"Autoren, Verlage und Buchhandlungen übernehmen eine wichtige Rolle für das Gelingen einer modernen, offenen und demokratischen Gesellschaft. Mit ihrer Arbeit befördern sie den Austausch von Meinungen und Ideen und stoßen Debatten an. Mit qualitätsgesicherten Fakten und Bewertungen schaffen sie die Grundlage für hochwertige Bildung und Wissenschaft“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins heute zum Auftakt der Leipziger Buchmesse.
„Die Buchbranche steht momentan wirtschaftlich gut da. Erstmals seit drei Jahren ist der Umsatz 2016 wieder gestiegen", sagte Skipis. Doch aktuelle rechtliche Entwicklungen und Gesetzesvorhaben rüttelten an der Existenzgrundlage von Verlagen und Autoren und damit an der gesamten Publikationslandschaft in Deutschland, die in ihrer Qualität und Vielfalt weltweit vorbildlich sei. "Wir appellieren an die Bundesregierung, bei ihren Plänen die Rechte von Autoren und Verlagen zu stärken, statt sie zu schwächen. Zudem fordern wir mit Nachdruck die politischen Entscheider dazu auf, die zunehmend bedrohte Freiheit des Wortes international kompromisslos zu verteidigen und sie nicht zum Verhandlungsgegenstand zu machen", mahnte Skipis.
Der Buchmarkt 2016
Das Jahresergebnis auf dem Buchmarkt lag 0,8 Prozent über dem Vorjahr (Vertriebswege: Sortimentsbuchhandel, E-Commerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf-/Warenhäuser, Elektro- und Drogeriemärkte). Für hohe Umsätze sorgte vor allem das Kinder- und Jugendbuch (+ 9,0 Prozent), das im vergangenen Jahr starke Bestseller wie den neuen Harry-Potter-Band zu bieten hatte. Der Umsatz im Buchhandel vor Ort lag um 1,3 Prozent unter dem Vorjahr. Obwohl noch keine gesonderten Zahlen für den E-Commerce vorliegen, zeichnet sich ab, dass der Online-Umsatz mit Büchern 2016 gestiegen ist.
"Das Online-Geschäft ist ein wichtiger Wachstumstreiber, den auch der Sortimentsbuchhandel intensiv nutzt und entwickelt. Beinahe flächendeckend verkaufen Buchhandlungen inzwischen Bücher auch online und vertreiben E-Books, zum Beispiel über die Tolino-Allianz", sagte Skipis. Verlage und Buchhandlungen arbeiteten intensiv an digitalen Publikationsformen und Vertriebsmodellen. Demgegenüber sei das Jahr 2016 gegen Ende in den Buchhandlungen vor Ort eher durchwachsen verlaufen. "Viele Buchhändler verzeichneten einen Rückgang der Frequenz in ihren Läden. Das scheint sich auch in 2017 fortzusetzen. In vielen Innenstädten sind weniger Passanten unterwegs als früher, das macht sich auch im Buchhandel bemerkbar", so Skipis.
Leicht zurück ging der Umsatz mit der insgesamt stärksten Warengruppe, der Belletristik (- 0,5 Prozent). Auch der Umsatz mit Sachbüchern, der in den vorangegangenen Jahren einen Anstieg verzeichnete, ging 2016 zurück (- 2,7 Prozent). In etwa auf Vorjahresniveau blieben die Umsätze mit Reisebüchern (+ 0,2 Prozent) und Ratgebern (- 0,1 Prozent). Hardcover und Softcover legten um 2,9 Prozent zu, während der Umsatz im Taschenbuch um 5,5 Prozent zurückging.
Autoren und Verlage unter Druck
Trotz der insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung sieht die Buchbranche wichtige Rahmenbedingungen ihrer Arbeit akut in Gefahr. Zum einen muss ein großer Teil der Verlage in Folge des VG-Wort-Urteils des Bundesgerichtshofs in den kommenden Monaten beträchtliche Rückzahlungen an Verwertungsgesellschaften wie die VG Wort leisten. Gerade kleine und mittelgroße Verlage seien dadurch, so Skipis, existenziell bedroht. Um künftige Ausschüttungen wieder zu ermöglichen, müsse hier schnellstmöglich auf europäischer Ebene die Rechtsgrundlage geschaffen werden.
Zum anderen fallen in diesen Tagen in der Bundesregierung Entscheidungen über eine der bislang umfangreichsten Einschränkungen des Urheberrechts in Bildung und Wissenschaft. Mit dem so genannten Urheberrechts-Wissensgesellschaftsgesetz will die Bundesregierung den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen, Lehr- und Lernmedien neu regeln. "In Wirklichkeit werden das Urheberrecht und die Verfügungsgewalt von Autoren und Verlagen über ihre Werke im Bildungs- und Wissenschaftsbereich fast abgeschafft", sagte Skipis.
