Preis der Stiftung Buchkunst 2018

"Schwimmt Brot in Milch?" ist das schönste Buch des Jahres

8. September 2018
von Börsenblatt
Ein Fest für das schöne Buch, und ein Preis für das schönste unter den schönen: Gestern Abend kürte die Stiftung Buchkunst in Frankfurt ihr Siegerbuch – "Schwimmt Brot in Milch?" von Katrin Stangl (Aladin Verlag). Die Laudatio hielt Clemens Meyer.

Das schönste Buch des Jahres 2018 ist ein Kinderbuch. Katrin Stangl, die sich von ihren Kindern inspirieren ließ, illustrierte es mit 30 Original-Flachdruck-Grafiken in vier Sonderfarben, ähnlich, wie sie es schon bei "Stark wie ein Bär" gemacht hatte (Aladin Verlag, 2013). Dass "Schwimmt Brot in Milch?" so viel Applaus und in diesem Jahr den Preis der Stiftung Buchkunst erhält, freut sie natürlich – diese Auszeichnung sei ein "großes Lob". Derzeit, verriet sie nach Preisverleihung, arbeitet sie an einem Tucholsky-Band für den Insel Verlag und an einem Projekt für den Peter Hammer Verlag. 

"Für mich ist dieser Preis ein guter Abschluss"

Stangl ist eine gefragte, erfahrene, vielseitige Illustratorin, sie hat bereits unzählige Bücher vorgestellt. Und sie ist, genau wie Steffen Meier, der Buchkunst-Jury nicht unbekannt: Der Hersteller des Aladin Verlags stand bei der Preisverleihung der schönsten Bücher gestern im Foyer des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt nicht zum ersten Mal schon auf der Bühne.

Anders als für Stangl bedeutete der gestrige Abend für ihn jedoch ein Abschied, vorläufig zumindest: Wie berichtet, wird der Aladin Verlag Anfang kommenden Jahres Teil der Thienemann-Gruppe (Bonnier) – Meier, der von der Gründung 2012 an dabei war, verliert nach eigener Aussage seinen Job. Wohin es ihn als nächstes zieht, wisse er noch nicht, aber das schmälere nicht seine Freude, erklärte er. "Für mich ist dieser Preis ein guter Abschluss."

"Die Buche ist ein extravagantes Medium"

Die Auszeichnung der Stiftung Buchkunst ist mit 10.000 Euro dotiert. Dazu gab es für die Sieger, wie in jedem Jahr, eine besondere Laudatio – diesmal von Clemens Meyer. Der Schriftsteller, seit Ende August Stadtschreiber von Bergen, hielt Stangl, Meier und dem Buch aber keine Rede im üblichen Sinn: Er intonierte ein Langgedicht, sehr poetisch, feierlich, frei. Ein Auszug:

"Blutbuchen, aus der Familie BUCH, das BLUTBUCH, die Bucheckern, das BUCHGEMECKER, das Buch, die Buchen trotzen dem Gewitter, den Gewittern, Wurzeln schlagen diese großen Bäume, und des nachts sieht man sie laufen, wie bei Tolkien, wie in viel viel älteren Märchen, von Ort zu Ort, ein Baum ein Baum ein Traum, auch dieser zur Familie gehörend, zum Stamm: die Buche, das Blut, der Baum, das Buch, der Traum. Rayuela, Himmel und Hölle, Modellbaukasten, Raum aus Papier, PAAR BIER, ‚Schwimmt Brot in Milch?’, so verschwindet langsam unser Griff, Zugriff auf --- spezifische Modelle von Wirklichkeit, die Buche ist ein extravagantes Medium..."

"Wider die Rastlosigkeit unserer Zeit"

Dabei ging es im Rahmen der Preisverleihung nicht nur um ein Buch, sondern die 25 "Schönsten Deutschen Bücher" des Jahres. Sie alle wurden gezeigt, gefeiert, gewürdigt, samt ihrer Gestalter, Hersteller, Verleger. Joachim Unseld, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Buchkunst und Verleger der Frankfurter Verlagsanstalt, kam dabei die Aufgabe zu, an das große Ganze zu erinnern. Daran, dass die Buchbranche "durch den Einbruch des Digitalen in unsere analoge Welt eher mehr als weniger disruptiv im Umbruch steht".

Die zentrale Frage sei, wann ein Buch ein Buch sei, so Unseld – "es ist die Frage, ob in der schönen neuen Welt der global übergreifenden alles unterwandernden Digitalisierung, die scheinbar vor Nichts und Niemandem Halt macht, die neue Technik ein Gottesgeschenk oder ein Danaergeschenk ist." Klar sei, meinte Unseld, dass die Stiftung Buchkunst bei allem an ihrer Zielsetzung festhalte: "das Buch als schönes körperliches Objekt zu stärken und darauf zu verweisen, dass durch eine bessere Wertigkeit und die gelungene Haptik des Objekts ‚Buch’ die Rastlosigkeit unserer Zeit entschleunigt werden kann."

"Ein wunderschöner bunter Haufen"

2018 konkurrierten insgesamt 729 Titel darum, eines der 25 "Schönsten Deutschen Bücher" zu werden. Für Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, war der Jahrgang einer wie kein anderer. Sie lobte die Vielfalt der prämierten Bücher. "Jedes für sich, ausgezeichnet für seine gestalterische und herstellerische Perfektion im Transport des jeweiligen Inhaltes", betonte sie in ihrer Laudatio. "Ein wunderschöner bunter Haufen. So bunt waren wir, seit ich die Juroren bei Ihrer kritischen Auswahl begleiten darf, noch nie."

Die schönsten Bücher unterwegs

Im Rahmen der feierlichen Preisverleihung im Musem Angewandte Kunst wurde auch der jährlich erscheinende Katalog der Schönsten Deutschen Bücher" präsentiert, den das Designbüro 2xGoldstein+Fronczek aus Rheinstetten gestaltet hat; die Fotografien kommen von Anne-Sophie Stolz.

Die prämierten Bücher selbst werden ab sofort auf große Wanderausstellung gehen und an zahlreichen Orten im In- und Ausland zu sehen sein, mehr als 70 Orte stehen auf dem Plan. Den Start machen zum Beispiel die Hamburger Bücherhallen (7. – 29.09. 2018) und die Altstädter Bücherstuben aus Osnabrück (7. – 22.09. 2018). Auch die Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt wird fortgeführt: Die 25 prämierten Bücher sind das ganze Jahr über im Foyer des Hauses zu sehen.

Eine Übersicht aller 25 schönen Bücher des Jahres und der drei Kandidaten, die in diesem Jahr den "Förderpreis für junge Buchgestaltung" finden Sie auf boersenblatt.net hier: Das sind die Schönsten deutschen Bücher 2018