Leipziger Buchmesse: Veranstaltungen des Börsenvereins

Meinungsfreiheit und Toleranz

1. März 2018
von Sabine Cronau
Für Toleranz, Vielfalt und die Freiheit des Wortes: In Leipzig setzt der Börsenverein werbend und debattierend auf die drei Kernbotschaften der Buchbranche.

Über Politik und die Zukunft der Gesellschaft streiten – wann, wenn nicht jetzt? Und wo, wenn nicht in Leipzig? Buchmessen sind ein guter Ort, um über Meinungsfreiheit und Demokratieverständnis zu reden. Dass es dabei nicht immer konfliktfrei zugeht, hat die Frankfurter Buchmesse 2017 sehr deutlich gezeigt. Trotzdem oder gerade deshalb will der Börsenverein die Debatte in Leipzig weiterführen, in Podiumsrunden, Lesungen, Gesprächen am Rande.

Gleich am Eingang zum Leipziger Messegelände wird der Verband mit Schildern an den Durchgangsschranken für "Toleranz und Vielfalt" werben und damit deutlich machen, unter welcher großen Klammer in den Messehallen über Literatur und Politik, Bildung und Gesellschaft diskutiert wird. Banner am Treppenaufgang zur Glashalle sollen außerdem an das Schicksal des Hongkonger Verlegers Gui Minhai erinnern, der von chinesischen Sicherheitskräften inhaftiert worden ist. Die Entwicklung in Deutschland und Europa greift der Börsenverein in ­Podiumsrunden auf. "Wie politisch ist der Buchhandel" – darüber zum Beispiel diskutieren unter anderem die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen, die den Verband nach der Frankfurter Buchmesse mit ihrer umstrittenen "Charta 2017" kritisiert hatte, und Buchhändler Michael Lemling, Sprecher der Interessengruppe Meinungsfreiheit im Börsenverein.

Zu den Ausstellern in Leipzig gehört, wie in Frankfurt, auch eine Handvoll rechter Verlage. "Der Börsenverein tritt konsequent für die Meinungsfreiheit ein. Sie ist die Grundlage unserer Branche und jeder Demokratie", betont Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Verbands, im Vorfeld der Messe. "Deshalb steht für uns nach wie vor fest, dass alle Verlage oder Titel, die nicht gegen das Gesetz verstoßen, auf Buchmessen präsent sein können." Teil der Meinungsfreiheit sei es, sich mit anderen, fremden Positionen inhaltlich auseinanderzusetzen. Genauso gehöre es dazu, für die eigenen Überzeugungen einzustehen und Haltung zu zeigen. "Das gilt auch für uns als Verband einer Branche, die mit ihrem Produkt, dem Kulturgut Buch, einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft leisten will. Daher stehen wir auch auf der Leipziger Buchmesse für die Werte und Eckpfeiler einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft ein: für Meinungsfreiheit und den Dialog, für Toleranz, Respekt und Vielfalt."

  • Wie politisch ist der Buchhandel?
    Podiumsrunde über den Buchhandel als Seismograf gesellschaftlicher Stimmungen

    Politische Debatten werden auch im Laden geführt. Buchhändler beziehen Stellung zu kontroversen Titeln, politischen Entwicklungen. Welche Themen sind ihnen wichtig und in welchem Verhältnis stehen politische Positionierung und Geschäft? Diskussion, unter anderem mit Susanne Dagen (BuchHaus Loschwitz, Dresden) und Michael Lemling (Buchhandlung Lehmkuhl, München). Moderation: Torsten Casimir (Börsenblatt).
    Donnerstag, 15. März, 10.30 Uhr, Halle 5, C 200
  • Europa und die Meinungsfreiheit
    Diskussion zur Rolle der Verlage in europäischen Krisenzeiten

    Wie wirkt es sich auf Buchverlage in Europa aus, wenn Regierungen an der Macht sind, die die Meinungsbildung in ihrer Gesellschaft im Sinne einer nationalen Leitkultur beeinflussen wollen? Mit Kristenn Einnarsson (IPA Freedom to Publish Committee), Verleger Christoph Links, Tamas Miklos (Atlantisz Verlag, Ungarn). Modera­tion: Stephan Ozsvath (inforadio RBB).
    Freitag, 16. März, 15 Uhr, Glashalle, obere Ebene, am Stand von Partner Arte
  • Meine Meinung Zählt! Jugend, Bücher, Politik
    Debatte zum Trendbericht Kinder- und Jugendbuch 2018

    Auf welche Weise lässt sich politisches Interesse und Engagement bei jungen Menschen fördern? Über Ideen, Methoden und Angebote diskutieren Susann Gessner (Justus-Liebig-Universität Gießen), Susann Struppert (Kinderbuchladen Serifee, Leipzig), Birgit Schulze-Wehnick (Buchkinder Leipzig), Heiko Bergt (Kinderstadt, Halle). Moderation: Ines Dettmann (Junges Literaturhaus Köln).
    Freitag, 16. März, 10.30 Uhr, Halle 2, Forum Politik und Medienbildung