Börsenverein erinnert an Bücherverbrennung vor 85 Jahren

Buchhändler stellen verbotene Werke vor

10. Mai 2018
von Börsenblatt
Auch heute noch werden weltweit Autoren verfolgt, ihre Bücher unterdrückt. Zum Gedenktag an die Bücherverbrennungen in Deutschland rund um den 10. Mai 1933 startet die IG Meinungsfreiheit des Börsenvereins eine neue Serie: Buchhändler empfehlen Gegenwartsliteratur, die in den Heimatländern der Schriftsteller verboten ist.

Die Serie "Verbotene Bücher" startet mit Michael Lemling, Geschäftsführer der Buchhandlung Lehmkuhl in München, der den Roman "Der Colonel" von Mahmud Doulatabadi empfiehlt, 2009 beim Unionsverlag erschienen. "Doulatabadi hat mehr als 25 Jahre an diesem Roman gearbeitet. Seine Radikalität ist erschütternd und hallt lange nach", so Lemling über diese Familiengeschichte in der Zeit der iranischen Revolution von 1979. Hier geht's zu seinem Beitrag.

Buchhändler, die ebenfalls einen Beitrag für die Serie verfassen möchten, können sich bei John Steinmark vom Börsenverein melden (E-Mail: steinmark@boev.de).

"Lesen gegen das Vergessen"

In dieser Woche hat der Börsenverein außerdem zusammen mit dem Historischen Museum Frankfurt und dem Kulturdezernat der Stadt zu der Veranstaltung "Lesen gegen das Vergessen: Frankfurt gedenkt der Bücherverbrennung vor 85 Jahren" eingeladen.

Die Autoren Bodo Kirchhoff, Gerd Koenen, Olga Martynova und Frank Witzel gaben dabei Kollegen von 1933 ihre Stimme - und lasen aus Werken, die vor 85 Jahren durch die Nationalsozialisten verbrannt wurden.

"Die Bücherverbrennungen rund um den 10. Mai 1933 sind eine Mahnung an unsere freie, demokratische Gesellschaft. Sie zeigen, wie zerbrechlich die Freiheit des Wortes sein kann", so auch Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller in einer Stellungnahme im Vorfeld des 10. Mai. "Als Buchhändlerinnen und Buchhändler, Verlegerinnen und Verleger wollen wir die Erinnerung an diese Ereignisse wach halten und ihnen ein entschiedenes Nie wieder! entgegensetzen."

Riethmüller betonte dabei auch, dass sich der Börsenverein aufgrund seiner eigenen Geschichte in einer besonderen Verantwortung sieht: "Aus opportunistischen Gründen hat der Verband damals mit den Machthabern kooperiert und die Bücherverbrennungen aktiv unterstützt. Das ist beschämend. Unser innerer Wertekompass ging uns verloren. Umso konsequenter treten wir heute für die Freiheit des Wortes als Menschenrecht und unverzichtbare Grundlage unserer Demokratie ein."