geschrumpft ist. Positiv und überraschend war auch bei den Buchpreisen, dass diese immer seltener mit 99-Cent-Beträgen enden, was unsere Kunden beim Kauf von Büchern positiv annehmen."

Stefanie Thörmer, Alte Jeetzel Buchhandlung, Lüchow:

"Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit der Entwicklung unserer Buchhandlung. Sehr positiv entwickelte sich 2015 das Jugendbuch. Man merkt, dass viele junge Familien in unseren Landkreis gezogen sind und bei uns nun Kunden sind."

Harald Butz, Kurt Heymann Buchzentrum, Hamburg:

"Positiv überrascht hat uns die Entwicklung im Bereich der gebundenen Belletristik. Das freut uns natürlich. Es ist ein sehr gutes Signal – auch für die Verlage – , wenn schön ausgestattete Bücher wieder eine größere Verbreitung finden."

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Angelika Gocht, Buchhandlung Gastl, Tübingen:

"Zu den positiven Überraschungen des vergangenen Jahres gehörte bei uns in der Buchhandlung die Erkenntnis, dass bei der Belletristik das gebundene Buch zumindest streckenweise besser lief als das Taschenbuch."

Peter Hoffmann, Strandläufer Verlagsbuchhandlung, Stralsund:

"Äußerst positiv überrascht haben uns unsere Umsatzzahlen, die uns darin bestätigen, dass
wir auf dem richtigen Kurs sind: Mit guten, schönen, mit besonderen Büchern lassen sich sehr wohl tragfähige Umsätze erzielen."

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Elisabeth Evertz, Scheuermann, Duisburg:

"Eine gute Entwicklung haben wir 2015 durch die vielen Sprachkurse für Flüchtlinge im Bereich Deutsch als Fremdsprache gehabt. Gelohnt hat sich auch der Umzug des Geschäfts, der sich in den Umsatzzahlen positiv niedergeschlagen hat. Wir sind zwar nur 40 Meter in der gleichen Straße weitergezogen, aber das neue und attraktivere Ladenlokal hat sich bezahlt gemacht. Positiv für den Verkauf aus der Backlist hat sich die Veranstaltungsreihe 'Einschließen und Genießen' ausgewirkt, die inzwischen so gefragt ist, dass wir dafür keine Werbung mehr machen. Außerdem lag bei uns 2015 das gute Sachbuch voll im Trend."

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Ansgar Weber, Buchhandlung Seitenblick, Leipzig:

"Ich orientiere mich, im engen Sinne, nur bedingt an betriebswirtschaftlichen Kennziffern, aber ich kann für 2015 sagen, dass sich die Verstärkung gewisser Sortimentsbereiche wie hochwertiges Notizbuch (Bindewerk), buchgestalterisch-hochwertige Sachbücher (zum Beispiel Matthes & Seitz, Hermann Schmidt) auffällig positiv ausgewirkt haben und dass die Umschlagsgeschwindigkeit durch sehr gezieltes Ordern nachgefragter Titel gestiegen ist."