Halbjahresbilanz von Bertelsmann

Rekordwert beim operativen Ergebnis

31. August 2017
von Börsenblatt
Bei Bertelsmann stehen die Zeichen auf Wachstum: Der Konzern hat in seiner Bilanz des ersten Halbjahrs laut Mitteilung erstmals ein operatives Konzernergebnis von über einer halben Milliarde Euro eingefahren. Der Umsatz erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro, unter anderem Dank der wachsenden Digitalgeschäfte. 

Das Unternehmen habe weitere Fortschritte bei der Umsetzung seiner Wachstumsstrategie erzielt, heißt es in der Bilanzmitteilung − so etwa durch die vereinbarte Aufstockung seines Anteils an der weltweit größten Publikumsverlagsgruppe, Penguin Random House, von bisher 53 Prozent auf eine strategische Mehrheit von 75 Prozent. Der Abschluss dieser Transaktion sei für das vierte Quartal geplant.

Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, sagte: "Bertelsmann blickt auf ein erfolgreiches erstes Halbjahr zurück. Der Umsatz- und Ergebnisanstieg sowie unser verbessertes Wachstumsprofil sind das Resultat der konsequenten Umsetzung unserer Strategie." Dabei hebt er insbesondere die Anteilsaufstockung an Penguin Random House hervor: Damit verfüge Bertelsmann "über die besten Voraussetzungen, dieses identitätsstiftende Kerngeschäft erfolgreich weiterzuentwickeln".

Die Kennzahlen des Konzerns für das erste Halbjahr 2017 im Überblick:

  • Konzernumsatz: 8,1 Milliarden Euro (+2,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum; erstes Halbjahr 2016: 8,0 Mrd. Euro)
  • Das organische Wachstum verbesserte sich auf 1,4 Prozent (erstes Halbjahr 2016: 1,3 Prozent).
  • Operatives EBITDA: 1,10 Milliarden Euro. Es lag damit annähernd auf dem Rekordniveau der Vorjahresperiode (1,11 Mrd. Euro). Das Ergebnis des Vorjahres sei allerdings durch einen positiven Effekt in Höhe von 43 Millionen Euro bei der RTL Group geprägt gewesen. Die Anlaufverluste für Digital- und Neugeschäfte hätten im ersten Halbjahr allein bei der RTL Group und der Bertelsmann Education Group 37 Millionen Euro betragen.
  • Konzernergebnis: 502 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2016: 482 Mio. Euro). Der Fonds Bertelsmann Asia Investments (BAI) hätte dazu erneut einen relevanten Ergebnisbeitrag geleistet − mit Veräußerungsgewinnen von 63 Millionen Euro.

Steigende Digitalerlöse

Hervorgehoben wird insbesondere die positive Entwicklung der digitalen TV-Geschäfte der RTL Group, die Digitalaktivitäten von Gruner + Jahr sowie BMG, Arvato SCM Solutions und die Bertelsmann Education Group. Die Wachstumsgeschäfte hätten einen Umsatzanstieg von neun Prozent auf 2,7 Milliarden Euro (Januar bis Juni 2016: 2,3 Mrd. Euro) erzielt. Sie erwirtschafteten damit erstmals einen Anteil von mehr als 30 Prozent am Gesamtumsatz. Die Digitalerlöse seien bei der RTL Group um 47 Prozent auf 389 Millionen Euro, bei Gruner + Jahr in den Kernmärkten um 23 Prozent auf 128 Millionen Euro gestiegen.

Neben Penguin Random House hätten weitere Kerngeschäfte ihre Aktivitäten ausgebaut, informiert Bertelsmann − die Senderfamilien der RTL Group, Gruner + Jahr (etwa mit dem neuen Magazin "Hygge") und die Bertelsmann Printing Group. Arvato habe sein internationales Logistiknetzwerk mit neuen Standorten in Deutschland, den Niederlanden und den USA erweitert.

