Jahrestreffen der IG unabhängige Verlage

Handwerkszeug für die Kleinen

4. Februar 2018
von Börsenblatt
Ein Besuch bei Osiander, die Pflege der Metadaten, die Rolle des Vertreters, neue Möglichkeiten der Marktforschung mit Hilfe von Libri und Media Control - beim Treffen der IG unabhängige Verlage drehte sich alles um Sichtbarkeit und Transparenz.

Einmal im Jahr kommen die im Börsenverein in der Interessengemeinschaft unabhängige Verlage, kurz IG UV, organisierten Verlage zusammen. In diesem Jahr fand das Treffen in Tübingen statt, der Heimat von Platzhirsch Osiander. Selbstverständlich stand eine Ortsbegehung der Buchhandlung des Osiander-Geschäftsführers und amtierenden Börsenvereinsvorstehers Heinrich Riethmüller auf dem Programm.

Und wie kommen wir da ins Regal? Der Frage der unabhängigen Verlage stellte sich Heinrich Riehtmüller gemeinsam mit Ulrike Sander, Leitung Einkauf. Ihre Antwort: gute Vertreter engagieren und Anreize in den Vorschauen schaffen. Pluspunkte gibt es für EAN-Codes, Werbemittel der Verlage sind nicht erwünscht. Osiander bringt zweimal im Jahr ein eigenes, über Werbekosten finanziertes Kundenmagazin heraus. Eine Ausnahme sind Leseexemplare, die sich zumindest Heinrich Riethmüller am besten gesammelt in der "großen VLB-TIX-Cloud" vorstellen kann. 

Die Rolle der Vertreter

VLB-TIX war auch Thema bei einer Diskussion unter dem Titel Tradition trifft Zukunft – Die Rolle des Buchhandelsvertreters für kleine und unabhängige Verlage mit Katrin Röttgen (buchMEYER, Reinheim), Jochen Große Entrup (Gmeiner Verlag) und Bernd Weidmann (Verlag Die Werkstatt, Göttingen). Dass sich der Buchhandelsvertreter noch längst nicht überholt hat, hat Jochen Große Entrup am vergangenen Sonntag eindrucksvoll in der Sonntagsfrage des Börsenblatts beschrieben.

Eine immer größere Rolle beim Novitäteneinkauf dürfte auch VLB-TIX spielen: "Ich weiß von vielen Kollegen, dass sie nunmehr ausschließlich mit VLB-TIX Novitäten sichten", sagte Katrin Röttgen, "wir werden in Zukunft alle davon profitieren."Wer bei den Filialisten überhaupt noch vorkommen will, müsse in VLB-TIX gelistet sein", beschied Jochen Große Entrup.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Wie werden unsere Bücher gefunden? Diese Frage suchten die Metadatenmanager Detlef Bauer (Libri) und Dorette Peters (Random House) zu beantworten. Metadaten seien die Visitenkarte des Produkts, ihre Erstellung keine Aufgabe für Praktikanten, mahnte Dorette Peters in Tübingen. Ständig neue Suchalgorithmen bei Google und Amazon würden eine ständige Aktualisierung erfordern. Enorme Veränderungen bei den Suchgewohnheiten werde das semantische Web nach sich ziehen, so Peters. Ein Schritt für den richtigen Umgang damit seien die thema-Kategorien.

"Warengruppen und Schlagworte werden an Bedeutung verlieren“, sagte auch Detlef Bauer. 11,5 Millionen Produkteinträge sind in Libris Gesamtkatalog verzeichnet, die wichtigsten Aufgaben des Barsortiments derzeit: Reihenauffindbarkeit, thema sowie Keywords und Tags.

Sie hätten es gern konkreter? Bauer und Peters sind beide Mitglieder der IG Produktmetadaten im Börsenverein, die von der Keyword-Vergabe bis zum Umgang mit thema-Kategorien für Buchtitel eine Reihe von Best-Practice-Publikationen erarbeitet und veröffentlicht hat. 

Mehr Transparenz

Wer verkauft unsere Bücher? Wo werden sie gekauft? In welchen Mengen? Fragen, deren Antworten strategische Entscheidungen in Verlagen maßgeblich beeinflussen dürften. Libri will künftig mit dem Libri Verlagsportal für Transparenz sorgen. Mehr Informationen über den Leistungsumfang und die Konditionen hat Kathrin Parlitz-Willhöft (KParlitz-Willhoeft@libri.de.

Marktforschung speziell für unabhängige Verlage hatte auch Deniz Ulucan, Leitung Vertrieb und Marketing Media Control, im Angebot. Er Versprach den Verlegern in Tübingen eine "bezahlbare Applikation" von Media Controls Handelspanel MC Metis mit den "offiziellen Verlagsdaten". Mit einer Marktabdeckung von 88 Prozent gilt Media Control derzeit als Marktführer und die Kenntnis über die Marktbewegungen von Warengruppen und Titeln dürfte auch im Instrumentenkasten kleinerer Verlage mehr als hilfreich sein. 

"Der fehlende Zugang zu Metis ist eine Marktbenachteiligung der Kleinen, der Blindflug ist größer als bei den Verlagen, die Zugang haben", sagte Große Entrup vom Gmeiner Verlag. Das Angebot mit Spezialpreis für die Kleinen will Ulucan im Nachgang an die Tagung an die Mitglieder der IG unabhängige Verlage kommunizieren.

Neuer Sprecherkreis gewählt

Aus dem Sprecherkreis ausgeschieden sind Claudia Schorcht (Harald Fischer Verlag, Erlangen) und Armin Gmeiner (Gmeiner Verlag, Meßkirch). Neu gewählt wurde Björn Bedey (Diplomica Verlag, Bedey). 

Damit sprechen für die IG UV nun Britta Blottner (Eberhard Blottner Verlag, Taunusstein), Maria Frühwald (KCV Verlag, Essen), Wolfgang Hertling (pala-verlag, Darmstadt), Sandra Thoms (Dryas Verlag, Frankfurt) und der neu gewählte Björn Bedey.

sve