Schließung einer weiteren Buchhandelsfachklasse in NRW

Keine Unterstufe mehr im Joseph-Dumont-Berufskolleg

7. April 2017
von Börsenblatt
Am Joseph-DuMont-Berufskolleg in Köln wird die Beschulung von Buchhändlern aufgegeben: Die Bezirksregierung Köln hat gegenüber der Regionalgeschäftsstelle NRW des Börsenvereins bestätigt, dass nach Anhörung des Schulträgers und der IHK Köln die Klasse zum 1. August 2017 geschlossen werden soll. Damit wird es noch schwieriger, Sortimenter auszubilden.

"Wir sind entsetzt über diese Neuigkeiten" sagt Regionaldirektorin Gabriele Schink. "Gerade diese Woche läuft mit hochkarätigen Referenten eine aufwendige Projektwoche im Joseph-DuMont-Berufskolleg. Die Einstellung der Unterstufe reißt ein Loch in die Ausbildungslandschaft im Buchhandel in Nordrhein-Westfalen."

In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der berufsbildenden Schulen, die Fachklassen für Buchhändler anbieten, von neun auf zunächst drei gesunken, resümiert Anja Bergmann, Referentin in der Regionalgeschäftsstelle. 2016 sei außerdem die Klasse in Dortmund eingestellt worden − Unterstufen sind aktuell nur noch in den Schulen in Düsseldorf und Köln eingerichtet. Auslöser für die Schließung der Standorte ist nach Auskunft der Regionalgeschäftsstelle ein Rückgang der Ausbildungszahlen insgesamt − aber auch ihre Folge: Denn wenn in einer Region keine Schule mehr zu erreichen ist, bilden auch die engagierten Häuser dort nicht mehr aus – das habe man laut Bergmann im Raum Bielefeld und Münster erlebt. Dieser Kreislauf reduziere den qualifizierten Nachwuchs für die Buchbranche. 

Offene Fragen

"Ein Wegfall der Klasse in Köln bedeutet für eine weitere Region lange Anfahrtswege und damit größere Abwesenheiten aus dem Ausbildungsbetrieb und höhere Fahrtkosten", rechnet Bergmann vor. Das seien für Buchhandlungen weitere Hinderungsgründe, um einen Ausbildungsplatz einzurichten und zu erhalten. Die Beschulung über den mediacampus in Frankfurt als Alternative sei für manche Betriebe organisatorisch und finanziell nicht zu stemmen. "Bei einem Wegbruch des Standorts Köln und damit der Errichtung einer Landesfachklasse am Standort Düsseldorf entstehen völlig neue Finanzierungsfragen und organisatorische Herausforderungen", so Gabriele Schink. Sie fordert die Bezirksregierung auf, zu klären, wie eine zentrale Beschulung in Düsseldorf aussehen wird:

  • "Wird es Blockunterricht geben?
  • Wie findet dann die Unterbringung statt?
  • Wer finanziert die Unterbringung?
  • Gibt es Fahrtkostenzuschüsse für die entfernteren Betriebe?

 Und nicht zuletzt in Bezug auf die Schließung in Köln:

  • Was passiert mit den bereits abgeschlossenen Ausbildungsverträgen rund um Köln, die unter der Prämisse einer Beschulung vor Ort geschlossen wurden?"