HDE fordert Hilfen von der Politik

Im Kampf gegen Leerstände

7. Juni 2017
von Börsenblatt
Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert Kommunen und Politik dazu auf, den Einzelhandel künftig stärker zu unterstützen. "Innenstädte müssen Erlebnisräume sein", sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser zum Abschluss der Initiative "Dialogplattform Einzelhandel" – allein auf sich gestellt könnten Händler wenig bewegen. 

Sanktjohanser geht es um Faktoren wie die Infrastruktur, den Personennahverkehr und Parkplätze, außerdem um schnelle Internetzugänge, Digitalisierungsstrategien, die Baukultur und ein stimmiges Gesamtbild im Stadtzentrum – auch dann, wenn Läden leer stünden. Zur Not müsste das Angebot verkleinert werden, meint er: "Wenn Lücken entstehen, die nicht mehr geschlossen werden können, müssen die Städte den Mut haben, Fußgängerzonen zu verkleinern."

Im Rahmen der 2015 vom Bundeswirtschaftsministerium gestarteten  "Dialogplattform Einzelhandel" sind Empfehlungen dafür erarbeitet worden, wie stationäre Händler trotz wachsender Onlinekonkurrenz überleben können (die Buchbranche war unter anderem über Buy Local beteiligt). 

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries stellte die Empfehlungen gestern erstmals öffentlich vor, betonte dabei, die Firmen zu fördern – sie wolle "Arbeitsplätze und Lebensqualität in unseren Städten genauso wie auf dem Land erhalten". Die Empfehlungen richten sich unter anderem an die Politik und die Händler. Beispiele: Dem Bund wird geraten, rechtliche Unsicherheiten zu beseitigen und ins Breitbandnetz zu investieren – den Händlern, über Kooperationen nachzudenken.


Dokumentation der Empfehlungen:
Dialogplattform Einzelhandel

Auch Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, meldete sich jetzt erneut zu Wort – zum gleichen Thema. Er informierte über eine neue Studie, die der Verband zusammen mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung erstellt hat. Mit dem Fazit, wie Genth der "Welt" gestern sagte: "Es drohen massive Leerstände, auch an attraktiven Standorten."

Kleinstädte, Mittelstädte, Metropolen: Überall hätten Händler in den nächsten Jahren mit Leerständen zu kämpfen, erklärt Genth gegenüber der Zeitung – und rät dazu, Verkaufsflächen zu reduzieren. "Die Innenstädte müssen daher verdichtet werden." Zu welchen Annahmen die Autoren der Studie kommen, laut Bericht der "Welt":   

  • Bis 2020 verschwinden rund 50.000 Einzelhandelstandorte von der Landkarte – etwa zehn Prozent des bisherigen Angebots. 
  • Im Schnitt stehen aktuell fünf bis sechs Prozent der Läden leer. Ab 2018, so die Prognose, wird sich die Lage nach dem HDE-Modell in wenigen Jahren sukzessive verschlechtern. Nur für ca. die Hälfte aller Läden würden sich neue Mieter finden lassen, die Leerstandsquote zieht an – auf über 20 Prozent
  • Der Onlinehandel legt weiter zu, in einzelnen Sortimentsbereichen sogar auf einen Anteil von über 40 Prozent. Höchstwerte erreichen die Onlineumsätze voraussichtlich in den Segmenten Kleidung, Elektronik, Schreibwaren – und Bücher