Fantasy mit Tieren im Kinder- und Jugendbuch

Tierisch was los

8. Februar 2018
von Maren Bonacker
Tiere und Magie sind eine gute Kombination für Kinder- und Jugendbücher – denn Mädchen wie Jungs können sich dafür begeistern, und das sogar über viele Altersstufen hinweg.
Pfotenweise Abenteuer

"Seelentiere", die menschlichen Romanhelden zur Seite springen, stehen im Kinder- und Jugendbuch hoch im Kurs, etwa bei den "Spirit Animals" (Ravensburger, zuletzt Band 8, "Das Dunkle kehrt zurück", 256 S., 14,99 Euro, ab 10). Doch blickt man in die Regale, scheint der Markt eher von reiner Tierfantasy geprägt zu sein, in der die Tiere unter sich sind und sich dabei mehr oder weniger menschlich verhalten. Etliche aktuelle Romanserien bewegen sich in dieser Tradition von Richard Adams’ Kaninchen-Klassiker "Watership Down" – darunter "Seekers" (Beltz & Gelberg) und die "Legende der Wächter" (Ravensburger), die diesen Trend 2003 in Amerika losgetreten haben.

Mit Erin Hunters "Bravelands" (Beltz & Gelberg, 348 S., 14,95 Euro, ab 11) weitet sich nun der Blick auf die Tiere der Welt. Der Titel entführt die Leser nach Afrika, wo sich ein Löwe, ein Elefant und ein Pavian zusammentun, um die Savanne zu retten. Keine ganz neue Idee, aber eine solide Anknüpfung an bewährte Konzepte, die allein wegen der traumhaften Cover unbedingt Beachtung erfahren sollte.


Auch Kuscheltiere ziehen ins Abenteuer: Belebtes Spielzeug bildet eine eigene Kategorie in der Tierfantasy. William Joyces "Ollie Glockenherz" (Sauerländer, 288 S., 18 Euro, ab 7) zählt da fraglos zu den absoluten Must-reads! Der Kinderroman über einen unerschrockenen Hasenbären, hochwertig aufgemacht und wunderbar illustriert, erzählt von der Macht der Erinnerung, geht zu Herzen und ist das ideale Vorlesebuch für die ganze Familie. Abenteuer, Spannung und ein glückliches Ende – hier steckt alles drin. Ein absolutes Lieblingsbuch, das seinen Platz im Bücherregal sicher nie mehr verlassen wird!


Auch "Podkin Einohr" (Ravensburger, Mai, 256 S., 14,99 Eu­ro, ab 10) schlägt große und kleine Leser in seinen Bann: Hier wird in einer märchenhaften Rahmenerzählung eine Kaninchen­legende über den Kampf eines kleinen Helden gegen das Böse neu erzählt. Ob beim Vor- oder beim Selberlesen: Kinder schlüpfen bei der Lektüre in die Rolle der aufgeregt lauschenden jungen Kaninchen – und durchleben das grandiose, als Trilogie angelegte Abenteuer an deren Seite. Kieran Larwoods ­Geschichte hat das Zeug zum Klassiker!

Ein anderer sein

Mira Bartóks "Der Wunderling" (Aladin, 480 S., 16,95 Euro, ab 10) führt sprach- und bildgewaltig von der Autorin illustriert in eine phantastische Welt, in der "Erdlinge" leben, merkwürdige Mischwesen aus Mensch und Tier. Der einohrige Fuchs-Erdling leidet darunter, sich nicht an seine Vergangenheit erinnern zu können. Er fristet im Waisenhaus als namenlose Nummer ein trauriges Leben. Erst das kleine Vogelwesen Trixi schafft es, ihn aus seiner Lethargie zu holen. Hier werden erzählerische Anleihen an den Artus-Mythos, Waisenhaus-Geschichten à la Dickens und träumerische Phantastik zu einem hinreißenden großen Ganzen verwoben. Rundum empfehlenswert.

Auch Gestaltwandler, wie sie etwa in Katja Brandis' erfolgreicher "Woodwalkers"-Serie (Arena) auftauchen, üben derzeit eine hohe Faszinationskraft auf junge Leser aus (zuletzt: "Fremde Wildnis", 296 S., 12,99 Euro, ab 10). Kein Wunder: Die Idee von Gestaltwandlern greift in bester phantastischer Tradition den Traum vieler Jugendlicher auf, in andere, auch tierische Lebenswirklichkeiten einzutauchen. Absolute Pageturner für Jungs und Mädchen!

Tierische Retter

Menschen, die in engem magischen Kontakt zu Tieren stehen, sind auch immer gut für fantastische Geschichten, das gilt beispielsweise für Lene Kaaberbøls ausgezeichnete "Wildhexe"-Serie (Hanser, Taschenbücher bei dtv). Ganz in dieser Tradition bewegen sich auch Cressida Cowells "Wilderwald" (Arena, 312 S., 15 Euro, ab 10) und Heather Fawcetts "Fuchs und Feuer" (Dressler, März, 512 S., 20 Euro, ab 14). Beide Romane legen zwar den Fokus auf die menschlichen Helden, diese jedoch könnten ihre Magie ohne die tierischen Begleiter nicht voll entfalten. Witzig und locker ist dabei "Wilderwald" – eben ganz im Stil der Autorin von "Drachenzähmen leicht gemacht". Der Zweiteiler "Fuchs und Feuer" hingegen setzt eher auf eine klassische Fantasy-Mission. Die Abenteuer in einer gefährlichen Bergwelt mit eiskalten Naturgewalten werden aufgelockert durch ein wenig Herzklopfen und Romantik. Liest sich einfach gut!

Die Leser können schon mal auf die Fortsetzungen der jetzt begonnenen Dilogien, Trilogien und Serien gespannt sein. Für den Buchhandel sind solche Serien eigentlich ein Glücksfall – denn was könnte die Fantasie von Kindern und Jugendlichen mehr anregen als ein bunter Büchertisch zu phantastischen Abenteuern in der Tierwelt?