Interview mit Niclas Dewitz von der Stiftung Warentest

Durchgetestet

9. März 2017
von Börsenblatt
Das Ratgeber-Programm der Stiftung Warentest wächst unaufhörlich. Das große Plus: die aufwendige Testarbeit der Kollegen im Haus. Ein Gespräch mit Niclas Dewitz, Programmleiter Buch.

Was macht einen guten Ratgeber aus?
Ich habe bei einem Verlag für Bildbände volontiert und dann lange in belletristischen Verlagen gearbeitet, bevor ich vor acht Jahren zur Stiftung Warentest gekommen bin. Die ­Arbeit am Text ist mir ebenso wichtig wie die visuelle Informationsvermittlung. Entscheidend ist auch, welche Informa­tionen ins Buch kommen und welche nicht. Unabhängigkeit und Nachvollziehbarkeit sind die Schlüsselwörter. Hier sind wir als Verlag der Stiftung fantastisch aufgestellt.

Welche Rolle spielt das Buchprogramm im Gesamtkomplex Stiftung Warentest?
Die Erkenntnisse aus unseren Tests fließen in die Bücher ein. Das Haus unterstützt uns mit einer Unmenge an Insider­wissen, technischen Details und wissenschaftlicher Expertise. Ein Beispiel: Unser aktueller Bestseller »Das Vorsorge-Set« wurde komplett von der "Finanztest"-Redaktion geschrieben.

Google zum Trotz behaupten sich die gedruckten Ratgeber. Bleibt das so?
In gewissem Maße schon. Fragen auf der Stelle beantworten, das kann Google fantastisch. Hintergründe und Zusammenhänge zu vermitteln, klappt eher mäßig. Außerdem: Was mir als Suchbegriff einfällt, muss nicht der relevante Punkt bei einem Thema sein. Als Ratgeberverlag kuratieren und gewichten wir Information, dafür bezahlen die Leser. Und weil wir das als Stiftung Warentest auf so nachvollziehbare Weise tun, steigen unsere Umsätze.

"Power-Suppen", "WordPress" oder "Unser Hund fit und gesund" – wie schafft es ein Thema ins Buchprogramm der Stiftung Warentest?
Wir diskutieren jede Woche leidenschaftlich über neue Themen. Tatsächlich ist das eigene Interesse ein guter Hinweis darauf, ob ein Thema funktioniert.

Stehen bei Ihnen zu Hause Ratgeber im Regal?
Aber ja, jede Menge. Was inspiriert mehr zu neuen Büchern als die, die es schon gibt?

Hat Ihnen schon mal ein Ratschlag aus einem Ihrer Bücher richtig etwas gebracht?
Klar, gerade habe ich mit unserem Handbuch "Fahrrad-Reparaturen" mein Rad fit für die neue Saison gemacht. Das hat ordentlich Geld gespart. Ich nutze auch oft unseren Klassiker "Reparaturen zu Hause". Schon aus Eigennutz sorge ich dafür, dass dieser Titel  aktuell gehalten wird.

Tropfende Wasserhähne oder verzogene Türen reparieren – da ändert sich doch eher wenig.
Doch, durchaus. Wir informieren darin ja zum Beispiel auch über gutes Werkzeug oder elektrische Anlagen und Geräte. Alle unsere 130 lieferbaren Titel werden regelmäßg durch­gesehen – und gegebenenfalls aktualisiert.

Buchprogramm der Stiftung Warentest
  • Gründung: Stiftung Warentest 1964, Buchprogramm seit 1984; Redaktionelle Leitung: Niclas Dewitz (41)
  • Lieferbare Titel: 130; ca. 40 Novitäten pro Jahr plus ca. 6 E-Books-only
  • Umsatz 2016: 4,5 Millionen Euro (plus 5 Prozent im Vergleich zu 2015) 
  • Bestseller: "Vererben und Erben" (elfte aktualisierte Auflage) mit 600.000 verkauften Exemplaren
  • Vertrieb: Seit 2004 vertreibt die Stiftung ihre Bücher eigenständig; die Auslieferung erfolgt über die VVA