Interview mit Detlef Bluhm zum Berliner Verlagspreis

"Dieser Preis hilft der gesamten Szene"

7. Mai 2018
von Börsenblatt
Weshalb die Hauptstadt plötzlich mehr Geld für Kultur ausgibt - und warum mit dem Berliner Verlagspreis gleich drei Unternehmen ausgezeichnet werden: Antworten von Detlef Bluhm, beim Börsenverein Geschäftsführer des Landesverbands Berlin-Brandenburg.

NRW, Hessen, Sachsen, jetzt Berlin – plötzlich werden überall staatlich finanzierte Verlagspreise verliehen. Wie erklären Sie sich das?

Die Politiker in den Städten und Ländern – anders als im Bund – haben offenbar erkannt, welche Rolle Verlage für eine Stadtkulturgesellschaft spielen. Dass Verlage wichtig sind für das intellektuelle Klima, dass sie nicht nur reine Wirtschaftsunternehmen sind, sondern etwas zu den geistigen Debatten im Land beitragen. Es ist ein großartiges Zeichen, dass es jetzt gleich mehrere solcher Preise gibt.

Einen Staatspreis für Verlage nach dem Vorbild des Deutschen Buchhandelspreises, wie von Independentverlagen in der "Düsseldorfer Erklärung" gefordert, gibt es weiterhin nicht. Die Preise auf Länderebene – sind die auch ein bisschen Trostpflaster?

Das sehe ich nicht so. Die Idee, einen Berliner Verlagspreis zu vergeben, ist unabhängig vom Blick auf andere Debatten gewachsen. Das war eine Initiative des Vorstands unseres Landesverbands gemeinsam mit den Senatoren Klaus Lederer (Kultur) und Ramona Pop (Wirtschaft).

Ist solch ein Staatspreis oder eine andere Förderung nach dem Vorbild von Österreich oder der Schweiz dennoch notwendig?

Jede Form von Verlagsförderung ist natürlich willkommen – gerade in Zeiten, in denen wir merken, dass den Verlagen der Wind ins Gesicht bläst. Doch aufpassen sollte man, dass ein solcher Preis nicht in Konkurrenz zum Kurt-Wolff-Preis tritt, der bekanntlich ebenfalls vom Bund gefördert wird und unabhängige Verlage auszeichnet.

Berlin gilt gemeinhin als klamm. Woher kommt da plötzlich die Bereitschaft, 65.000 Euro für einen Hauptpreis und zwei Förderpreise für Verlage auszugeben?

Auch in Berlin sprudelt das Steuergeld. Arm, aber sexy – das stimmt nicht mehr. Der Kulturetat wurde zuletzt um 20 Prozent aufgestockt, das ist eine kräftige Steigerung. Damit wird der Bedeutung der Kultur für die Stadt Rechnung getragen. Und das Geld kommt nicht nur uns zugute. Auch die Unterstützung für die Literaturhäuser fällt deutlich höher aus.

Der Berliner Verlagspreis ist eine Auszeichnung nur für kleine Verlage. Wie erklärt man das denen, deren Umsatz zwei Millionen Euro im Jahr übersteigt?

Berlin ist nun einmal die Stadt der kleinen und mittleren Verlage. Das sind auch die Verlage, die einerseits eine solche Förderung am nötigsten haben und die andererseits aufgrund ihres Programms und Engagements die Berliner Kulturlandschaft besonders bereichern. Ich glaube aber, dieser Preis kommt allen zugute.

Inwiefern?

Natürlich nützt er in erster Linie denen, die den Hauptpreis und die beiden Förderpreise bekommen, die damit ein Projekt oder mehrere Vorhaben fördern können. Aber er kommt auch denen zugute, die auf die Shortlist gewählt werden – das werden sechs Verlage sein. Wir wollten nicht, dass sich die Aufmerksamkeit nur auf einen Verlag richtet. Die Preisträger werden erst am 11. November um 11 Uhr im Deutschen Theater bekannt gegeben. Davor stehen vier Wochen lang sechs Verlage im öffentlichen Blickfeld. Schließlich glaube ich, dass sich der Fokus der Öffentlichkeit auf die Verlage insgesamt richtet, mithin hilft der Preis der gesamten Szene.

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