Ruth Eising über die Hotlist als Gütesiegel

Den Titeln die Bühne bereiten

13. September 2018
von Börsenblatt
Die Hotlist feiert zehnten Geburtstag. Diesem Börsenblatt liegt die Jahresbestenliste aus der Produktion unabhängiger Verlage als Plakat bei. Der Buchhandel tut sich selbst einen Gefallen, wenn er das Gütesiegel aktiv nutzt, meint Ruth Eising.

Liebe Buchhändlerinnen und Buchhändler,
die heutige Ausgabe des Börsenblatts enthält das Plakat der Hotlist, mit der alljährlich zehn Bücher aus unabhängigen Verlagen ausgezeichnet werden. "Wieder so ein Plakat!", wird nun der eine oder andere von Ihnen denken. Als ehemalige Buchhändlerin kann ich diesen Gedanken gut nachvollziehen. Andererseits könnten Sie natürlich die Gelegenheit nutzen. Denn die Hotlist ist ein von Experten und Publikum gemeinsam vergebenes Gütesiegel. Und sie ist eine Auszeichnung für Verlage. Diese drei Merkmale unterscheiden sie von vielen anderen Preisen und sorgen seit nunmehr zehn Jahren für ihren Erfolg und ihre Beachtung.

Um einen Platz auf dieser Liste bewerben sich alljährlich rund 160 Verlage mit ihren besten Büchern. Es geht um Romane, um Lyrik oder um erzählende Sachbücher. Damit das Verfahren transparent ist, werden alle Einreichungen auf der Website veröffentlicht. Eine von Literaturkritikern und Buchhändlern besetzte Jury, die jährlich wechselt, wählt sieben Titel der Hotlist aus und bestimmt am Ende den Hauptpreisträger. Durch eine Publikumsabstimmung im Internet wird die Liste der Besten durch drei ­weitere Titel ergänzt.

Dieses Jahr feiert die Hotlist ihren zehnten Geburtstag. Als ­Auszeichnung steht sie neben dem Deutschen Buchpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse. Sicher haben ihr die wenigsten diese Langlebigkeit zugetraut. Anfangs war sie reiner Protest ­gegen die komplett von Titeln aus Großverlagen beherrschte Shortlist des Deutschen Buchpreises. Das war 2009. Initiiert von Blumenbar, schlossen sich über Nacht 20 Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen, um ­Novitäten unabhängiger Verlage ins Rampenlicht zu rücken. Die spontane Aktion und die dahinter stehende "rotzfreche Chuzpe" gefiel nicht nur Denis Scheck, der die Moderation der ersten Preisverleihung übernahm. Immer mehr Unterstützer sprangen der Idee einer Liste der besten Bücher aus unabhän­gigen Verlagen bei. Von nun an beteiligten sich Jahr für Jahr ­Tausende Leserinnen und Leser an den Internet-Abstimmungen der Hotlist.

Was können Sie als Buchhändlerin, als Buchhändler tun, um an dieser Erfolgsgeschichte mitzuwirken – und vor allem: um eigenen Nutzen aus ihr zu ziehen? Nehmen Sie die Hotlist wahr. ­Bereiten Sie diesen Titeln eine Bühne. Laden Sie Ihre Kunden zur Lektüre ein. Auch in ihrem zehnten Jahr ist die Hotlist auf Ihre persönliche Unterstützung angewiesen. Denn die Hotlist kann nur mit Plakaten und Lesezeichen Werbung machen. Das ist nicht viel angesichts des Werbedrucks, den andere entfalten ­können. Und es ist dennoch viel, weil die Hotlist über kein ­nennenswertes Budget verfügt. Trotzdem hat sie eine Jahr für Jahr wachsende Zahl von Unterstützern und Fans. Ihre Kunden könnten dazugehören. Aber nur dann, wenn Sie der Hotlist die Chance geben, die sie verdient. Und die zu Ihrem Engagement für ein vielfältiges Literaturangebot passt.

Ihre Ruth Eising


Ruth Eising ist gelernte Buchhändlerin und war auch in leitender Funktion tätig, bevor sie sich 2005 selbstständig machte. Gemeinsam mit Frank Niederländer betreibt sie die Agentur re-book kommunikation mit dem Schwerpunkt Kulturkommunikation.