Wie die Arbeitsumgebungen der Zukunft aussehen könnten

Raum für Experimente

15. Februar 2018
von Börsenblatt
Die Arbeit von morgen braucht Freiräume für Ideen, für Wissenserwerb – und muss gleichzeitig überflüssige Routinen abbauen. Mit diesen und anderen Herausforderungen beschäftigen sich ganze Heerscharen von Wissenschaftlern.

2018 ist das vom Bundesbildungsministerium ausgerufene Wissenschaftsjahr "Arbeitswelten der Zukunft". In diesem Zusammenhang wollen sich Forscher und Unternehmen noch intensiver mit der Frage auseinandersetzen, wie die Menschen in Zukunft arbeiten.

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat dazu jüngst in Stuttgart ein ganzes "Zukunftsforum" abgehalten. In Vorträgen und Workshops erläuterten Konzerne wie die Deutsche Bahn und Continental ihre Strategien und Innovationen bei Themen wie Digitalisierung und Human Relations, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Die Transformation der Arbeitswelt betrifft alle Bereiche eines Unternehmens, organisatorisch, personell wie infrastrukturell. Am Fraunhofer IAO forscht eine eigene Abteilung nur zum Thema "Cognitive Environments". Dabei geht es um die Frage, wie Arbeitsumgebungen künftig gestaltet werden sollten, um Mitarbeiter optimal auf ihre Aufgaben vorzubereiten – ein Faktor von zunehmend strategischer Bedeutung für Unternehmen.

Dies beinhaltet rein praktische Anforderungen wie Beleuchtung, Temperatur, Luftqualität, Akustik oder Gerüche genauso wie Experimentier- und Kreativräume, etwa in Form von Coworking-Spaces, Innovationslaboren und dergleichen. "Die meisten Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und wollen den Wandel jetzt bewältigen und ihm nicht mehr ausweichen", sagt Stefan Rief, Leiter des "Workspace Innova­tion" am Fraunhofer IAO.

Zum Beispiel wollen viele Menschen heute zwar für ihr Unternehmen, aber nicht mehr pausenlos in ihrem Unternehmen arbeiten. "Sie holen sich Anregungen von draußen. In Deutschland haben wir sehr lange Unternehmenszugehörigkeiten, im Schnitt fünfeinhalb Jahre – da tut es einfach mal gut, zwischendurch unter anderen Menschen zu arbeiten, Impulse aufzunehmen, einfach anders sein zu können, als man sich in der bisherigen Zeit im Unternehmen sozialisiert hat", so Rief.

Voraussetzung für ein solches bisher nicht alltägliches Umdenken in Unternehmen ist eine gewisse Fehlerkultur, eine Vertrauenskultur, gepaart mit entsprechenden Führungssystemen. Denn Experimentierräume zu schaffen, bedeutet nicht Chaos oder totale Freiheit, unterstrich der Arbeitswissenschaftler und Leiter des Fraunhofer IAO Wilhelm Bauer in seinem Vortrag  beim "Zukunftsforum". Vielmehr müssten Kreativprozesse konsequent kontrolliert werden. "Sie sind keine Zufallsprodukte", so Bauer. Richtig organisiert helfen sie Mitarbeitern, allein oder im Team neue Ideen zu entwickeln, neue Methoden und Kompetenzen zu erlernen und insgesamt effizienter zusammenzuarbeiten. Der digitale Wandel sorgt neben menschlichen Faktoren für die nötige technische Unterstützung. "Gerade in der Büro- und Wissensarbeit kann eine Reduktion von überflüssigen Routinen Raum für Neues und somit Raum für Zukunft schaffen", erklärt das Fraunhofer IAO.

Verschnaufen konnten die Teilnehmer des "Zukunftsforums" dann am Abend beim Vortrag des Extrembergsteigers Thomas Huber von den "Huberbuam". Er berichtete von der "Analogie von Berg und Beruf". Offenbar ist alles, was wir neu erdenken und erfinden, am Ende doch irgendwie urwüchsig.