Prozess wird im Januar fortgesetzt

Asli Erdogan aus Untersuchungshaft entlassen

30. Dezember 2016
von Börsenblatt
Am ersten Verhandlungstag des Prozesses gegen die türkische Schriftstellerin Asli Erdogan hat das Gericht die Entlassung von Erdogan und ihrer Übersetzerin Necmiye Alpay aus der Untersuchungshaft angeordnet. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu mitteilte, wurde für beide eine Ausreisesperre verhängt.

Asli Erdogan, Necmiye Alpay und sieben weitere Angeklagte sitzen seit August im Gefängnis; ihnen droht eine lebenslange Haft, da ihnen die "Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation", "der Versuch der Zerstörung der nationalen Einheit" und "Propaganda für eine Terrororganisation" vorgeworfen wird. Mit der Terrororganisation ist die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK gemeint. Die neun Beschuldigten arbeiten für die inzwischen geschlossene pro-kurdische Zeitung "Özgür Gündem", die die Anklage als PKK-Sprachrohr betrachtet. Asli Erdogan hatte in der Türkei sehr beliebte Kolumnen für die Zeitung verfasst.

"Die Meinungsfreiheit in der Türkei wird zur Zeit abgeschafft", kommentierte Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis gestern Abend in der ZDF-Nachrichtensendung "heute", die über Erdogans Entlassung aus der Untersuchungshaft berichtete. "Mehr als 140 Verlagshäuser sind geschlossen worden, es sitzen mehr als 150 Journalisten, Autoren, Verleger im Gefängnis – hier wird systematisch Meinung getötet", so Skipis.

Der Prozess gegen Erdogan, Alpay und die weiteren Angeklagten soll am 2. Januar fortgesetzt werden.


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