Bücher zum Thema Resilienz

Widerstandsfähig

22. Juni 2017
von Christiane Petersen
Wie man mit den Widrigkeiten des Lebens besser zurechtkommen kann – das lässt sich lernen und trainieren. Aktuelle Bücher zum Thema Resilienz. 

Krisen sind unvermeidbar: ein Konflikt im Job oder gar die Kündigung, ein Todesfall, der fremdgehende Partner. Umso wichtiger ist die Frage: Wie geht man am bes­ten mit solchen Krisen um? Und woran liegt es, dass manche Menschen schwerer an ihnen zu tragen haben als andere? Zahlreiche Neuerscheinungen widmen sich dem Thema Resi­lienz, der psychischen Fähigkeit, schwierige Lebenssitua­tionen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. In einem Punkt sind sich alle Experten einig: Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft. Wir können sie im Lauf des Lebens gezielt beeinflussen und trainieren. Es braucht dafür nur die richtigen Impulse.

Die gibt zum Beispiel der Titel "Resilienz trainieren" (mvg, 96 S., 8,99 Euro) von Ulrich Siegrist. Das Arbeitsbuch mit viel Raum für eigene Notizen bietet einen praktischen Einstieg und begleitet seinen Leser dabei, sich der eigenen Lebenssituation zu stellen. Dazu gehört, die inneren Ressourcen zu stärken und den Blick vom Problem zur Lösung zu lenken – ein Selbsthilfebuch, dessen strukturierter Aufbau und warmherzige Tonalität dem Leser auch im Zustand eigener Betroffenheit einen Erkenntnisgewinn ermöglichen.

Fast schon ein Klassiker ist "Resilienz. Die unentdeckte ­Fähigkeit der wirklich Erfolgreichen" (Business Village, 228 S., 24,80 Euro), verfasst vom Psychologen Denis Mourlane und gerade in der achten Auflage erschienen. Mourlane führt praxisnah und anschaulich durch die wesentlichen Resilienz-Aspekte, macht deutlich, welche Bedeutung die Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse hat und erklärt die Strategien resilienter Vorbilder.

Für alle, die sich kompakt informieren wollen, ist das in der Reclam-Reihe 100 Seiten erschienene Büchlein "Resilienz" (10 Euro) von Brigitte Schäfer das richtige. Ob die 100 Seiten in 100 Minuten zu lesen sind, wie der Verlag verspricht? Der Band führt nämlich ebenso gehaltvoll wie unterhaltsam in Resilienz-Konzepte ein und fasst wissenswerte Informationen für den Alltag zusammen.

Einen ganz anderen Fokus setzt der Titel "Wer ein Warum zu leben hat" (Beltz, Juli, 388 S., 19,95 Euro). Viktor Frankl, zu Lebzeiten Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien, erforschte, wie Sinnerfüllung auch angesichts schwerer Schicksalsschläge möglich ist und wie sie Menschen in die Lage versetzt, in Krisenzeiten seelisch gesund zu bleiben. Seine nun veröffentlichten Texte aus sechs Jahrzehnten zeigen, dass Heilung durch Psychotherapie nur gelingen kann, wenn sie in Verbindung mit philosophischer Lebenskunst steht. Ein berührendes Buch von einem Mann, der sich auch angesichts seiner Erlebnisse und Erfahrungen im Konzentrationslager Auschwitz nicht vom Leben abgewendet hat.

Wenn es in erster Linie um einen gesunden Umgang mit Arbeitsstress und Job-Herausforderungen geht, lohnt sich die Lektüre eines echten Rundumpakets: "Resilienz am Arbeitsplatz" (Mabuse, 256 S., 29,90 Euro) richtet den Fokus klar auf die Arbeitswelt und bietet dabei aufschlussreiche Hintergrundinformationen zur Re­silienzforschung. Die Autoren stellen schlüssig dar, warum insbesondere die psychischen Herausforderungen an Arbeitnehmer immer weiter steigen – zeigen Wege auf, wie sowohl Betriebe als auch Mitarbeiter resilienzstärkend agieren können. Detailliert geht das Buch auf die zentrale Rolle von Stress­bewältigung, Handlungsfähigkeit und sozialer Kompetenz ein und liefert klare Trainingsempfehlungen. Ein Buch, das Theorie und Praxis hervorragend verbindet.

Auch wenn die Arbeitsbelastungen für alle Mitarbeiter zunehmen – Führungskräfte werden noch stärker mit wachsenden Anforderungen und einem hohen Stresspegel konfrontiert. Auf ihre speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen geht das Buch "Resilienz für Führungskräfte" (Dashöfer, 45 S., 29,75 Euro) von Markus Junger und Ruven Wiljan ein. Das Ziel: die eigene innere Stärke zu erkennen und Schritt für Schritt auszubauen. Gerade für Führungskräfte, so die Autoren, würden überraschende Situationen und schwierige Aufgaben zum Arbeitsalltag gehören. Das Buch ermuntert deshalb zur Selbstreflexion und zeigt Wege für Burn-out-Pro­phylaxe und Selbstmotivation auf.

Doch nicht nur Menschen, sondern auch Unternehmen lassen sich vor dem Hintergrund des Resilienzbegriffs für Krisen stark machen. Das Fachbuch "Organisationale Resilienz" (Springer, 152 S., 29,99 Euro) richtet sich an Führungskräfte und Berater und zeigt auf, welche Faktoren Unternehmen in Zeiten großer Veränderungen und Krisen widerstandsfähig machen – und was Mitarbeiter und Entscheider konkret zur Stärkung des Unternehmens beitragen können. Das Buch beleuchtet den Resilienzbegriff aus unterschiedlichen Perspektiven – der Psychologie, der Soziologie und der Ökologie – und überzeugt mit umfassenden Handlungsempfehlungen und Beispielen durch seinen starken Praxisbezug.

Ob Mensch oder Unternehmen: Resilienz lässt sich das ganze Leben lang verbessern. Leichter ist es jedoch, wenn schon in der Kindheit der Weg für ein resilientes Leben bereitet wird. Insbesondere Eltern und Lehrer haben einen starken Einfluss darauf, wie gut Kinder später mit den Widrigkeiten des Lebens zurechtkommen. Robert Brooks und Sam Goldsteins "Das Resilienz-Buch. Wie ­Eltern ihre Kinder fürs Leben stärken" (Klett-Cotta, 376 S., 12,95 Euro) gibt praktische Anleitung und Hilfestellungen, die Bedürfnisse von Kindern zu erkennen – von der Akzeptanz über die richtige Kommunikation bis zum positiven Lebensskript. Ein Ratgeber ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber mit jeder Menge Aha-Effekten.

Ebenfalls an Erzieher und Lehrer richtet sich Aline Kurts Trainingsmaterial "Resilienz entwickeln und stärken in der Grundschule" (Verlag an der Ruhr, 128 S., 21,99 Euro), das ein ganzes Bündel hilfreicher Module zur Stärkung von Kindern im Umgang mit schwierigen Situationen zusammenfasst: Geschichten, Arbeitsblätter, Übungen, Spiele und Bastelanleitungen zu wesentlichen Kernbereichen der Resilienzstärkung.

Eines haben die vorgestellten Titel trotz ihrer unterschiedlichen Schwerpunktsetzung gemeinsam: Der erste Schritt zu mehr Resilienz liegt darin, eine Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Und in der Erkenntnis, dass wir immer die Möglichkeit haben, sie selbstwirksam zu verändern – und sei es nur durch die Veränderung der inneren Haltung.