200 Jahre Bachem-Verlag

Fest verwurzelt in der Stadtgesellschaft

13. Juni 2018
von Max Florian Kühlem
"Katholisch. Traditionsreich. Kölsch.": So beschreibt Kabarettist Konrad Beikircher den Verlag J.P. Bachem, der gestern seinen 200. Geburtstag feierte. Zum Festakt im Historischen Stadtarchiv kamen auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki und Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

"Über 200 Jahre als Familienbetrieb zu bestehen – es gibt nicht viele, die das Köln geschafft haben", stellte Lambert Bachem als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung nicht ohne Stolz fest. Doch wie hat das Kölner Haus es geschafft, über diese weite Strecke zu bestehen? Kardinal Woelki führte dafür in seiner sehr persönlich gefärbten Festrede gleich mehrere Gründe an. Zum einen die regionale Verwurzelung: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass jeder hier im Raum ein Buch von Bachem Zuhause hat – vielleicht einen Freizeitführer, ein Stück Heimatgeschichte oder eins der beliebten Wimmelbücher." Zum anderen die religiöse und politische Komponente: "Im Kulturkampf des 19. Jahrhunderts galt man als Katholik unter den protestantisch-preußischen Herrschern praktisch als Staatsfeind. Doch Bachem hat immer Flagge gezeigt und Position bezogen. Ob als katholisches Haus oder durch die Veröffentlichung regimekritischer Bücher in der Nazi-Zeit." Deshalb erscheinen seit rund 130 Jahren die Gebetbücher des Erzbistum Köln bei Bachem. Und deshalb erhielt der Verlag nach dem Zweiten Weltkrieg als einer der ersten die Druck-Lizenz durch die Besatzungsmächte.

Nach innen hat zum Erfolg sicher auch die soziale Komponente beigetragen: Bachem hat bereits 1824 eine Hauskrankenkasse für seine Mitarbeiter eingeführt, also weit vor der 1883 gesetzlichen geregelten Krankenversicherung. Für Oberbürgermeisterin Henriette Reker ist der Verlag "eines der Familienunternehmen, die das Korsett dieser Stadt bilden". Es behaupte sich in Zeiten einer sich transformierenden Arbeitswelt und digitalisierenden Medienwelt – mit GPS-Tracks, Wander-Apps und E-Books. Durch das Sachbuch "Köln – Wie geht das?" habe es außerdem wichtige Vermittlungsarbeit geleistet: Eine Auflage von 30.000 Stück verschenkte das Verlagshaus an Kölner Schüler, um ihnen Funktionen der Stadt von der Verwaltung bis zur Polizei zu erklären. Mittlerweile sind unter demselben Motto 30 Broschüren zu weiteren Themen entstanden. IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt hingegen ist eine andere Bachem-Veröffentlichung besonders ans Herz gewachsen: "Die kleine Wirtschaftsgeschichte der Stadt Köln" zeige, "wie die kulturelle Blüte der Stadt auf der ökonomischen Entwicklung der Unternehmen und dem Engagement der Bürgerfamilien gegründet sei."

Den Slogan "Katholisch. Traditionsreich. Kölsch." hat sich Kabarettist Konrad Beikircher, der in seiner Festrede besonders gern die Geschichte des Urvaters und Domkellners (also des Verantwortlichen für die Weingüter des Domkapitels) Josef Wilhelm Bachem erzählte, übrigens nicht selbst ausgedacht. Eine ältere Dame antwortete ihm damit im Stadtteil Ehrenfeld auf die Frage, was ihr spontan zum Verlag einfalle. Ob sie denn auch Bücher von Bachem besitze? "Lesse? – Han ich kei Zick für." Dass das Haus trotzdem fest in ihrem Bewusstsein verankert ist, spricht Bände.