Bitkom-Studie zur Nutzung digitaler Inhalte

Dreiviertel lesen keine E-Books

12. Oktober 2016
von Börsenblatt
24 Prozent der Bundesbürger lesen hin und wieder E-Books, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab − das waren etwa genau so viele wie in den beiden Vorjahren.

2014 gaben danach 24 Prozent der Befragten an, dass sie hin und wieder E-Books lesen, 2015 waren es 25 Prozent. Warum entscheiden sich Leser gegen das E-Book?* Als Hauptgrund führen 55 Prozent an, dass sie die "sinnliche Wahrnehmung gedruckter Bücher" bevorzugen. Zudem möchte viele (44 Prozent) nicht auf einem Bildschirm lesen, und 38 Prozent sind schlicht die Lesegeräte zu teuer.

Häufigster Grund für das Lesen von E-Books sei es, das sie jederzeit zur Verfügung stehen − 81 Prozent der E-Book-Nutzer kreuzten dies an. Weitere Argumente waren etwa, dass sie keinen Platz wegnehmen (72 Prozent) oder das geringere Gewicht auf Reisen (54 Prozent).

"Die Nutzung digitaler Bücher in Deutschland stagniert – trotz innovativer Nutzungsmodelle und einer steigenden Verbreitung mobiler Lesegeräte", sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg. "Der E-Book-Markt braucht neue Impulse, um wieder in Fahrt zu kommen." So könne ewta die Angleichung der Mehrwertsteuersätze für E-Books und gedruckte Bücher den Verlagen mehr Spielraum bei der Preisgestaltung geben − diese sei seit Jahren überfällig, so Berg. Auch 85 Prozent der Bundesbürger würden den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für E-Books befürworten.

Insgeamt lesen laut Bitkom-Studie 75 Prozent der Bundesbürger "hin und wieder Bücher".

Unterschiede nach Altersgruppen

Die meisten E-Books werden von den 14 bis 29-Jährigen gelesen: 37 Prozent dieser Altersgruppe greifen zumindest hin und wieder zu E-Books, bei den 30 bis 49-Jährigen sind es 30 Prozent. Danach werden die Anteile geringer: 23 Prozent sind es in der Altersgruppe 50 bis 64 Jahre, sieben Prozent in der Gruppe 65plus.

Allerdings können sich 32 Prozent derjenigen, die derzeit keine E-Books lesen, vorstellen, dies in Zukunft zu tun. 65 Prozent sagen dagegen weiterhin "Nein".

Welche Lesegeräte werden genutzt?

Bei den Lesegeräten sind 2016 E-Reader (46 Prozent der E-Book-Leser nutzen sie) und Smartphones (41 Prozent) am beliebtesten, 2015 waren es noch Laptop (41 Prozent; 2016: 36 Prozent) und Smartphone (38 Prozent). Parallel auf mehreren Geräten lesen 23 Prozent (2015: 18 Prozent).*

E-Book-Kauf wird bevorzugt

In der Umfrage gaben 86 Prozent der E-Book-Leser an, dass sie ihre digitalen Bücher kaufen, mit Abstand folgen die E-Book-Ausleihe bei öffentlichen Bibliotheken (27 Prozent) und die Nutzung legal frei verfügbarer E-Books (14 Prozent). Für monatliche Flatrates können sich 13 Prozent begeistern, für die Bezahlung pro E-Book-Seite sechs Prozent.* Das mit Abstand beliebteste Genre ist die Belletristik.

Für eine Absenkung der Mehrwertsteuer für E-Books auf 7 Prozent sprachen sich 85 Prozent aller Befragten aus.

Stöbern im Buchladen ist beliebter geworden

Zudem haben die Marktforscher ermittelt, wie die Leser von gedruckten und digitalen Büchern, die das Internet nutzen, auf neue Bücher aufmerksam werden.*

  • Für 74 Prozent sind danach Empfehlungen von Freunden oder der Familie ausschlagbend (2013: 68 Prozent).
  • Deutlich zugelegt hat das Stöbern im Internet von 2013 (21 Prozent) auf 2016 (55 Prozent).
  • Das Stöbern im Buchladen gaben 54 Prozent (2013: 44 Prozent) an. Dagegen haben die Kaufempfehlungen von Buchhändlern an Bedeutung eingebüßt: 16 Prozent der Befragten würden sich heute noch auf ihren Buchhändler verlassen, im Jahr 2013 waren es noch 29 Prozent, so die Studie.
  • 38 Prozent (2013: 27 Prozent) der Befragten wurden durch automatisierte Empfehlungen in Online-Shops auf neue Bücher aufmerksam.
  • Buchrezensionen in klassischen Medien zogen 27 Prozent der Befragten zu Rate.

Weiterverkauf von E-Books gewünscht

Mehr als die Hälfte der Befragten, 53 Prozent, möchten zudem ihre erworbenen E-Books weiterverkaufen können. Und 51 Prozent gaben an, sie möchten E-Books wie Printbücher an Freunde oder Familienmitglieder ausleihen können.

Weiter sind ihnen offene Systeme wichtig: 62 Prozent würden ihre E-Books gern unabhängig vom Anbieter auf allen Geräten lesen können.

* Hier waren jeweils Mehrfachnennungen möglich

Zur Studie

Für die repräsentative Umfrage befragte Bitkom Research 2.171 Personen ab 14 Jahren. Darunter waren 511 E-Book-Leser, die vertieft zu ihrem Nutzungsverhalten befragt wurden.