Novitäten zu Atheismus und Agnostizismus

Abschied vom Allmächtigen

23. August 2018
von Börsenblatt
Atheisten halten Gott für eine Erfindung, Agnostiker für unerforschlich. Beide eint der Gedanke, dass der Mensch auch ohne die Religion ein gutes Leben führen kann. Neue Bücher zum Thema.

Warum sich Gott nicht fassen lässt
Atheist und Agnostiker haben weniger miteinander gemeinsam, als man meinen könnte. Während der Atheist die Existenz Gottes bestreitet, ist der Agnostiker der festen Überzeugung, Gott nicht erkennen und nichts über ihn wissen zu können. Der Philosoph Wolfgang Detel, der zuletzt in Frankfurt gelehrt hat, liefert in seiner konzisen und auf zahlreiche Quellen gestützten Darstellung die Begründung dafür, weshalb Aussagen und selbst metaphorische Reden über Gott sinnlos sind. Stattdessen plädiert Detel für eine Religiosität ohne Gott, die die Existenz der Welt bewundert und nicht zu erfassen versucht.

Wolfgang Detel: "Warum wir nichts über Gott wissen können", Meiner Verlag, 118 S., 16,90 €

Weshalb man zum Lebensglück keinen Glauben braucht
Der frühere Wirtschaftsberater und Kommunalpolitiker Robert E. Manus dokumentiert in diesem Buch seine persönliche Abkehr vom Glauben. Unter dem Eindruck von Richard Dawkins’ Bestseller »Der Gotteswahn« setzt er sich unter anderem mit der naturwissenschaftlich fundierten Kritik an einem Schöpfergott sowie mit Christentum und Islam auseinander. Manus dekonstruiert deren schriftliche Offenbarungen und plädiert für ein an ethischen Prinzipien ausgerichtetes, glückliches Leben.

Robert E. Manus: "Glücklich ohne Gott", Tectum, 486 S., 21,95 €

Wie Atheisten ausgegrenzt und verfolgt werden
Bis Atheismus in den westlich geprägten Gesellschaften salonfähig werden konnte, mussten Jahrhunderte an (politischer)Aufklärungsarbeit geleistet werden. Und auch heute bedeutet öffentlich bekannter Unglaube in vielen Ländern der Welt das Todesurteil. Was Nichtreligiöse und Ungläubige zwischen dem 12. und 21. Jahrhundert weltweit an Verfolgung und Ausgrenzung erlitten und immer noch erleiden, beschreiben die Aufsätze dieses Tagungsbands in vielen Facetten.

Susan Richter (Hrsg.): "Verfolgter Unglaube. Atheismus und gesellschaftliche Exklusion in historischer Perspektive", Campus, September, ca. 375 S., 39,95 €

Was große Denker von Religion halten
Das Wiedererstarken der Religion in säkularen Gesellschaften ist ein Phämonen, das auch zu einer historischen Betrachtung einlädt. Was haben Religionsphilosophen und Religions­kritiker in fast 2 500 Jahren über Gott und die Religion gedacht? Sind die Gefahren und Widersprüche eines religiösen Weltverhältnisses nicht schon längst erkannt? Dieses von Michael Kühnlein herausgegebene Handbuch stellt die maßgeblichen Positionen theologischer, agnostischer und atheistischer Denker vor – von Platon über Sigmund Freud bis Charles Taylor. Jedes Kapitel enthält zudem eine Kurzbiografie, Quellen- und Literaturhinweise. Ein unverzichtbares Hilfsmittel für alle, die sich mit der Frage nach der Religion auseinander­setzen wollen.

 Michael Kühnlein (Hrsg.): "Religionsphilosophie und Religionskritik. Ein Handbuch", Suhrkamp, September, 946 S., 36 €