US-Buchhandelsbilanz 2017

Umsatzminus von fast vier Prozent

14. Februar 2018
von Börsenblatt
Der stationäre Buchhandel in den USA bilanziert für das vergangene Jahr ein Umsatzminus von rund 3,6 Prozent. Die Einnahmen gingen nach den heutigen Angaben des US Census Bureau von 11,14 Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) im Jahr 2016 auf 10,73 Milliarden Dollar 2017 zurück.      

Allein im Dezember 2017 verlor der stationäre Buchhandel nach vorläufigen Angaben der Statistikbehörde US Census Bureau mehr als 100 Millionen Dollar Umsatz gegenüber dem Vorjahresmonat: Der Umsatz ging von 1,29 Milliarden Dollar im Dezember 2016 auf 1,18 Milliarden Dollar im Dezember des vergangenen Jahres zurück. Laut American Booksellers Association (ABA), die auch die Zahlen des Census Bureau kommuniziert, wurden die Umsatzzahlen über alle Buchhandelstypen hinweg erhoben: allgemeine Sortimente, College-Buchhandlungen, konfessionelle Buchläden, Buchketten (inklusive Superstores) und andere Buchhandlungen.

Nach einem schwachen Jahresauftakt hatte sich das Geschäft der Buchhändler im Frühjahr stabilisiert – bevor es dann im August und September mit einem Umsatzminus von 9,5 Prozent und 6,1 Prozent regelrecht einbrach. Auch der November brachte keine Trendwende, obwohl hier mit dem Black Friday am Monatsende traditionell die Weihnachtssaison im Einzelhandel beginnt: Der November-Umsatz sank nach Angaben des Census Bureau gegenüber dem Vorjahresmonat um rund sechs Prozent – von 744 Millionen Dollar auf 703 Millionen Dollar. Dieser Negativtrend setzte sich dann im Dezember fort.

Unabhängige im Plus

Für einen Lichtblick sorgten 2017 die unabhängigen Buchhandlungen in den USA, die das Jahr nach Angaben der ABA mit einem Umsatzplus von 2,6 Prozent abschlossen – obwohl Onlinehändler Amazon wieder einen massiven Umsatz­zuwachs und steigende Nettogewinne verbuchen konnte. Mit Einnnahmen von 177,9 Milliarden Dollar (rund 142,4 Milliarden Euro) spielte das Versandunternehmen 31 Prozent mehr ein als 2016. Der Nettogewinn stieg von 2,4 Milliarden Dollar auf 3,0 Milliarden Dollar – auch dank der Steuerreform, die US-Präsident Donald Trump noch kurz vor Weihnachten mit seiner Unterschrift in Kraft gesetzt hatte.
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Aus für Filialisten

Für die großen und mittleren US-Buchhandelsketten war das vergangene Jahr ein annus horribilis: Mehrere Filialisten – darunter Book World im Mittleren Wes­ten – meldeten Insolvenz an, schlossen Niederlassungen. Die konfessionelle Kette Family Christian Stores musste ihre gesamtes Filialnetz aufgeben, immerhin 240 Läden in 36 Bundesstaaten. Unabhängige Buchhändler im direkten Umfeld der betroffenen Filialisten zeigten sich an der Übernahme leerstehender Flächen interessiert.

Harte Einschnitte bei Barnes & Noble

Nach einem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft muss nun der größte Buchfilialist der USA, Barnes & Noble (778 Filialen; ca. 26.000 Angestellte), den Rotstift ansetzen, wie "Publishers Weekly" meldet. Künftig will das Unternehmen 40 Millionen Dollar jährlich einsparen. Eine Folge des Sparkurses sind Stellenstreichungen: In den Filialen sollen bestimmte Positionen wegfallen, wie viele, wollte Barnes & Noble nicht sagen. Im Weihnachtsgeschäft 2017 hatte die Buchkette 6,4 Prozent weniger eingenommen als im Jahr zuvor und musste seine Umsatzprognose für das gesamte Geschäftsjahr senken.

Neueinsteiger aus Kanada

Dass der US-Buchhandel trotz der Filialistenkrise Perspektiven bietet – das zeigt auch ein Einsteiger aus dem benachbarten Ausland: Der kanadische Buchhandelsfilialist Indigo, der 2009 die E-Reader-Firma Kobo gegründet hatte, will im Sommer seine erste Filiale in den USA eröffnen, in einer Einkaufsmall in New Jersey.