Antiquariat

Produktfilter, Metadaten, Kooperationen. Interview mit Ulrich Brand

19. Juni 2017
von Börsenblatt
Ulrich Brand ist seit 2003 Geschäftsführer der AbeBooks Europe GmbH in Düsseldorf. Ein Gespräch aus Anlass der von Abebooks eingeführten Suchfilter nach Produktarten.

Abebooks und ZVAB haben vor wenigen Wochen eine neue Suchfunktion vorgestellt. Mithilfe neuer Suchfilter lassen sich nun acht Produktarten (Bücher, Magazine & Zeitschriften, Comics, Noten, Fotografien, Karten, Manuskripte & Papierantiquitäten sowie Kunst, Grafik & Poster) gezielt suchen.

Gleichzeitig kündigt Abebooks Kooperationen unter anderem mit dem Postkartenspezialisten Bartko-Reher (Berlin) sowie den Kunsthändlern H. W. Fichter (Frankfurt am Main), Goyert (Köln) und Kunkel Fine Art (München) an.

Worum geht es bei den neuen Suchfiltern nach Produktarten auf Ihrer Seite?

Ulrich Brand: Seit jeher bieten die Verkäufer bei ZVAB.com und AbeBooks.de neben Büchern auch vielfältige andere Arten kultureller Hinterlassenschaften an, die uns mehr über unsere Welt erzählen. Darunter befinden sich ästhetisch ansprechende Objekte, Kunstwerke und einmalige Memorabilien: Kunst auf Papier (Druckgrafiken, Zeichnungen, Aquarelle), Fotografien, Stadtpläne, Magazine, Handschriften, Autographen, frühe Postkarten, Briefe berühmter Persönlichkeiten und vieles mehr. Die neu eingeführten Produktfilter erlauben es Kunden nun, diese einmaligen Angebote besser als jemals zuvor für sich und andere zu entdecken. Darüber hinaus erweitern wir das Angebot durch die gezielte Ansprache ausgewiesener Spezialisten der relevanten Kategorien. Das Stöbern lohnt sich also!

Die Suchfilter laufen parallel auf ZVAB und Abebooks?

Ja. Die neuen Filter stehen Kunden auf allen unseren Websites (inkl. ZVAB.com und AbeBooks.de) zur Verfügung. Auch Nutzer mobiler Endgeräte profitieren von den neuen Entdeckungs- und Suchmöglichkeiten.

Was ist der Hintergrund der Suchfilter? Sie werten ja sicher das Verhalten der Kunden auf Ihrer Seite genau aus?

Bisher war es relativ schwierig, gezielt nach bestimmten Produktarten zu suchen: Wenn Sie zum Beispiel einen alten Stadtplan von Berlin oder eine Fotografie von München gesucht haben, fanden Sie früher unzählige in München bzw. Berlin erschienene Bücher, die eine Karte oder Fotografie enthielten. Die neuen Filter ermöglichen es Ihnen heute, die einzelnen Produktarten voneinander zu unterscheiden, um relevantere Suchergebnisse zu erhalten. Sie können jetzt auch gezielt Produktarten ausschließen, z. B. wenn Sie nur nach Büchern suchen möchten.

Führen Sie Workshops oder dergleichen für Ihre Anbieter durch, um die "Neu-Klassifizierung" älterer Datensätze voranzubringen?

Wir helfen zurzeit unseren Anbietern, ihre Bestände entsprechend zu klassifizieren, damit ihre relevanten Angebote mehr Sichtbarkeit erhalten. Unsere Hilfeseiten enthalten dazu nützliche Informationen und Tipps. Die meisten einschlägigen Antiquariatssoftwareanbieter unterstützen ebenfalls bereits die neuen Produktarten. Einzelne Händler können sich jederzeit an unseren Kundenservice wenden, falls sie individuelle Unterstützung benötigen.

Müssten sich die Plattformen nicht noch intensiver dem Thema Metadaten widmen, um das (Buch)angebot stärker zu strukturieren?

Eine Herausforderung für uns besteht in der Tat darin, dass wir nicht mit standardisierten Daten arbeiten, die zudem häufig nur wenig strukturiert sind. Wir sind in starkem Maße auf die Mitarbeit der katalogisierenden Anbieter angewiesen. Daher prüfen wir, wie wir dazu beitragen können, die Titelaufnahme und das Hochladen von Angebotsfotos weiter zu vereinfachen.

Parallel zu den Suchfiltern kündigen Sie Kooperationen mit Kunsthändlern oder auch einem Postkartenspezialisten an. Sucht man Kunst auf einer Plattform, die vor allem als Buchportal etabliert ist?

Ja, auf jeden Fall. Viele unserer Stammkunden sind stark kultur- und kunstinteressiert, und bereits heute werden regelmäßig Sammlerstücke aus diesen Bereichen über AbeBooks und das ZVAB verkauft. Dazu zählen beispielsweise eine dem niederländischen Landschaftsmaler Jan van Goyen zugeschriebene Kreidezeichnung, Lithographien von Pablo Picasso und Jean Mirò und sogar ein Original-Brief von Winston Churchill aus dem Jahre 1904. Zwar bleiben Bücher auch weiterhin der Schwerpunkt unseres Angebots, doch was liegt zum Beispiel für einen leidenschaftlich an Fotografie interessierten Sammler näher, sowohl nach Buchveröffentlichungen als auch nach Original-Fotografien eines bestimmten Fotografen zu suchen? Und umgekehrt waren viele namhafte Künstler, z. B. John Heartfield, Pablo Picasso, Marc Chagall, an Buchproduktionen beteiligt. Die Grenzen zwischen den Kategorien sind also fließend und es gibt hier viel Potenzial.

Gibt es weitere Entwicklungen dieser Art, die für die nähere Zukunft geplant sind?

Wir beobachten genau, wie unsere Kunden die neuen Suchfilter annehmen – die ersten Resultate sind sehr vielversprechend. Basierend auf den Bedürfnissen unserer Kunden werden wir weitere schrittweise Verbesserungen vornehmen, doch können wir zu diesem Zeitpunkt noch keine konkreten Aussagen dazu treffen.

Ein ganz anderes Thema. Die ZVAB-Umstellung liegt nun anderthalb Jahre zurück; welches Fazit zieht man in Düsseldorf?

Insgesamt ein sehr positives: Unsere Kunden profitieren davon, dass wir durch die Nutzung einer gemeinsamen technischen Plattform für alle unsere Websites Neuerungen wie die angesprochenen Suchfilter nach Produktarten auf einen Schlag allen Kunden zur Verfügung stellen können. Gleichzeitig werden die Angebote unserer Partner-Antiquariate einem weltweiten Kundenkreis präsentiert. Natürlich gibt es immer Potenzial für weitere Verbesserungen, und wir arbeiten kontinuierlich daran, unseren Service für unsere Kunden weiter zu entwickeln. Wir bedanken uns bei allen Verkäufern und Käufern, die diese Umstellung mitbegleitet haben und laden alle Leser ein, Kunst, Fotografien, Landkarten und vieles mehr bei ZVAB.com and AbeBooks.de zu entdecken!

Interview: Björn Biester