Zwar sehe der Gesetzentwurf eine, wenn auch völlig unzulängliche, Entschädigung für Autoren und Verlage über Verwertungsgesellschaften vor. Dieser Anspruch sei in Bezug auf die Verlage momentan gar nicht möglich, da die dafür notwendige Rechtsgrundlage auf europäischer Ebene nicht vorhanden ist. Die erforderliche Neuregelung sei frühestens im nächsten, eher im übernächsten Jahr zu erwarten – vorausgesetzt, der politische Wille sei da. Skipis: "Der Gesetzentwurf ist deshalb verfassungsrechtlich äußerst bedenklich. Es ist offensichtlich, dass die Bundesregierung hier kurz vor Ende der Legislaturperiode im Eiltempo ein Gesetz durchpeitschen will, das darüber hinaus auch inhaltlich kurzsichtig ist. Es verspricht Zugänglichkeit zum Nulltarif, bewirkt aber in Wirklichkeit, dass hochwertige Angebote der Bildungs- und Wissenschaftsliteratur zurückgehen werden. In einer Zeit, in der sich gefühlte Wahrheiten und ,alternative Fakten‘ in der Gesellschaft ausbreiten, ist das der gänzlich falsche Weg."
Skipis verwies auf den Online-Appell „Publikationsfreiheit für eine starke Bildungsrepublik“ (www.publikationsfreiheit.de), hinter dem Autoren, Verlage und andere Unterstützer aus dem Medien- und Bildungsbereich stehen. Der Aufruf an die Bundesregierung und die Länder hat bereits über 5.000 Unterstützer.
Meinungsfreiheit kompromisslos verteidigen
Darüber hinaus setzt sich die Buchbranche weiterhin intensiv für die Freiheit des Wortes ein. In vielen Teilen der Welt spitze sich die Lage von Autoren, Journalisten, Verlagen und anderen Kulturschaffenden zu, so Skipis. "Wir fordern von der Bundesregierung, dass sie sich überall dort kompromisslos einsetzt, wo die Freiheit des Wortes gefährdet ist und Autoren, Journalisten, Verleger und Buchhändler aufgrund ihrer Meinungsäußerungen verfolgt werden. Die Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht und Grundlage jeder publizistischen Arbeit. Sie ist für uns nicht verhandelbar", sagte Skipis.
Die türkische Autorin Aslı Erdoğan habe etwa keine Ausreiseerlaubnis für die Vorstellung eines Bandes mit ihren Essays auf der Leipziger Buchmesse erhalten. Gegen sie läuft seit Monaten ein Verfahren wegen angeblicher Terrorpropaganda. "Es ist ein Skandal, dass ein freier Mensch, der nur seinen Beruf ausübt und von seinem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch macht, sein eigenes Land nicht verlassen darf. Wir fordern von Präsident Erdoğan, dass er die Repressalien gegenüber Verlegern und Autoren wie Aslı Erdoğan endlich beendet und inhaftierte Kulturschaffende wie den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel umgehend freilässt."
Trotzdem gibt es doch immer wieder so Schließungen von kleineren und
mittelgroßen Buchhandlungen aus unterschiedlichen Gründen.
Zudem zeigt sich eben auch langsam die Tendenz zu etwas steigenden
Buchpreisen. Dies wird gerade bei gebundenen Büchern bemerkbar.
Deshalb warten auch die Leser auf manche Taschenbuchausgaben.
Um überleben zu können, benötigen kleinere Buchhandlungen eine Art
von Strategie der Spezialisierung auf ihre Kerngebiete im Angebot
ihrer Bücher. Und gepflegte Nischen in diesen Buchhandlungen bewähren
sich da sicher auf die Dauer sehr gut.
Wichtiger ist vor allem, dass es in der nahen Zukunft dem stationären
Buchhandel gelingen wird, jüngere Leser/innen als Kunden für die
Buchhandlungen wieder mehr anzusprechen und dies eben trotz der
vermehrten Digitalisierung. Dabei sollte eben das Buch mehr in den
Vordergrund gestellt werden.
Eine sehr gute Gelegenheit dazu würde sich am kommenden
,Welttag des Buches`, am 21. April, bieten.
Außerdem wäre es gut, wenn Buchhandlungen auch auf
ihre Stärken, wie ein guter Service und freundliche Bedienung,
hinweisen würden.
Und gut aufgemachte Schaufenster laden die Kunden zum Kommen
in die Buchhandlungen ein.
Worauf soll ich mich mit meinem Sortiment in meiner kleinen Stadt denn spezialisieren?
Auch den Hinweis auf den Welttag des Buches finde ich sehr wertvoll und neu. Wenn man dann zum Ausflugsziel für sämtliche Grundschulklassen der Stadt wird und Vormittag für Vormittag den verschiedenen Klassen etwas über Bücher erzählt, die Lehrer dann aber die Klassensätze bei den Schulbuchverlagen bestellen, weil sie da ja irgendwelche Vergünstigungen bekommen und die Kinder stolz von den Kindles ihrer Eltern erzählen.
Aber, dann kann man ja noch den letzten Tipp beherzigen: Bücher für 1,50€ beim Verlag bestellen, weil man ja serviceorientiert ist und dabei LÄCHELN!!!!
Aber in Anbetracht der Tatsache, dass uns "Kleinen" auch noch das Schulbuchgeschäft durch die zulässigen Spenden für Fördervereine geschmälert wird und der traditionelle Buchhandel insgesamt langsam, aber stetig verliert, finde ich solche "guten" Ratschläge etwas merkwürdig und weltfremd!