Was wäre wenn – man die Zähler beruflich noch einmal auf Null stellen könnte? Für einen Großteil der Frauen ist das eine einfache Frage: 26,3 Prozent wären lieber Buchhändlerin; nur die Berufe Lehrerin und Krankenschwester können im Traumberuf-Ranking laut Vorsicht Buch!-Umfrage gerade noch so mithalten (Lehrerin, Anteil: 23,4 Prozent; Krankenschwester: 22,2 Prozent).
Ein Grund: Menschen, die in Buchhandlungen und Verlagen arbeiten, gelten als besonders glücklich – und Frauen sind von dieser These eher überzeugt als Männer (34,7 Prozent aller Frauen gegenüber 27,3 Prozent in der Gesamtbevölkerung).
"Menschen, die Sinn in ihrer Arbeit finden und kulturell interessiert sind, haben eine höhere Lebenszufriedenheit", erklärt Professor Bernd Raffelhüschen, Autor des "Deutsche Post Glücksatlas 2016" und Kenner der Zusammenhänge zwischen Arbeit und Glücksempfinden.
Meike Janning (18), Auszubildende bei der Buchhandlung Taube in Marbach, bestätigt das: "Es gibt nichts Schöneres, als tagtäglich mit seiner Liebe zur Literatur andere Menschen begeistern zu können."
Und Patrick Gosling, ausgebildeter Medienkaufmann Digital und Print beim S. Fischer Verlag in Frankfurt, ergänzt: "Ich bin immer noch glücklich über meine Berufswahl, weil ich ein Unternehmen und eine Branche in der Zeit der Digitalisierung begleiten darf und sich kontinuierlich neue Projekte und Aufgaben ergeben."
Geld oder Bücher? Männer haben da eine kleine Meinung
Der Top-Beruf bei den Männern ist Bankangestellter (27,6 Prozent), dicht gefolgt von Lehrer (25,0 Prozent) und deutlich vor Autohändler (16,8 Prozent). Von der Gesamtzahl der Befragten träumt rund ein Fünftel (19,2 Prozent) davon, in ein Buchhandlung zu arbeiten.
Interessant außerdem: Besonders in Großstädten scheint die Arbeit mit dem Buch beliebt zu sein. Mit 22,4 Prozent erzielt der Beruf bei Menschen in Städten mit über 100.000 Einwohnern einen deutlich höheren Wert als auf dem Dorf (17,8 Prozent).
Die höchsten Werte verzeichnen im Bundesländervergleich so auch die Stadtstaaten Bremen (23,8 Prozent) und Hamburg (23,6 Prozent). In Hessen und Bayern hat der Bankberuf im Durchschnitt auffällig mehr Appeal: Hier wären gerne 28,6 Prozent (Hessen) und 27,0 Prozent (Bayern) Bankangestellte.
Hier mehr, dort weniger: Glücksfaktor Buch
- Nach der Branche gefragt, in der Mitarbeiter als besonders glücklich gelten, rangiert die Buchbranche mit 27,3 Prozent auf Rang zwei nach dem Handwerk (38,4 Prozent).
- Vor allem junge Menschen halten Beschäftigte in der Buchbranche für besonders zufrieden: Mit 28,3 Prozent der 14- bis 19-Jährigen und 29,9 Prozent der 20- bis 29-Jährigen toppen die Jobs mit Büchern sogar das Handwerk.
- Für die Saarländer hat die Buchbranche den höchsten Glücksfaktor (35,3 Prozent), in Thüringen den geringsten (18,6 Prozent). Dafür ist in Thüringen die Finanzbrache so beliebt wie nirgendwo sonst (17,6 Prozent) – ganz anders als in Bremen: Dort vermuten glatte 0,0 Prozent glückliche Mitarbeiter im Bankenwesen.
Noch mehr Daten dazu? Hier geht es zur Website von Vorsicht Buch!
Die Umfrage wurde im März/April 2016 im Rahmen der Börsenvereins-Kampagne Vorsicht Buch! von Research Now durchgeführt. Befragt wurden 5.000 Deutsche ab 14 Jahren: nach ihrem Berufswunsch, wenn sie noch einmal die Wahl hätten, und nach der Branche, in der sie Menschen für besonders glücklich halten.
Die Berufe Bibliothekar/Bibliothekarin sind hin und wieder Anlass, die bisherigen Berufsentscheidungen zur Disposition zu stellen. Auch Lektoren und Grafikern/Gestaltern in Verlagen wird ein hohes Maß an Kreativität und eine entsprechende Berufszufriedenheit unterstellt. Buchhändler (weiblich und männlich) hingegen werden überwiegend vor dem Hintergrund der örtlichen Realität bewertet:
Vor allem in kleineren und mittleren Sortimentsbuchhandlungen wird ein Missverhältnis zwischen Arbeit und erzielbarem Gehalt angenommen. Hinzu kommen für die Kunden erkennbare strukturelle Probleme, die sich in immer kleineren Lagerbeständen und im Personalmangel äußern, was vor allem die Beratung bei Belletristik und Sachbüchern offenbar einschränkt. Das gelb-schwarze Signet „Vorsicht Buch!“ wurde uns gegenüber noch nie als Qualitätsanspruch buchhändlerischer Fachgeschäfte erwähnt.
Die Ergebnisse von Umfragen sind immer im Kontext der gestellten Fragen zu beurteilen. Falls letztere bereits direkt oder indirekt die Antworten enthalten, ist Vorsicht geboten.
Ob Prof. Raffelhüschens „Glücksatlas“ weiterhilft, den Stellenwert des Buchhandels und seiner Mitarbeiter zu ergründen, gar zu verbessern, sei dahingestellt. In Kreisen, die regelmäßig Bücher, Zeitschriften und Zeitungen nutzen, ist er vor allem bekannt geworden für das Schlechtreden der gesetzlichen Rentenversicherung (unterstützt wurde er dabei von Prof. Rürup) und die Empfehlung, privat vorzusorgen (Riester etc.).