Presserunde des Börsenvereins zur gemeinsamen Fachausschusssitzung

"Wie bleiben Bücher im Gespräch?"

25. April 2018
von Börsenblatt
Koalitionsvertrag, Buchkäuferstudie, VLB-TIX: Das waren die großen Themen, die an diesem Mittwoch die Fachausschüsse des Börsenvereins bei ihrer gemeinsamen Sitzung in Frankfurt beschäftigt haben. Dabei ging es auch um ein Tool zur Umsatzmessung im Lehrbuchgeschäft – um mögliche Folgen des neuen Urheberrechts-Wissensgesellschaftsgesetzes zu dokumentieren.

In einem Pressegespräch nach der Sitzung berichteten die drei Vorsitzenden der Fachausschüsse von der Diskussion: Matthias Ulmer für den Verleger-Ausschuss, Jan Orthey für den Sortimenter-Ausschuss und Stefan Könemann für den Zwischenbuchhandel. Alle drei geben ihr Amt demnächst ab: Bei den Buchtagen Berlin im Juni werden die Fachausschüsse neu gewählt. "Unsere Mindesthaltbarkeit ist gewissermaßen abgelaufen, deshalb sitzen wir hier heute ganz entspannt", so Könemann. Die Themen der Presserunde:

Lobbyarbeit / Koalitionsvereinbarung

Verleger Matthias Ulmer betonte noch einmal, dass die Branche mit dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung alles in allem zufrieden sein könne (zur ausführlichen Stellungnahme des Börsenvereins vom Februar geht es hier): "Viele Punkte, die uns wichtig sind, finden wir in dem Papier wieder." Jetzt müsse man den Ministerien etwas Zeit geben, um in die Arbeit an den einzelnen Aspekten einzusteigen.

  • Dazu gehöre etwa der strukturierte Dialog zum Aufbau einer Lizenzierungsplattform, um den Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen zu verbessern. Ziel müsse es sein, auf längere Sicht die Semesterapparate in PDF-Form abzulösen, so Ulmer.
  • Auch die geplante Evaluation zu den Folgen des umstrittenen Urheberrechts-Wissensgesellschaftsgesetzes sei im Sinne der Branche, sagte Ulmer. Der Börsenverein arbeite mit den Marktforschern von Media Control derzeit an einer Möglichkeit, um die Absatz- und Umsatz-Entwicklung bei Lehrbüchern zu dokumentieren – und damit mögliche Folgen des Gesetzes.
  • Ebenfalls auf der Haben-Seite: Die Bundesregierung bekenne sich noch einmal klar zur Verlegerbeteiligung – und zur Ergänzung des Preisbindungsgesetzes, um den Missbrauch bei Affiliate-Programmen einzudämmen.

Studie "Buchkäufer, quo vadis?"

Erste Zahlen aus einer umfassenden Studie zum Käuferverhalten auf dem Buchmarkt hatte der Börsenverein bereits auf der Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch im Januar vorgestellt. Sie belegen einen deutlichen Käuferrückgang in den vergangenen Jahren (mehr dazu hier). Auf der gemeinsamen Fachausschuss-Sitzung sei dennoch eher ein "positiver Ruck" durch die Runde gegangen, berichtete Zwischenbuchhändler Stefan Könemann im Pressegespräch.

Denn in vertiefenden Interviews der Marktforscher mit so genannten Fokusgruppen habe sich in den vergangenen Wochen herauskristallisiert, dass Bücher bei den Konsumenten durchweg positiv besetzt seien und, anders als die digitalen Medien, mit einem wachsenden Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug verbunden würden.

"Hier gibt es Potenzial für die Branche", so Könemann: "Jeder muss nun sehen, welchen Honig er für sein Unternehmen aus den Erkenntnissen der Studie saugen kann." Wie bleiben Bücher im Gespräch? Wie kann man Lesern schnelle Orientierung über das Titel-Angebot und den Inhalt eines Buches geben? Das sind für Matthias Ulmer wesentliche Punkte, die Verlage und Buchhandlungen in den nächsten Monaten beschäftigen werden.

Und so geht es mit der Buchkäuferstudie weiter:

  • Als letzter Baustein steht im Mai noch ein gemeinsamer "Co-Creative-Workshop" mit Buchhändlern, Verlegern und Konsumenten an.
  • Die komplette Studie wird dann im Juni auf den Buchtagen Berlin präsentiert (zum detaillierten Buchtage-Programm geht es hier).
  • Im September ist eine Abschlusskonferenz geplant, mit einer Arbeitsgruppe im Verband, die auch den Auftrag der Studie entwickelt hat. Daraus sollen dann konkrete Handlungsempfehlungen und Vorschläge für die Branche abgeleitet werden - etwa zur Öffentlichkeitsarbeit für das Buch.

Der Stand beim Titelinformationssystem VLB-TIX

"VLB-TIX nimmt Fahrt auf": Dieses Fazit zog Jan Orthey, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses, zur Entwicklung der digitalen Vorschau unter dem Dach der Börsenvereinstochter MVB. Die Verlage würden immer mehr Manpower und Inhalte für den weiteren Ausbau der Branchenlösung zur Verfügung stellen.

"Auch große Buchhandelsplayer setzen inzwischen auf VLB-TIX", so Orthey: "Ich lege deshalb jeder Buchhandlung ans Herz, sich damit auseinanderzusetzen und die Rationalisierungspotenziale zu nutzen." Seine eigene Buchhandlung Lünebuch in Lüneburg hat gerade ein neues Warenwirtschaftssystem bekommen – mit Schnittstelle zu VLB-TIX.

cro