In gelöster Stimmung hießen mediacampus-Geschäftsführerin Monika Kolb-Klausch, Ausbildungsleiter Jürgen Lemke und Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller zunächst Oberbürgermeister Peter Feldmann und zahlreiche Gäste willkommen. Bei einem kurzen Rundgang konnten die Besucher das Campusgelände kennenlernen. Neben der Buchmesse und vielen Verlagen stärke auch diese Berufsschule Frankfurts Rolle als die Buchstadt Deutschlands, betonte Feldmann. Für Staunen sorgte vor allem die Campusbuchhandlung, in der die Schüler alles rund um die Verkaufssituation und die Warenpräsentation im Sortiment lernen. Nicht nur Feldmann zeigte sich von der liebevoll eingerichteten Buchhandlung und den spannenden Thementischen begeistert.
Ursprünglich war die Campusbuchhandlung als Juniorfirma konzipiert, doch die Idee hat sich schnell zerschlagen. Der örtliche Buchhandel sollte keine Konkurrenz aus den Reihen des mediacampus bekommen. Attraktiv bleibt die Campusbuchhandlung trotzdem, denn den Schülern biete sie viele Möglichkeiten, sich ohne Risiko auszuprobieren, so Kirsten Dehler, Dozentin und Campusbuchhändlerin. Auch Jürgen Lemke lobte das Engagement der Schüler. Das reiche nämlich durchaus bis in die Freizeit hinein, so der Ausbildungsleiter.
Frankfurts Oberbürgermeister hat Wünsche an die Buchbranche
Einige der engagierten Schüler traf Feldmann schließlich in der gut gefüllten Piper Lounge, wo der Frankfurter Oberbürgermeister ihnen Rede und Antwort stand. Der Politiker verriet den interessierten Schülern zum Beispiel, dass die Familie aufgrund seines beruflichen Kalenders grundsätzlich zu kurz komme, er jedoch die Zeit mit den Liebsten durchaus auch mal einem Empfang vorziehe. Während die Presse dafür weniger Verständnis zeige, würden die Frankfurter solche Entscheidungen begrüßen.
Natürlich ließen auch Fragen zur Leseförderung und zur Buchbranche nicht lange auf sich warten. Feldmann betonte vor den Schülern die Bedeutung des Kulturguts Buch, aber auch, dass der Zugang zum Buch nicht in die Wiege gelegt, sondern erlernt werde und deshalb allen Bürgern ermöglicht werden müsse. Doch auch für die Buchbranche hatte er eine deutliche Botschaft: mehr Engagement der Verlage! Seit Jahren laufe er nun den Verlagen und Medien hinterher, erzählte Feldmann, um sie von einer Sonderzeitung für Kinder und Jugendliche zu überzeugen, die zur Frankfurter Buchmesse in den Schulen verteilt werden solle. Bisher konnte er seine Idee noch nicht durchsetzen, doch Feldmann betonte: "Ich werde nicht Ruhe geben, bis ich einen Verlag von dieser Idee überzeugt habe." Und auch für die Buchmesse der Mainmetropole hat Feldmann bereits eine Idee. So wünscht er sich, dass man dort einmal den Fokus auf Kinder- und Jugendliteratur statt auf ein Ehrengastland legt.
Navid Kermani beleuchtet die Rolle der Rezensenten
Ein weiteres Highlight des Tages war die Lesung von Friedenspreisträger Navid Kermani. Sein Besuch war lange geplant und fiel nun zufällig mit dem Besuch des Oberbürgermeisters zusammen. Nach der Begrüßungsrunde übernahm Dozent Osama Ishneiwer die Bühne. Genau wie Oberbürgermeister Feldmann zuvor in der Gesprächsrunde nutzte er die Gelegenheit, um sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auszusprechen und erntete dafür tosenden Applaus. Und schließlich kam er dann: Der Moment, in dem Navid Kermani ans Podium trat, um seine Romane "Große Liebe" und "Sozusagen Paris" vorzustellen, beide im Hanser Verlag erschienen.