Bilanz der Geschäftsbereiche:

Penguin Random House: E-Book-Umsatz rückläufig

  • Unter Berücksichtigung der vollständig von Bertelsmann gehaltenen Verlagsgruppe Random House blieb der Umsatz der Buchgruppe mit plus 1,1 Prozent stabil bei 1,5 Milliarden Euro (erstes Halbjahr 2016: 1,5 Mrd. Euro). Zuwächse bei Audioformaten, höhere Umsätze im asiatisch-pazifischen Raum und ein Ausbau der Dienstleistungsgeschäfte hätten dazu beigetragen, rückläufige E-Book-Erlöse im englischsprachigen Raum zu kompensieren, so Bertelsmann.
  • Das Operative EBITDA stieg um 11,4 Prozent auf 206 Millionen Euro (Vorjahresperiode: 185 Mio. Euro). Neben positiven Impulsen aus den Geschäften in Nordamerika, Spanien und Australien machten sich weitere operative Verbesserungen nach dem Zusammenschluss bemerkbar.
  • Penguin Random House platzierte in den USA 263 Titel auf den Bestsellerlisten der "New York Times", 37 davon auf Platz 1. Meistverkaufter Einzeltitel war Jay Ashers Roman "Thirteen Reasons Why", der als Fernsehserie adaptiert wurde und sich über alle Formate hinweg mehr als eine Million Mal verkaufte.
  • Im Februar sicherte sich Penguin Random House die weltweiten Rechte an zwei Büchern des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama und der ehemaligen First Lady Michelle Obama.
  • In Großbritannien lag der Anteil der Penguin-Random-House-Titel in den Top 10 der "Sunday Times"-Bestsellerliste bei 45 Prozent. Neben "Into the Water" und Lee Childs "Night School" gehörten verschiedene Kinderbücher von Roald Dahl zu den meistverkauften Titeln des Unternehmens.
  • Penguin Random House Grupo Editorial verzeichnete – auch aufgrund steigender E-Book-Erlöse – einen positiven Geschäftsverlauf. Mit der Akquisition der Verlagsgruppe Ediciones B habe die Gruppe ihre Marktpositionen in Spanien und Lateinamerika gestärkt.
  • In Deutschland platzierte die Verlagsgruppe Random House 238 Titel auf den "Spiegel"-Bestsellerlisten.

Bertelsmann Education Group: Online-Bildungsanbieter legen zu

  • Die Geschäfte erzielten – soweit von Bertelsmann vollkonsolidiert – ein Umsatzwachstum von 43,8 Prozent auf 92 Millionen Euro (Vorjahr: 64 Mio. Euro).
  • Das Operative EBITDA verbesserte sich auf minus 4 Millionen Euro (Vorjahr: -13 Mio. Euro). Das sei vor allem auf den Geschäftsausbau des Online-Bildungsanbieters Relias Learning sowie durch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geringere Anlaufverluste zurückzuführen.
  • Relias Learning wuchs sowohl organisch als auch akquisitorisch. Die Bertelsmann-Tochter vergrößerte ihre Kundenbasis von knapp 5.900 auf rund 6.400 Institutionen und übernahm WhiteCloud Analytics vollständig.
  • Der Online-Bildungsanbieter Udacity konnte die Zahl der Studenten im Berichtszeitraum mehr als verdoppeln. Bertelsmann ist einer der größten Anteilseigner an Udacity.

RTL Group: Wachsendes Digitalgeschäft

  • Der Umsatz der RTL Group wuchs im ersten Halbjahr 2017 um 3,5 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro, nach 2,9 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2016. Hierfür hätten die weiterhin dynamisch wachsenden Digitalgeschäften sowie die drei größten Geschäftseinheiten Mediengruppe RTL Deutschland, Groupe M6 und Fremantle Media beigetragen.
  • Das Operative EBITDA der RTL Group sank um 7,7 Prozent auf 624 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2016: 676 Mio. Euro).
  • Bei den Digitalgeschäften konnte die RTL Group ihren Umsatz laut Bilanz um 47,3 Prozent auf 389 Millionen Euro erhöhen. Außerdem verbuchte die RTL Group steigende Plattformerlöse. 

