Bericht von der Documenta-Buchhandlung

Walther König versorgt die Kunstschau in Kassel

9. Juni 2017
von Christina Busse
"Die Documenta ist der ideale Ort, die besten und anspruchsvollsten Bücher an die Kunden zu bringen", sagt Franz König. 32 Paletten Ware hat das Team der Kölner Kunstbuchhandlung Walther König in den vergangenen drei Tagen bewegt.

Pünktlich zur Preview für Fachbesucher und Medien hat die temporäre Buchhandlung auf dem zentralen Platz der international bedeutenden Kunstschau, zu der mehrere hunderttausend Besucher aus aller Welt in Kassel erwartet werden, eröffnet.

Logistisch und von den Abläufen her ein eingespieltes Team, inhaltlich alle fünf Jahre wieder eine reizvolle Herausforderung. Jeder Documenta-Macher setzt eigene Schwerpunkte. "Mehr Theorie, mehr Diskurs" seien dieses Mal unter Documenta-Leiter Adam Szymczyk gefragt, erläutert Franz König, der in das Geschäft zur Documenta und diese "besondere buchhändlerische Aufgabe" hineingewachsen ist. Sein Vater und Geschäftsgründer Walther König ist seit 1968 dabei. Auch dieses Jahr ist er selbstverständlich mit seiner unschätzbaren Expertise vor Ort.

"Postkolonialismus, Neokapitalismus, Feminismus, Performance und Sound", nennt Bakri Bakhit, Leiter der Documenta-Buchhandlung, einige der aktuellen thematischen Schwerpunkte. Dabei reichten die Kuratoren der Ausstellung nicht nur während der Vorbereitungsphase ihre Titellisten ein, "sie legen auch Wert darauf, dass wir Kataloge gelesen haben", betont Franz König. "Alle beteiligten Künstler auf der sehr langen, internationalen Liste wurden von uns gebeten, uns ihre Biografien zu schicken – wir haben bis nach Indien und Afghanistan geschrieben." Ein dicker Aktenordner voller Korrespondenz mit den Künstlern zeugt davon. Einige kommen noch im laufenden Betrieb mit einem Koffer voller Kataloge vorbei. Die Abwicklung erfolgt unbürokratisch und auf Augenhöhe. Auch wenn die – unter den Tischen versteckte - Lagerkapazität, die die aus 13 weißen Containern bestehende Buchhandlung auf 120 Quadratmetern hergibt, begrenzt ist. Platz wurde dem großen Lesetisch eingeräumt, schließlich ist die Buchhandlung in den kommenden 100 Tagen Treffpunkt für am kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Diskurs Interessierte.

Für sie wollen die Kunstbuchhändler ein Angebot vorhalten, das in dieser Form einmalig ist. Von Adorno bis Žižek reihen sich die Werke aneinander. "Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, solche Titel dermaßen geballt einem interessierten Publikum zu präsentieren", sagt Christian Posthofen. Dem Geschäftsleiter der Berliner König-Filialen mit langjähriger Documenta-Erfahrung geht das Herz auf, die Leidenschaft fürs Sujet ist offensichtlich.

Gleichzeitig wirkt sich die anregende Atmosphäre des Documenta-Trubels gut aufs Geschäft aus. "Nicht wenige Kunden greifen hier mal ein Buch mehr und gehen mit einem großen Stapel raus. Auch der weltweite Versand zur Documenta nimmt zu", weiß Franz König. Der angestammte Platz direkt gegenüber dem Fridericianum als traditionellem Ausstellungsort erfährt in diesem Jahr eine weitere Aufwertung durch das "Parthenon of Books". Das bereits im Vorfeld der Ausstellung viel beschriebene Kunstwerk von Martha Minujin, das das Athener Original mit "verbotenen" Büchern bestückt im Maßstab 1:1 abbildet, soll der Buchhandlung als "Work in Progress" zusätzlichen Zulauf bescheren.

Die Buchhändler der Documenta sind bestens gerüstet: "Es macht Spaß, auf die Ausstellung hin die begleitende Buchhandlung aufzubauen. Es ist wie ein Fest, das Schwung gibt für die nächsten fünf Jahre", freut sich Franz König auf den Kasseler Kunstmarathon.

Offiziell eröffnet wird die Documenta 14 am morgigen Sonnabend in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.