Bedeutende Erwerbung des Deutschen Literaturarchivs Marbach

Peter Handke übergibt 151 Tagebücher

26. September 2017
von Börsenblatt
Der österreichische Autor Peter Handke gibt mehr als 151 seiner Tagebücher an das Deutsche Literaturarchiv Marbach, die er seit 1990 geführt hat. Bereits 2008 hatten die Marbacher frühere Tagebücher des Autors erworben.

Bislang verwahrte das Deutsche Literaturarchiv Marbach seit 2008 66 Tagebücher Peter Handkes aus den Jahren 1975 bis 1990 − nun kommen mehr als 151 Tagebücher hinzu, die Handke in der Zeit danach geschrieben hat. Sie umfassen etwa 23.500 mit der Hand geschriebene Seiten, wie das Deutsche Literaturarchiv Marbach mitteilt. Die Erwerbung sei von der Hubert Burda Stiftung, der Kulturstiftung der Länder und der Staatsministerin für Kultur und Medien ermöglicht worden. Eine Kaufsumme wird nicht genannt.

Das Konvolut vervollständige den Marbacher Teilvorlass von Peter Handke. Zahlreiche Korrespondenzen und Manuskripte des Autors befinden sich bereits seit längerem in den Archiven des Suhrkamp Verlags, die ebenfalls in Marbach der Forschung zur Verfügung stehen.

Der 1942 im österreichischen Griffen geborenen Peter Handke zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Literatur der Gegenwart. Für das Verständnis seines Werks seien seine Tagebücher, die er seit 1975 ununterbrochen führt, von überragender Bedeutung. Sie enthalten Tagesnotizen, Werkentwürfe und Aphorismen, Notizen zu Reisen, Vokabellisten, Bildbeschreibungen, Naturbeobachtungen, Zeichnungen sowie Überlegungen zu den seit 1990 entstandenen Werken, darunter "Mein Jahr in der Niemandsbucht" (1994) und "Der Bildverlust" (2002). Nicht selten fänden sich Kommentare zur Lektüre und zum literarischen Leben, aber auch zum politischen Zeitgeschehen. Die bereits in Marbach vorhandenen Tagebücher wurden digitalisiert und gehören zu den am intensivsten benutzten Beständen im Deutschen Literaturarchiv, heißt es in der Presseinformation weiter.

Während Handke aus seinen vor 1990 verfassten Tagebüchern bereits etwa ein Viertel des Textes publiziert hat, sind die Tagebücher seit 1990 bislang fast vollständig unveröffentlicht. Lediglich einige Passagen fanden Eingang in den 2016 erschienenen Band "Vor der Baumschattenwand nachts. Zeichen und Anflüge von der Peripherie 2007–2015" (2016).