Gruner + Jahr: Wachsendes Digitalgeschäft und neue Zeitschriften

  • Der Umsatz ging um 4,4 Prozent auf 743 Millionen Euro zurück − Bertelsmann begründet dies vor allem mit den im zweiten Halbjahr 2016 erfolgten Verkäufen der News-Gruppe in Österreich und des Verlagsgeschäfts in Spanien.
  • Das Operative EBITDA stieg auf 59 Millionen Euro und lag damit um 13,5 Prozent besser als im Vorjahreszeitraum (52 Mio. Euro). Bertelsmann führt hier das "organisch zweistellig wachsende Digitalgeschäft", die Deutsche Medien-Manufaktur und mehr als ein Dutzend neue Zeitschriftentitel als Erfolgsfaktoren an.
  • Der Printanzeigenumsatz lag aufgrund der Neugeschäfte stabil auf Vorjahresniveau, der Vertriebsumsatz sei infolgedessen sogar deutlich gestiegen. 

BMG

  • Der Umsatz erhöhte sich um 28,0 Prozent auf 233 Millionen Euro € (Vorjahr: 182 Mio. Euro).
  • Operatives EBITDA: 40 Millionen Euro, das waren 25,0 Prozent als im Vorjahr (32 Mio. Euro).
  • Im Berichtszeitraum hat BMG die BBR Music Group (BBRMG) erworben.

Arvato

  • Der Umsatz stieg um 0,3 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,9 Mrd. Euro)
  • Operatives EBITDA: Dieses sank um 18,5 Prozent auf 145 Millionen Euro (Vorjahr: 178 Mio. Euro). Gründe laut Bilanz: Der Rückgang des Geschäftsvolumens innerhalb der Telekommunikationsbranche sowie hohe Anlaufkosten für den Ausbau des Geschäfts mit Neu- und Bestandskunden aus anderen Branchen.
  • Mit dem Kauf von Ramyam, einem indischen IT- und Analytics-Unternehmen, habe Arvato für CRM Solutions im Januar ein strategisches Investment vollzogen.

Bertelsmann Printing Group

  • Umsatz: minus 0,6 Prozent auf 811 Millionen Euro gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs (816 Mio. Euro). Gründe hierfür waren u. a. die allgemein rückläufigen Tiefdruck- und Speichermedienreplikationsmärkte, führt Bertelsmann an.
  • Das Operative EBITDA sank von 49 Millionen Euro auf 47 Millionen Euro.
  • Anfang Februar wechselten rückwirkend zum 1. Januar 2017 die Digitalmarketing-Geschäfte von Arvato zur Bertelsmann Printing Group.
  • Im Buchdruck konnten die US-Druckereien der Bertelsmann Printing Group den Umsatz "in einer weiterhin intensiven Wettbewerbssituation steigern", so das Unternehmen. Das operative Ergebnis liege hingegen leicht unter Vorjahresniveau.

Bertelsmann Investments

  • Die im Unternehmensbereich Bertelsmann Investments gebündelten vier Fonds des Konzerns erweiterten ihr Portfolio an internationalen Start-up-Beteiligungen. Im Berichtszeitraum wurden 14 neue Investitionen getätigt, sodass Bertelsmann über die vier Fonds zum 30. Juni 2017 an rund 150 Unternehmen weltweit beteiligt war. Darüber hinaus tätigten die Fonds mehrere Folge-Investitionen bei bestehenden Beteiligungen. Länderübergreifend standen dabei Investitionen in Unternehmen mit innovativen und digitalen Geschäftsmodellen – beispielsweise in den Bereichen Fintech, Bildung und Virtual Reality – im Fokus. Das EBIT von Bertelsmann Investments lag im ersten Halbjahr 2017 bei 41 Millionen Euro (Vorjahr: 42 Mio. Euro).

Bernd Hirsch, Finanzvorstand von Bertelsmann, hob hervor, dass das Unternehmen "über eine solide finanzielle Position und hohe Eigenkapitalquote von 42 Prozent" verfüge und seine konservative Finanzpolitik fortsetzen wolle. Für das Gesamtjahr rechne man weiterhin mit einem höheren Umsatz sowie einem Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro.

Die komplette Bilanzmitteilung findet sich auf der Bertelsmann-Website.