Offene Vorlesestunde in der Buchhandlung R²

Literatur-Quickies zwischen Brötchen und Marktbesuch

6. August 2018
von Börsenblatt
Die Buchhandlung R² in Siegburg veranstaltet jeden Samstag von 11 bis 13 Uhr ein „Offenes VorLesen“. Wöchentlich können sich Interessierte für den kommenden Samstag anmelden. Pro Lesesamstag kommen maximal sechs Vorleser zum Zug. Diese lesen jeweils bis zu einer Viertelstunde vor - meistens aus eigenen Werken.
Vom Anagram bis zur Kurzgeschichte

Bei der Auswahl der Texte sind die Teilnehmer völlig frei, berichtet Paul Remmel: Seine Erfahrung nach zwei Runden: „Die meisten lesen eigene Texte.“ Gedichte, Reisebeschreibungen, Kurzgeschichten, Anagramme wurden schon dargeboten – „da kann und soll alles passieren“, versichert Remmel, der sich über rege Nachfrage von Vorlesern freut, die eine Bühne suchen. Für die Vorleser stehen ein Tisch und ein Stuhl bereit – mehr nicht! Frei nach der Devise: „Texte pur!“, so Remmel. „Der Raum lässt sich auch ohne Mikrofon bespielen.“

Ein Honorar für die Vorleser gibt es nicht – am Ausgang steht ein Hut, der den R²-Veranstaltern zur Kostendeckung dient. Diese fallen überschaubar aus: „Es ist Literatur bei Wasser und Brot – kleine Wasserflaschen und nackelige Partybrötchen. Bei ganz geringem Aufwand erweisen wir der Literatur große Dienste!“, sagt Remmel gut gelaunt.

Kommen und Gehen

Nach jeder Kurzlesung gibt es eine Minipause von fünf Minuten zum Kommen, Gehen oder Bleiben. Diese Möglichkeit wir rege genutzt. „Es freut uns besonders, dass der Zulauf so gut ist“, sagt der Buchhändler. 27 Stühle sind gestellt, zum Teil standen die Besucher während der Lesung.

Auch bei der Vorlesedauer haben die Brüder Remmel die richtige Länge angesetzt: „Die Kürze der Zeit ist ein Erfolgsfaktor. Eine Viertelstunde ist nicht zu lang, aber lang genug, um sich einen guten Eindruck zu verschaffen. Um das zu gewährleisten, grätsche ich nach einer Viertelstunde erbarmungslos dazwischen“, erläutert Remmel.

Gegen den Leerstand: Vorleseort ist ein Pop-up-Store

Vorgelesen wird übrigens nicht in der Buchhandel R2 in der Holzgasse 45, sondern einige Häuser weiter in der Hausnummer 27. „Der Besitzer hat gewechselt. Bis klar ist, wie es mit dem Haus weiter geht, können wir die Räume nutzen. Die Reihe kann später im Oberstübchen unserer stattfinden“, erläutert Remmel, der sich freut, dass die Buchhandlung das leerstehende Gebäude „bespielen“ darf. Das Modell könnten auch andere Kommunen im Schulterschluss mit Immobilienmaklern umsetzen, findet Remmel. Vorteil für ihn: Es kommt Leben in die ungenutzten Räume und die Bestuhlung kann stehen bleiben.

Zum leerstehenden Gebäude haben die Brüder einen engen Bezug: „Es ist das Elternhaus unserer Großmutter, früher war dort einmal das jüdische Bad untergebracht“, berichtet Paul Remmel von der bewegten Geschichte des Hauses, das jetzt um ein weiteres Kapitel reicher ist.

Bislang sieht es ganz so aus, als würde die Reihe mit guten Besucherzahlen weiterlaufen – wer bekommt schließlich nicht gerne vorgelesen? „Wir feiern das (Vor-)Lesen mit diesen Literatur-Quickies zum Wochenende!“, jubelt Remmel.

Ansprechpartner:

Buchhandlung R² - Gebrüder Remmel
Paul Remmel
Holzgasse 45
53721 Siegburg
Tel. 02241 8667170
http://www.bvb-remmel.de