Im Anschluss stellte sich auch Kermani den Fragen der Schüler. Die wurden von der Lese-AG zusammengetragen, die sich zuvor unter anderem mit den beiden genannten Romanen beschäftigt hatte. Seinen Gesprächspartnerinnen Louisa Fromm, Esther Kolbe und Marlene Mathewson beantwortete er trotz seines knappen Zeitbudgets geduldig alle Fragen.
Er schaue alle Rezensionen zu seinen Büchern durch, verriet Kermani den Schülern. Und merkte mit einem Augenzwinkern an, dass ein Autor anhand der Rezension wisse, welcher Rezensent das Buch wirklich bis zum Ende gelesen hat. Natürliche kenne auch er Selbstzweifel, doch besonders beim Schreiben von Romanen empfinde er vor allem eines – Freiheit.
Viel wichtiger wäre eine Initiative der gutsituierten Stadt Frankfurt, die BÜCHER in die Kindergärten und Grundschulen trägt! Müssen wir uns denn noch in zehn Jahren damit abfinden, dass in Frankreich jede x-beliebige école maternelle, jede école primaire ganz selbstverständlich über eine gepflegte, gut ausgestattete und regelmäßig erneuerte Bibliothek verfügt, während hierzulande häufig ein paar Regale abgeschrappter, längst nicht mehr lieferbarer, oft sogar veralteter Bücher ein tristes Schattendasein führen?
Oder dass es in den USA mehrere Verlage gibt, die ausschließlich für den „school library market“ produzieren. Unvorstellbar hierzulande.
Statt Verlage zu schelten, sollte Herr Feldmann sich doch bitte Gedanken darüber machen, welche Aufgabe hier auf die öffentliche Hand wartet. Wir Verlage bieten für deren Umsetzung schon jetzt passende, gute Bücher. Aber wir produzieren nur ungern für den Papiermüll
jetzt haben Sie eine tolle ausgestattete Schulbücherei --- und keiner geht hin!
Und machen noch Konkurrenz mit den ganzen Büchereien.
Eventuell haben Sie das anliegen des H. Feldmanns nicht richtig wahrgenommen!
Er möchte das mehr Werbung gemacht wird fürs lesen. Er möchte das Jugendliche, Kinder und Eltern dafür wieder sensibilisiert werden.
Und das ist auch gut so.
Die Weltgrößte Büchershow, jedes Jahr in Frankfurt, hat hier die Chance
eine große Rolle zu spielen und Werbung für das Lesen zu machen.
Und ja, allen Verlagen obliegt hier eine große Verantwortung genauso wie die Verantwortung die Schulen, Kindergärten und nicht zuletzt die Eltern betrifft.
Es kommt immer darauf an wie ich so eine Sonderzeitung anlässlich zur Buchmesse gestalte und bewerbe! Kinder und Jugendliche sind miteinzubeziehen, selbst geschriebene Geschichten, Wettbewerbe, Lesewettbewerbe, Skizzen, Bilder etc. etc..
Auch hier müssen die Verantwortlichen (Eltern, Kindergärtner/innen, Lehrer/innen) eine große Rolle spielen und zwar Bundesweit.
Und der Vorschlag von Herrn Feldmann anstatt eines Gastlandes, Kinder und Jugendliche die absolute Priorität einzuräumen, den Käufer von morgen, diejenigen die es hoffentlich Ihren Kinder weitergeben wie es meine Oma und Mutter mir weitergegeben haben und ich meinen Kindern, ist eine tolle Idee.
Die Gestaltung hierfür obliegt der Messegesellschaft, den Verlagen.
Aber bitte nicht nur alibimäßig die eine oder andere kleine Sonderfläche für Kids. Nein der Kunde von heute/morgen/übermorgen muss ernst genommen und auf Augenhöhe behandelt werden.
Ich bin so und so der Meinung, dass die Frankfurter Buchmesse an Magie verloren hat.
Gruß Peter
Achja, warum werden eigentlich denkanstöße gleich niedergeredet/geschrieben, anstatt mal darüber nachzudenken und etwas positives daraus zu erzielen und mal querzudenken.