Buchhändler Jörg Czybolla über selbst produzierte Kalender

Blätter mit Lokalkolorit

18. Mai 2017
von Börsenblatt
In der Buchhandlung Blume in Oerlinghausen haben Regionalia einen festen Platz – darunter Stadtkalender, die Buchhändler Jörg Czyborra, zugleich ein passionierter Fotograf, selbst produziert. Erfahrungswerte.

Seit nunmehr acht Jahren verlegen wir Kalender mit ­Bezug zum Ort, zu Oerlinghausen im Teutoburger Wald. Als ambitionierter Hobbyfotograf ist es für mich Ehrensache, dass ich die Bilder selbst schieße und bearbeite. In Oerling­hausen gibt es eine konstante Nachfrage nach Kalendern mit ­regionalem Bezug. Gern werden diese verschenkt, häufig an die Weggezogenen – um die Erinnerung an die Heimat aufrechtzuerhalten. Vor zwei Jahren machten Mitglieder des hiesigen ­Lions Clubs einen Dachbodenfund mit alten Fotos auf Glasplatten aus der Zeit um 1900. Daraus entstand ein Kalender, der nun mit unserem eigenen Titel konkurriert. Der Kunde hat die Wahl zwischen alten, historischen Aufnahmen und aktuellen Fotos. Nur in wenigen Fällen werden beide Kalender gekauft.

Je populärer und touristischer die Motive sind, desto besser laufen unsere Kalender. Rathaus und Kirche dürfen nicht fehlen, ebenso wenig die anderen Wahrzeichen der Stadt. Bei manchen Projekten haben wir auch Lehrgeld gezahlt. Der "Tür und Tore Kalender" wurde nicht so gut angenommen und auch die künstlerisch spannenden Nachtaufnahmen von Oerlinghausen haben sich zu meiner Überraschung nur mittelprächtig verkauft – ganz im Gegensatz zu einem Kalender mit Luftaufnahmen. Ein befreundeter Pilot hatte mich dafür einige Male im Tragflächenhubschrauber mitgenommen: Keine Kanzel behinderte die Fotografie und der Tragschrauber flog mit sehr geringer Geschwindigkeit.

Weil Oerlinghausen über einen großen Segelflugplatz verfügt, ergab sich für mich auch mehrfach die Gelegenheit, mit dem Segelflieger auf Motivjagd zu gehen. Und doch erstand der beste Schnappschuss vom Boden aus, als ein Segler kurz vor der Landung dicht über einem Spaziergänger einschwebte.

Unsere Kalender haben eine Auflage von 200 bis 250 Exemplaren. Wir kalkulieren so, dass alle Ausgaben gedeckt sind, wenn die Hälfte abverkauft wurde. Rest­exemplare verteilen wir am Jahresanfang an die hiesigen Altenheime, zur Freude der Bewohner.

Überhaupt sind Regionalia für uns ein wichtiges Thema, sie werden gern zum Geburtstag oder zu Weihnachten verschenkt. Aber auch als Gastgeschenk für den Schüleraustausch oder als ­kleine Beigabe zum Jubiläum sind die Artikel mit Ortsbezug gefragt. In unserem Regal "Aus der Region" präsentieren wir Bücher, Wanderkarten, Ansichtskarten und vieles mehr. Auch Frühstücksbrettchen, Schlüsselanhänger und Tassen mit "lippischen Wörtern" und Oerlinghausen-Motiven finden sich hier und sind sehr beliebt. Exklusivität ist uns dabei sehr wichtig. Oerlinghausen hat rund 16.000 Einwohner, dazu noch Tagesgäste auf der Wanderung durch den Teutoburger Wald. Da bleibt auch die Nachfrage übersichtlich. Diese auf mehrere Wettbewerber am Ort zu verteilen, würde uns letztlich die Marge und den Spaß an diesen Produkten nehmen.