Wettbewerb "Schaufenster Hessen"

So sehen Sieger aus

5. Juni 2018
von Börsenblatt
Acht Verlage haben ein Aktionspaket für den Handel geschnürt und zum fünften Mal den Wettbewerb "Schaufenster Hessen" ausgelobt. Am Montag war Siegerkür im Haus des Buches in Frankfurt: Die Buchhandlung Kapitel 43 aus Rüsselsheim sicherte sich den ersten Platz.

Sie überzeugte die Jury mit großer Titelfülle und Post-its zum Hessischlernen (Hätten Sie gewusst, dass die Hessen zu Schemeln "Schawellsche" sagen?).

Sonja Fleckenstein, Mitarbeiterin der Buchhandlung, nahm die Auszeichnung entgegen und kann sich nun mit den beiden Inhaberinnen Melanie Enders und Sara Vazquez auf den Hauptgewinn freuen: eine Veranstaltung in der Buchhandlung Kapitel 43. Im September wollen die acht Verlage (Axel Dielmann, Edition federleicht, Größenwahn Verlag, Henrich Editionen, Lauinger Verlag, Peter Meyer Verlag, Societäts Verlag und das Verlagshaus Römerweg) ausgewählte Novitäten in Form von Speed-Interviews präsentieren – im Rahmen der Regionalbuchwochen. "Wenn die beiden anderen Gewinner auch den Wunsch nach einer solchen Veranstaltung haben, können wir gerne darüber reden", bot Größenwahn-Verleger Sewastos Sampsounis unter Nicken der anderen Verlage an.  

Den zweiten Platz sicherte sich in diesem Jahr die Buchhandlung Lesezeichen aus Darmstadt, die bereits im Vorjahr prämiert worden war – seitdem ist allerdings viel passiert, die Buchhandlung ist nämlich in größere Räume umgezogen. Statt drei kleinen Fenstern steht dort ein großes Schaufenster zur Verfügung. Britta Karadzole und Iris Massuthe brachten Passanten mit einem Fahrrad und Wanderdeko (inklusive großer Hessenkarte) zum Staunen – und in die Buchhandlung, wie sich Karadzole freut. Im Vorjahr hatte das Lesezeichen mit einem Schaufensteridee ihres Azubis eine Auszeichnung ergattern können.

Platz 3 ging an die Frankfurter Buchhandlung Schutt. Angelika Schleindl und ihr Team hatten zum Kränzchen eingeladen. „Libber zu viel gelese als zu wenisch“, war an eine Kreidetafel geschrieben. „Ich finde solche Aktionen wundervoll“, freute sich Schleindl über die Wertschätzung von den Verlagen.

„Wir wollen für Verlage und Buchhandlungen eine Win-Win-Situation erzeugen“, fasst Annette Sievers (pmv Peter Meyer Verlag) zusammen. Neben Schaufenstern können auch Thementische beim Wettbewerb eingereicht werden, unterstreicht Sievers. Die Titel der teilnehmenden Verlage sind als Aktionspaket mit 45 Prozent Rabatt und 90 Tagen Valuta zu Sonderkonditionen zu erwerben. Aus diesem Grund sehen die Verlage es nicht gerne, wenn beim Wettbewerb zum Schaufenster Hessen Titel anderer Verlage „mitdekoriert“ werden.

Nora Bechler, Stabsbereich Marktforschung beim Börsenverein, referierte die bereits viel diskutierten Ergebnisse der Käuferstudie („Buchkäufer, quo vadis? - Themen: Käuferrückgang, siehe Archiv). Fazit: „Es gibt immer weniger Menschen, die Bücher kaufen und es lesen auch immer weniger Menschen Bücher.“ Während neue Erkenntnisse und qualitative Auswertungen auf den Buchtagen in Berlin kommende Woche vorgestellt werden sollen (12. Juni), blieb es in Frankfurt am Montag beim vorläufigen Befund: „Der Buchmarkt verschiebt sich in ältere Zielgruppen“ – die Gruppe der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, steht inzwischen für ein Viertel des Branchenumsatzes, so Bechler.

Verleger Axel Dielmann präsentierte Erkenntnisse aus einer Umfrage unter allen Buchhändlern, die in den fünf Jahrgängen Schaufenster Hessen teilgenommen hatten. Der Axel Dielmann Verlag wollte wissen:

  • Welchen Stellenwert hat das Schaufenster für Buchhandlungen im Marketingmix?
  • Beauftragen Sie professionelle Dekorateure?
  • Schalten Sie Anzeigen in Zeitungen?
  • Welche Anregungen gibt es für Fenster?

30 Buchhandlungen beteiligten sich an der Umfrage. Demnach wird im Schnitt alle 2,5 Wochen umdekoriert, vor allem wo es viel Laufkundschaft gibt, wird häufig umgestaltet. Nach Aussage der Buchhandlungen werden Thementische oft als wichtiger erachtet, weil mit diesen Stammkunden angesprochen werden. Vielleicht ist das neben den oft knappen Budgets der Grund dafür, warum fast keine der befragten Buchhandlungen auf professionelle Dekorateure zurückgreift. „Besonders erfolgreich sind Schaufenster, in denen eine Geschichte erzählt wird“, fasste Dielmann eine Erkenntnis zusammen. Als Aufhänger genüge dazu eine klare Themenidee („Klolektüre“ der Hähnelsche Buchhandlung in Hachenburg samt einer ins Schaufenster dekorierten Toilette, „Karl Marx“, „Wandern“ etc.).

Alle Sieger-Beiträge beim Schaufenster Hessen 2018 finden Sie in einer Bildergalerie auf boersenblatt.net.