Frankfurter Buchmesse 2016

Türkische Verleger zu Gast in Deutschland

22. September 2016
von Börsenblatt
Im Jahr 2008 war die Türkei Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse. Nun revanchiert sich die deutsche Buchbranche auf der Internationalen Buchmesse von Istanbul (12.−15. November), die Frankurter Buchmesse organisiert dabei einen Gemeinschaftsstand. In diesem Rahmen besucht eine Gruppe türkischer Verleger in dieser Woche ihr Ehrengastland.

Eine Gruppe von zwölf türkischen Kinderbuchverlegern und einer Moderatorin reist derzeit durch die Republik, um die deutsche Verlagslandschaft besser kennenzulernen. Initiiert wurde die Verlegertrip von der Frankfurter Buchmesse, deren Ehrengastland die Türkei im Jahr 2008 war. Mit der Unterstützung des Auswärtigen Amts, 2015 wurden die Gelder bewilligt, übernimmt die Frankfurter Buchmesse die Reisekosten innerhalb Deutschlands sowie die Unterkunft, damit die türkischen Kollegen den deutschen Buchmarkt besser kennenlernen können. Canan Topaloglu von der Tudem Publishing Group fasst die Erwartungen konkret zusammen: Die Reise sei zum einen eine gute Möglichkeit, um sich noch stärker mit den Kollegen aus dem eigenen Land zu vernetzen, aber zugleich auch ein Weg, um die deutsche Verlagslandschaft besser kennenzulernen. Auf Messen treffe man sich zwar auch mit deutschen Verlagsmitarbeitern, so Topaloglu, doch könne man durch einzelne Besuche ausgewählter Verlage auch deren Arbeitsumgebung und Arbeitsweisen erleben. 

Zahlreiche deutsche Bücher haben es bereits in Übersetzungen auf den türkischen Buchmarkt geschafft. "Das fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner gehört mittlerweile ebenso zur türkischen Kinderbuchkultur wie Titel von Paul Maar. Aber nicht nur Kinderbuchklassiker finden großen Anklang. Auch Andreas Steinhöfel zum Beispiel wird in der Türkei gern gelesen. Eine feste Anzahl an Lizenzen, die man jährlich aus Deutschland kaufe, gäbe es nicht, so Topaloglu, denn auch Kinderbücher italienischer Autoren seien beispielweise sehr beliebt, daher variieren die Lizenzen aus einem Land. Doch nicht nur potenzielle Bestseller schaffen es auf den türkischen Buchmarkt, erzählt die Verlegerin, wobei ihre Mitreisenden eifrig beipflichten. Senem Kale (Doğan Egmont) erzählt: "Wir verlegen zum Beispiel nicht nur Titel mit Bestsellergarantie, sondern schauen auch, welche Bücher ausländischer Autoren die türkische Kultur besonders bereichern. Bei diesen Titeln ist eine Förderung in Form einer Übersetzungshilfe besonders wichtig." Zwei Stiftungen gibt es dafür in der Türkei. 

Der Buchmarkt in der Türkei hat in den letzten Jahren enormes Wachstumspotenzial bewiesen. Im Jahr 2015 belegte die türkische Verlagsindustrie Platz elf im weltweiten Ranking hinsichtlich der Größe. Im Vergleich zum Vorjahr stieg dort allein die Zahl der veröffentlichten Titel mit ISBN um acht Prozent auf 56.414 Titel. Außerdem haben sich im vergangenen Jahr 2.260 neue Verlage für das System registrieren lassen. Im Jahr 2002 erschienen jährlich lediglich 14.426 Titel mit ISBN. Außerdem wurden 2015 384.054.363 Bücher mit einer Banderole versehen, einem kleinen Aufkleber, den jeder Verlag kaufen muss und bis auf einige Ausnahmen auf die Rückseite der zu verkaufenden Titels klebt, um damit die Originalität nachzuweisen und Raubkopien einzudämmen. 

Auch für die deutschen Verlage ist diese Reise eine gute Gelegenheit, sich vor der Internationalen Buchmesse in Istanbul einen Überblick über den türkischen Markt zu verschaffen, immerhin haben bereits zahlreiche Verlage ihre Teilnahme am von der Frankfurter Buchmesse organisierten Gemeinschaftsstand zugesagt. Natürlich werde mit den Gästen auch die politische Situation in der Türkei diskutiert, erklärte Bärbel Becker (Leiterin Internationale Projekte bei der Frankfurter Buchmesse). In Frankfurt ist man sich der politischen Brisanz durchaus bewusst, allerdings wolle man den fachlichen und geschäftlichen Austausch aufrechterhalten. Schließlich sei der türkische Buchmarkt ein wichtiger Gegenspieler und Lizenznehmer für den hiesigen Markt.