Jahresbilanz 17: Steffen Meier

"Haptik kann man nicht essen"

20. Dezember 2016
von Börsenblatt
Bis zum 31. Dezember kommt auf boersenblatt.net jeden Tag eine Branchenpersönlichkeit zu Wort. Unsere kleine Jahresbilanz, verbunden mit einem Ausblick auf 2017. Heute: Steffen Meier, Leitung Produktinnovation und Marketing bei Readbox, über Freundschaften, digitale Projekte und humane Verblödung.

Haben Sie 2016 etwas Besonderes erlebt?  Wieviel Spaß es macht, mit den richtigen Leuten die richtigen Projekte voranzutreiben. Wie cool es ist, wenn aus sozialem netzwerken menschliche Interaktion und manchmal auch Freundschaft entsteht. Und dass sich Menschen und ihre Bedürfnisse nullkommanull unterscheiden, egal ob ich mit einer ägyptischen Bibliothekarin oder einem deutschen Verleger rede.

Was ist Ihnen in diesem Jahr misslungen?Die Tatsache zu ignorieren, dass eben doch jeden Tag irgendwo ein Depp aufsteht (dies bezieht sich übrigens nicht ausschließlich auf die Medienbranche - auch im politischen Raum trifft man mehr und mehr auf zweibeinige Merkwürdigkeiten). Mich nicht darüber aufzuregen, dass "Postfaktisch" nur ein Euphemismus für humane Verblödung ist. Hier muss ich wohl an meiner inzwischen angebrachten Altersweisheit arbeiten.

Und worüber haben Sie sich gefreut?Freunde wiederzusehen. Bekanntschaften zu vertiefen. Immer wieder Neues von unterschiedlichsten Menschen zu lernen und nicht der eigenen Arroganz des Kennen-wir-alles-schon-das-geht-wieder-weg zum Opfer zu fallen. Ein Umfeld zu haben, das meinen verschrobenen Humor erträgt. Manchen "Jungen" mit Rat und Tat geholfen zu haben (um von diesen wiederum spannende Dinge zu lernen) und selbst immer wieder mit Rat und Tat versorgt zu werden. Die tollen und überraschenden Reaktionen auf mein kleines Privat-Projekt "digital publishing report". Mein Netzwerk, dass mich regelmässig mit Kaffee-Posts versorgt (warum ist mir allerdings schleierhaft). Die #plattensammlung mit Wibke Ladwig. Neue Veranstaltungsformate wie #digina von Dennis Schmolk oder #Dico von Felix Wegener. Das mBooks- und oolipo-Projekt. Und vieles mehr. Gab schon einige tolle Entwicklungen 2016.

Was wollen Sie 2017 regeln?Meinen Kaffeekonsum. Vielleicht aber auch nicht.

Welche Voraussetzungen brauchen Sie dafür?Einen Ersatz. Schokolade? Hm...

Und was wollen Sie in Branchenangelegenheiten 2017 unternehmen?Ich werde weiter manchem auf die Nerven gehen was das Thema "Digitalisierung" auf sinnvollem wirtschaftlichen Fundament angeht. Haptik kann man nicht essen.

Bald gibt es Geschenke. Was wünschen Sie sich?Wer mich kennt, weiß von meinem traditionellen Weihnachtswunsch: "Ruhe und Frieden". Da dies niemals funktioniert nehme ich auch gerne Goldbarren, Silber, Diamanten, Lebensmittel oder Socken. Auf keinen Fall Papierbücher. Die stauben nur ein.

Bisher erschienen:

Daniel Beskos, Mairisch Verlag Hans Frieden, Vertreter
Eckhard Südmersen, Libri
Angelika Siebrands, eBuch
Jan Weitendorf, W1-Verlagsgruppe
Jörg Sundermeier, Verbrecher Verlag
Gerdt Fehrle, Louisoder Verlag Jördis B. Schulz, Tolino Publishing
Olaf Kühl, Übersetzer Ulrike Helmer, Verlegerin Ina Hartwig, Kulturdezernentin Frankfurt Nina George, Schriftstellerin Else Laudan Annette Kulenkampff Heidrun Schmidt-Scheerer Ricardo Costa