Wiedereröffnung in Hamburg

Lesesaal jetzt an der Stadthausbrücke

2. Mai 2018
von Christina Busse
Stephanie Krawehl, die Ende Februar ihren "Lesesaal" in Hamburg-Eimsbüttel geschlossen hatte, hat heute in der Hamburger Innenstadt die Buchhandlung mit Cafébereich im sanierten Gebäudekomplex Stadthöfe wiedereröffnet.

Sieben Jahre lang hat Stephanie Krawehl ihre Stadtteilbuchhandlung Lesesaal in Hamburg-Eimsbüttel betrieben; bereits zweimal wurde sie mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Ende Februar hat sie den Standort aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. „Die Laufkundschaft fehlt“, erläuterte sie ihren Entschluss.

Gedenkstätte, Café und Buchhandlung in einem

Heute startet sie in Innenstadt-Lage in einem ungewöhnlichen Kontext neu: Im denkmalgeschützten, jüngst sanierten Gebäudekomplex Stadthöfe feiert die Literaturwissenschaftlerin Wiedereröffnung. Auf 250 Quadratmetern finden sich neben der Buchhandlung auch ein Cafébereich mit 25 Sitzplätzen und eine Gedenkstätte, die auf 70 Quadratmetern Fläche mit einer Ausstellung der Vergangenheit des Hauses Tribut zollen soll: Von 1933 bis zur Ausbombung 1943 befanden sich hier das Hamburger Polizeipräsidium sowie die Leitstellen von Kriminalpolizei und Gestapo.

Eigentümer der Stadthöfe ist die Quantum Immobilien AG, sie verantwortet die Entstehung des Gedenkortes. Nachdem seit Monaten Verbände von Opfern des nationalistischen Regimes Kritik am Konzept geübt haben und die öffentliche Diskussion darüber angestoßen wurde, eröffnet der „Geschichtsort Stadthaus“ zunächst mit einer vorläufigen Ausstellung. Die endgültige Gestaltung wird von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Abstimmung mit der Hamburger Kulturbehörde ausgearbeitet.

Über einen mit dem Lesesaal geschlossenen Mietvertrag wird eine öffentliche Zugänglichkeit zum Gedenkort über die Buchhandlung gewährleistet. Krawehl ist fortan auch als Koordinatorin für den „Ort der Erinnerung“ tätig. Im Gegenzug überlässt ihr die Quantum AG die Räume der Buchhandlung zu einem symbolischen Mietpreis von nur einem Euro pro Monat. Das Stadthöfe-Areal in Premiumlage zwischen Neuem Wall und Großen Bleichen umfasst insgesamt ein Hotel, fast 40 Geschäfte, mehrere Restaurants, rund 15.000 Quadratmeter Bürofläche und 90 Wohnungen.