"Lesen Sie noch oder netflixen Sie schon?" Mit dieser Frage begrüßte die avj-Vorsitzende Renate Reichstein, am Sonntagabend rund 150 Mitarbeiter, Autoren, Agenten und Übersetzer der deutschsprachigen Verlage. Durch Wartezeiten von mehr als zwei Stunden bereits vor dem Sicherheitscheck am Frankfurter Flughafen waren in diesem Jahr weniger Verlagsmitarbeiter in die Räume des Istituto di Cultura Germanica gekommen – sie waren wegen verpasster Flüge noch unterwegs. Reichstein beschrieb die "Zeitfresser, die uns hinterhältig vom Lesen abhalten" und stellte zwei Fragen in den Raum, die die Verlage in den kommenden Jahren beschäftigen werden: "Wo sind die Leser hingegangen? Und wie können wir die Rückzugsbewegungen stoppen"“
Die Buchproduzenten müssten sich mit dem Trend des Streaming ebenso auseinandersetzen wie mit der Tatsache, dass oft nur noch kleine Mengen an Musik oder Text konsumiert würden: "nur das, was man im Moment gerade braucht" - die Textportionen werden kleiner. Reichstein warnte aber vor Prognosen, die hier stetig steigende Anteile beim Streaming sehen und erinnerte an die Prognosen zum E-Book vor einigen Jahren: "Danach sollte der E-Book-Anteil in diesem Jahr 75 Prozent betragen – de facto hält er sich bei gerade mal 4,5 Prozent. Wir können festhalten, dass E-Books dem gedruckten Buch nicht wirklich schaden." Die Buchformen des 19. Jahrhunderts mit den Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu kombinieren, sei die Herausforderung, vor der die Verlage aktuell stünden: "Vielleicht finden wir mit wachem Auge auf der Jugendbuchmesse Denkanstöße dazu."
China ist 2018 Ehrengast
Für die deutschsprachigen Verlage werden die Wege in diesem Jahr ungewohnt sein: Da die vertraute Halle 30 abgerissen wird, haben sie nun in Halle 21 ihre Stände. Sechs große Buch- und Illustrationsausstellungen begleiten die Fiera del libro per ragazzi; Gastland ist 2018 China, das 150 Originalillustrationen zeigt und mit 100 Verlagen vertreten ist. Sie präsentieren rund 3.000 belletristische Titel, illustrierte Bücher und Comics mit bekannten Autoren wie Cao Wenxuan, Han Yuhai und Yu Hong. Besonders sehenswert sind die Werke der chinesischen Illustratorin Guojing.
