Die Sonntagsfrage

"Hilft Weiterbildung bei der Chancengleichheit, Frau Harr?"

18. Juli 2018
von Börsenblatt
Brandstätter ruft Buchhändlerinnen auf, sich Gedanken über die Chancengleichheit in der Branche zu machen. Die Gewinnerin erhält ein Weiterbildungsstipendium. Was der Verlag damit bezweckt, erklärt Brandstätter-Vertriebsleiterin Friederike Harr.

Am 24. September erscheint bei Brandstätter das Debüt von Hanna Herbst, VICE Chefredakteurin in Wien, "Feministin sagt man nicht". Sie ist Mitinitiatorin des Frauenvolksbegehrens in Österreich 2018. Die Idee zur Kampagne stammt übrigens von unserem Marketingleiter Horst Grabensberger.

Die Buchbranche zeichnet sich nicht durch Chancengleichheit aus. Wir sind alle dazu aufgerufen, einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit zu leisten. "We all should be feminists!" so der Slogan unserer Kampagne. 71 % der Beschäftigten im Buchhandel sind Frauen, aber nur 31 % Führungskräfte. Die Gender-Pay-Gap liegt bei 22,7 %. Es gibt also noch viel zu tun!  Die Mehrheit der Leserinnen ist weiblich. Die Frauen sind es auch, die die Welt der Bücher maßgeblich und erfolgreich prägen. Wir wünschen uns mehr Frauen in der Führungsebene!

Was wir uns von der Aktion erhoffen? Wir möchten auf das Thema innerhalb der Branche aufmerksam machen. Um mehr Frauen an die Spitze zu bringen, braucht es Mut und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Deshalb wollen wir BuchhändlerInnen und Auszubildende motivieren, sich über die Chancengleichheit Gedanken zu machen und sich etwas einfallen zu lassen. Das können erste Ideen für Veranstaltungen, Social Media Kampagnen oder Aktionen in der Buchhandlung sowohl als auch schon ganz konkret durchgeführte Projekte sein. Gerne kann auch eine engagierte Kollegin aus dem Team nominiert werden. Seid mutig und schickt eine Mail an: feminists@brandstaetterverlag.com

An dieser Stelle fragt man sich vielleicht, wie die Karrierechancen für Frauen im Brandstätter Verlag aussehen. Tatsächlich stimmt die Quote bei Brandstätter – in der Geschäftsführung sitzen seit Juli zwei Frauen und zwei Männer. Alles richtig gemacht! Ich selbst habe mich klassisch raufgearbeitet: Praktikantin, Assistentin, Leitungsposition und jetzt eben Teil der Geschäftsführung. Mit etwas sanftem Druck, Ausdauer und Spucke geht das! Gute Ideen und Lust auf Neues tragen einen immer ein Stück weiter!

Laut der Studie des "Netzwerks Bücherfrauen" sind übrigens in den Verlagen 80 % der MitarbeiterInnen weiblich, aber bereits im mittleren Management sind 80 % der Entscheidungspositionen von Männern besetzt. In den Top-Positionen finden sich nur noch 4 % Frauen. Da sieht es im Buchhandel tatsächlich etwas besser aus.

Leider ist die Resonanz auf unseren Aufruf bisher noch mäßig. Wir haben die Aktion in unserer Vorschau veröffentlicht und bis jetzt recht wenig Bewerbungen erhalten. Deshalb wünschen wir uns durch die Berichterstattung in den Branchenmedien, dass sich mehr BuchhändlerInnen und Auszubildende mit ihren Ideen bei uns melden!

Ich bin davon überzeugt, dass Weiterbildung Frauen bei der Chancengleichheit hilft! Wissen stärkt das Selbstvertrauen und ermutigt einen, den nächsten Schritt zu gehen. Außerdem können Netzwerke ausgebaut werden – auch ganz wesentlich, wenn ich weiterkommen möchte. Unsere Branche befindet sich im Wandel. Neue Ideen werden dringend gebraucht. Weiterbildung regt zum Nachdenken und Hinterfragen an. Im besten Fall kann ich mich neu erfinden!


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